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Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht

Titel: Nemesis 01 - Die Zeit vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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berücksichtigt.«
    Das erstaunte Raunen, auf das ich wartete, blieb aus.
    Alles andere aber auch. Alle — selbst Maria — starrten von Thun einfach nur mit mehr oder weniger fassungslosem Gesicht an. Siebenstellig? Ich war noch nie besonders gut in Mathematik gewesen, aber das verstand vermutlich sogar Ed. Jeder von uns würde mehr als eine Million erben? Und was bedeutete überhaupt mehr als eine Million? Das konnten anderthalb sein, aber auch fünf oder neun. Mir begann leicht schwindelig zu werden. Flemming hatte am Telefon die eine oder andere entsprechende Andeutung gemacht, aber das …
    Schließlich war es Ellen, die das atemlose Schweigen brach. »Was genau meinen Sie mit sollte?«
    »Klaus Sänger hat ein paar Bedingungen an das Erbe geknüpft«, antwortete von Thun. »Ich kann Sie beruhigen: Bei den meisten handelt es sich nur um Formalitäten, über die Sie sich nicht den Kopf zerbrechen sollten.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Judith.
    »Sie müssten sich zum Beispiel einverstanden erklären, gewisse Immobilien nicht zu veräußern.«
    »Zum Beispiel diese Ruine hier«, vermutete Ed.
    »Zum Beispiel«, bestätigte von Thun. »Klaus Sänger wollte offensichtlich verhindern, dass sein Erbe …« Er suchte nach Worten.
    »Verschleudert wird?«, schlug ich vor. Ich wollte es nicht, aber ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick dabei in Eds Richtung irrte. Eds Gesicht wurde noch finsterer, aber Ellen gab sich nicht einmal Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Darüber hinaus gibt es gewisse Institutionen und Stiftungen, die Sie weiterhin aufrechterhalten müssten …« Er hob die Schultern. »Aber wie gesagt: Zumindest nach dem Einblick, den ich bisher in die Aktenlage habe, dürfte der verbliebene Rest immer noch enorm sein. Mehr als nur ein kleines Vermögen, um es vorsichtig auszudrücken.«
    »Und wo ist der Haken?«, fragte Ed geradeheraus.
    Von Thun druckste einen Moment lang herum. Er sah keinen von uns direkt an, als er antwortete. »Wie gesagt, Klaus Sänger war ein wenig exzentrisch. Er hat verfügt, dass nur zwei von Ihnen in den Genuss des Erbes gelangen sollen. Und auch das erst nach einer gewissen Weile und nach Erfüllung gewisser … äh … Bedingungen.«
    »Und wie genau sehen diese Bedingungen aus?«, fragte Ellen.
    Von Thun räusperte sich unbehaglich. »Klaus Sänger hat verfügt, dass sein gesamtes Vermögen weiterhin im Besitz der Familie bleibt«, antwortete er. »Um dies zu erreichen, müssten zwei der hier Anwesenden heiraten und ihren Familiennamen in Sänger umändern lassen.«
    Diesmal dauerte das Schweigen, das sich im Raum ausbreitete, länger.
    »Soll … soll das ein Witz sein?«, murmelte Maria schließlich.
    »Ich fürchte, nein«, antwortete von Thun. »Klaus Sängers erklärtes und vorrangigstes Ziel war es, die Familie nicht aussterben zu lassen. Die Bedingungen in seiner letztwilligen Verfügung sind da ganz eindeutig, fürchte ich.«
    »Also, jetzt mal langsam, zum Mitschreiben«, sagte Ed.
    »Sie wollen sagen, dass zwei von uns heiraten und den Namen Sänger annehmen müssen und dann gibt es das Geld?«
    »Das ist doch wohl ein Scherz!«, sagte Maria empört.
    »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass …«
    »… irgendjemand dich freiwillig heiraten würde, Schätzchen?«, unterbrach sie Ed grinsend. Er schüttelte den Kopf. »Keine Sorge.«
    »Bitte!«, sagte Ellen. »Das muss ja jetzt wohl nicht sein.«
    »Ich finde schon«, sagte Maria wütend. »Das ist absurd!«
    »Jetzt reg dich wieder ab«, knurrte Ed. »Wo ist das Problem? Zwei von uns heiraten, ändern ihren Namen und kassieren die dicke Kohle. Und sobald wir sie haben, lassen wir uns wieder scheiden.« Er grinste so breit, als versuchte er, seine eigenen Ohrläppchen zu verschlucken. »Sänger ist kein schlechter Name, finde ich. Für ein paar Millionen in cash lasse ich mich auch auf Hansrudi Knickebein umtaufen, wenn’s sein muss.«
    »Ich fürchte, ganz so einfach wird es nicht sein«, sagte von Thun. »Das Sänger-Vermögen ist momentan treuhänderisch angelegt und das wird auch noch für mindestens fünf Jahre so bleiben. Es ist nicht damit getan, eine Scheinehe zu schließen und sich danach wieder scheiden zu lassen. Ich fürchte, das hat Klaus Sänger vorausgesehen.«
    »War ja auch zu schön gewesen«, knurrte Ed. »Und welche beiden von uns sind nun die glücklichen? Ich meine: Was machen Sie, wenn zwei Paare ja sagen? Oder gleich drei?«
    Von Thun hob die Schultern. »Wie gesagt, das Erbe

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