Nelson sucht das Glück
Nähe eine Tür öffnete, wie er die Ohren aufstellte, als wartete er auf jemand Besonderen. Und Juan fragte sich, wer wohl die Besitzer von Nelson gewesen waren.
Jeden Tag eine Stunde lang holte der Tierarzt mit der Unterstützung des Pflegers, der gerade Dienst hatte, Nelson aus der Box und verbrachte Zeit mit ihm, versuchte, ihm dabei zu helfen, dass er wieder laufen oder zumindest auf seinen drei verbliebenen Beinen stehen konnte. Dougal war ein viel beschäftigter Mann, und er wusste, dass niemand ihm für seine Extraarbeit an diesem Patienten etwas bezahlen würde. Doch solange er mit der Klinik so viel verdiente, dass er sich selbst und seine Familie damit ernähren konnte, würde jedes Tier, das sich in seinen vier Wänden aufhielt, die bestmögliche Behandlung erhalten und hoffentlich gesund die Klinik wieder verlassen. Der Tierarzt wusste, dass es am Ende der Hund war, der darüber entscheiden würde, ob er nach dem Verlust eines Beines zurechtkam oder nicht. Er hatte schon oft geschwächte Tiere erlebt, und ganz gleich, was er als Arzt tat, gab es in manchen von ihnen einen verzweifelten Willen, zu überleben, während andere an einem gewissen Punkt diesen Willen einfach verloren. In den ersten Tagen nach Nelsons Unfall wusste der Tierarzt noch nicht, zu welcher Gruppe er wohl gehörte.
Während der Tierarzt und seine Pfleger sich bemühten, Nelson im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine zu stellen, wuchs in dem Hund die Frustration darüber, dass er nicht laufen konnte. Trotz der Düsternis, die ihn manchmal überkam, war der Grund für Nelsons Wunsch, wieder laufen zu können, recht simpel. Wenn er gehen konnte, dann konnte er vielleicht auch Lucy finden. Sie brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte. Jemand musste sie vor dem Kojoten beschützen. Und nur wenn er wieder gehen lernte, würde er eines Tages vielleicht auch seine große Liebe wiederfinden. In seinem Hundeherz verdichtete sich der Wunsch, sich auf seinen drei Beinen bewegen zu können, zu einer festen und unerschütterlichen Entschlossenheit.
Schon bald schien das winzige Licht, das der Tierarzt manchmal in den Augen des kleinen Hundes aufflackern sah, immer heller zu leuchten. Nelson fiel immer noch ab und zu um, manchmal winselnd, wenn der Tierarzt und einer der Pfleger versuchten, ihn festzuhalten, damit er stehen lernen konnte. Doch gelegentlich wedelte er auch mit seiner schönen Rute, und der Tierarzt dachte, das könne vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass der Hund ein gewisses Vertrauen in seine Fähigkeit, auf drei Beinen stehen zu können, entwickelt habe. Und dann bemerkte Dougal etwas Interessantes. Der Hund begann, seinen Schwanz ganz leicht seitlich zu halten, in der entgegengesetzten Richtung zu seinem fehlenden Bein. Offenbar versuchte er, mit seinem Schwanz das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Eines schönen Tages, etwa drei Wochen nach dem Unfall, stand Nelson aufrecht auf drei Beinen. Der große, flauschige Schwanz war leicht zur Seite gerichtet und hielt den Hund so gut im Gleichgewicht, dass sein Körper ihn tragen konnte. Dougal und Juan jubelten, und Nelson spürte, wie sehr sie sich über das freuten, was er gerade erreicht hatte. Er stand nur einen Moment lang da und versuchte herauszufinden, wie sich diese neue körperliche Situation anfühlte. An der Stelle, wo sich sein Bein befunden hatte, pochte immer noch ein dumpfer Schmerz, doch sein Herz schlug kräftig.
Er fiel immer noch oft um, aber schon bald fühlte sich Nelson in seiner neuen charakteristischen Haltung recht wohl. Indem er den Körper leicht zur Seite neigte und dabei die Rute weit zur anderen Seite hinüberzog, gelang es ihm, das Gleichgewicht zu halten. Bevor er die ersten kleinen, stolpernden Schritte machen konnte, vergingen noch mal zwei Wochen. Zuerst waren es kaum mehr als ein paar zufällige Hüpfer, doch nach ein paar Tagen bewegte sich Nelson schon recht geschickt vorwärts. Dougal, Juan und Suzi staunten über den Fortschritt des kleinen Hundes. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sich frei auf seinen drei Beinen fortbewegen konnte, wobei er immer seine stattliche Rute zu Hilfe nahm, um das Gleichgewicht zu halten. So wurde sein Schwanz zu seinem vierten Bein. Während seine Vorderläufe sich ganz normal vorwärtsbewegten, hüpfte er mit dem verbliebenen Hinterlauf, während er den flauschigen, großen Schwanz hoch in die Luft reckte und ständig damit sein Gleichgewicht austarierte. Doch Nelson verschwendete keinen
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