Nelson sucht das Glück
Kleidung, Jeans, T-Shirt und Pullover. Die drei verbrachten eine Weile damit, Nelson ein besonders gutes Fressen aus aufgeschnittenem Huhn und Reis zu geben, und spielten etwa eine Stunde mit dem Hund. Nelson genoss die Aufmerksamkeit und Zuneigung, doch er war auch klug genug, zu wissen, dass das die Art und Weise war, wie Menschen Abschied nahmen. Als Juan Nelson in seinem Pick-up zum Tierheim fuhr, lag Nelson ruhig auf Suzis Schoß, die ihn am Kopf kraulte, so wie Katey es oft getan hatte. Er vertraute Juan und Suzi, doch sein Geruchssinn sagte ihm, dass er sich bald von ihnen verabschieden musste.
Es gab zwei Tierheime in Kalispell. Die Einrichtung im Zentrum von Kalispell war eine, wo nicht vermittelbare Tiere nicht eingeschläfert wurden, ein Heim, das von freundlichen und warmherzigen Menschen geführt wurde. Dorthin brachte Dougal die Streuner, die eine Weile in seiner Klinik gewesen waren, am liebsten. Doch das Haus platzte aus allen Nähten und war in ständiger Geldnot, und so musste Dougal zu seiner großen Enttäuschung erfahren, dass es trotz mehrerer telefonischer Anfragen dort einfach keinen Platz für Nelson gab. Dougal wusste, dass sie jetzt nur noch das Beste hoffen konnten. Das andere Tierheim in Kalispell war ein kleines, graues Gebäude am Rande der Stadt. Juan trug Nelson hinein, tätschelte ihm sanft den Kopf. Die dicke Dame am Empfang kannte Juan, und zusammen füllten sie ein paar Formulare aus. Nelson schnüffelte. Es roch überwältigend stark nach Hund, und er konnte in allernächster Nähe die Witterung von zehn, nein, fünfzehn anderen Hunden ausmachen. Auch seine Ohren bestätigten dies, denn lautes, vielstimmiges Bellen, auch von einigen großen Hunden, begrüßte ihn und machte ihm Angst. Er zitterte. Doch es lag auch noch ein anderer Geruch in der Luft, ein dunkles und erdrückendes Aroma, das Nelson noch nie gerochen hatte. Ein wenig roch es nach Hund, doch einige böse und bedrohliche Untertöne waren sehr stark.
Nelson versuchte Dougal und Juan zu beschwichtigen, als sie sich von ihm verabschiedeten. Er spürte, dass sie ihn nicht gern zurückließen. Er leckte ihnen die Tränen vom Gesicht, als sie ihn an sich drückten und ein letztes Mal streichelten.
Die dicke Dame, Cecilia, war einer der beiden Menschen, mit denen Nelson in der folgenden Woche viel zu tun hatte. Cecilia kümmerte sich um den Papierkram und um einige der verantwortungsvolleren Aufgaben in der Führung des Tierheims. Ein Mann namens Eddie putzte das Heim täglich und gab den Hunden zu fressen. Als Nelson zum ersten Mal Cecilias Witterung aufnahm, war von einer Regung oder einem Gefühl wenig zu spüren, ob nun positiv oder negativ. Sie stand Hunden neutral gegenüber. Eddie trug irgendeinen unbekannten Schmerz mit sich herum und ging mit keinem der Hunde aus dem Heim eine besondere Bindung ein. Während der Zeit, die Nelson hier verbrachte, verspürte er in keinerlei Hinsicht eine Beziehung zu den Menschen, so wie er sie in Dougals Klinik genossen hatte. Das Tierheim war ein grauer, trauriger Ort.
Nelson zitterte vor Angst, als Cecilia mit ihm den Hauptraum des Heimes betrat, wo in sechs großen Boxen vierzehn Hunde gehalten wurden. Mindestens die Hälfte der Hunde waren Pitbulls. Oft kauften Menschen diese Hunderasse, weil sie begeistert von ihrer Stärke waren, doch dann bemerkten sie, wie schwierig die Hunde zu halten waren, und brachten sie irgendwann ins Tierheim. Die Hunde knurrten und bellten, als Cecilia mit dem Neuankömmling auf dem Arm hereinkam. Nelson winselte unterwürfig. Die Pitbulls und ein Schäferhund-Mischling fletschten die Zähne und beobachteten Nelson mit bösen Augen. Obwohl Eddie eigentlich jedes der Tiere eine Weile pro Tag nach draußen bringen sollte, drückte er sich meist um diese Aufgabe, und so äußerte sich die aufgestaute Energie der starken Hunde in Aggression.
Cecilia öffnete die Tür zu einem Käfig ganz hinten, der kleineren Hunden vorbehalten war. Dort setzte sie Nelson auf dem Boden ab, und einen Moment lang verlor er das Gleichgewicht und fiel um. Dougal und die Pfleger in der Klinik hatten Nelson immer ganz vorsichtig abgesetzt, wenn sie ihn auf dem Arm getragen hatten, doch Cecilia hatte es noch nie mit einem dreibeinigen Hund zu tun gehabt. Sie half ihm auch nicht, als er versuchte, sich wieder aufzurappeln, sondern schloss nur die Tür und verschwand. Mit diesem Hund würde sie sowieso nicht lange zu tun haben, dachte sie.
Die beiden anderen Hunde in
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