Nelson sucht das Glück
Nelson Kateys Aufgewühltheit. Er verstand weder genau, worum es ging, noch die Gründe dafür, denn er konnte nicht begreifen, was es bedeutete, plötzlich vor dem Scherbenhaufen einer jungen Ehe zu stehen. Und auch das zutiefst menschliche Gefühl, betrogen worden zu sein, kannte er nicht. Doch er begriff sehr wohl, dass all diese Gefühle schmerzlich und schrecklich waren und dass sie das Herz seiner großen Liebe in seinen Grundfesten erschüttert hatten. Und so tat der kleine Hund alles, um Katey aufzumuntern und ihr ins Gedächtnis zu rufen, dass die Welt ein glücklicher und schöner Ort sein konnte. Wenn die Sonne schien, legte sich Katey oft stundenlang mit Nelson ins Gras. Zum Spielen hatte sie keine Lust, doch Nelson versuchte, sie dazu zu animieren, indem er auf sie sprang. Wenn sie weinte, leckte er ihr die Tränen vom Gesicht. Wenn des Nachts Don oder ihr Vater in ihren Albträumen auftauchten und Katey zuckend und weinend erwachte, war Nelson immer da. Dann kuschelte er sich ganz eng an sie, und irgendwann waren die nächtlichen Schatten um sie herum nicht mehr ganz so bedrohlich.
Es gab mehrere große Auseinandersetzungen zwischen Katey und Don. Direkt nachdem sie die Unterwäsche der anderen Frau in ihrem Bett gefunden hatte, wartete Katey eine halbe Stunde und dachte zuerst nach, bevor sie ihren Mann ganz ruhig mit ihrer Entdeckung konfrontierte. Er begann zu schluchzen, was Katey wiederum dazu brachte, ihn mit einer Intensität anzuschreien, die Nelson noch nie an ihr erlebt hatte. Doch der Hund hatte keine Angst. Es war eine sehr zielgerichtete Wut ihrem Ehemann gegenüber, und Nelson wusste, physisch würde sie keinem jemals etwas tun.
Don zog nicht aus. Wochenlang schlief er auf der Couch im Wohnzimmer. Er sprach leise mit Katey, weinte ein wenig, doch sie fand es schwierig, ihn näher an sich heranzulassen. Manchmal war Don auch wütend.
Nach etwa einer Woche begann Don, alle Hausarbeiten zu verrichten. Er putzte und kochte. Viel sagte er nicht zu Katey, aber er versuchte immer wieder, ihr einen kleinen Gefallen zu tun. Sie beachtete ihn nicht, doch mit der Zeit spürte Nelson, dass ihre Wut dahinschwand. Ganz langsam verflüchtigte sich der Geruch der anderen Frau im Haus, und es schien Nelson, als nehme das Leben wieder seinen alten Trott auf.
Nach einem Monat begann Don erneut bei ihnen oben zu schlafen. Er und Katey berührten sich nicht, noch sprachen sie miteinander. Sie lag mit dem Rücken zu ihm. Nelson roch, dass sie beide wach waren. Wenigstens herrschte Stille.
Katey ging jeden Tag mit Nelson spazieren. Sie ließen sich Zeit dafür. Oft durfte Nelson so lange an einem besonderen Baum oder an einem Blumenbeet schnuppern, wie er wollte, und auch anderen Hunden begegnete er mit großem Interesse. Sein Verlangen danach, das ganze Universum zu erschnüffeln und zu begreifen, wuchs und wuchs, und er zog ständig an der Leine. Manchmal nahm ihn Katey in einen Park in der Nachbarschaft mit, wo er auf den riesigen Rasenflächen frei laufen durfte. Nur wenn er sich allzu sehr von ihr entfernte, rief sie ihn, und er kam zu ihr zurück, rannte sie fast über den Haufen. Wenn sie von diesen Spaziergängen nach Hause kamen, fühlte er sich müde, aber wie neugeboren. Nur Kateys stille Traurigkeit dämpfte diese Stimmung.
Eines Nachts streckte Don die Hand aus und strich Katey sanft mit seinem Finger über den Rücken. Nelson knurrte ihn an, doch Katey zog den Hund an sich und beruhigte ihn. Auf Dons Annäherungsversuch reagierte sie nicht, doch sie ließ ihn gewähren. Er fuhr eine ganze Stunde damit fort und hörte erst damit auf, als er Kateys tiefes Atmen und leises Schnarchen hörte. An diesem Abend schlief Nelson selig ein.
In einer der darauffolgenden Nächte schliefen Katey und Don zum ersten Mal wieder miteinander. Es war ein sehr leiser Liebesakt, bei dem sie sich auch nicht viel bewegten. Nelson roch, dass sie ihn auch genossen, doch sie waren noch weit von dem Paar entfernt, das vor ein paar Jahren aus den Flitterwochen in Italien zurückgekehrt war.
Eines Sommermorgens im Juli war Nelson draußen im Garten, als er hörte, wie drinnen ein großer Streit ausbrach. Katey und Don schrien sich an. Nelson hörte ihnen still zu. Der Gestank von großem Zorn wehte durch das Küchenfenster. Das war alles, was Nelson beobachten konnte, er verstand jedoch nicht den Inhalt der Diskussion – dass Don nämlich das Gefühl habe, Katey zeige zu wenig Mitgefühl mit ihm, nachdem eine weitere
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