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Nemesis 02 - Geisterstunde

Nemesis 02 - Geisterstunde

Titel: Nemesis 02 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
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er schließlich.
    »Tatsächlich – was?«, fragte ich.
    Ich bekam so wenig eine Antwort wie Maria gerade, aber Stefan trat nun wieder auf mich zu, schob mich mit der freien Hand kurzerhand beiseite und machte einen Schritt durch die Tür, vor der er stehen geblieben war.
    Als das Licht in den dahinter liegenden Raum fiel, sah ich, dass es die Kammer mit dem Generator und den leeren Benzinkanistern war.
    »Fällt euch nichts auf?«, fragte Stefan.
    Ich tat ihm den Gefallen, mich noch einmal kurz in dem hoffnungslos vollgestopften Kellerraum umzusehen, schüttelte aber dann ärgerlich den Kopf. Mir war wirklich nicht nach Ratespielchen. Alles, was ich wollte, war, von hier zu verschwinden.
    Stefan hob die Lampe noch ein wenig höher. Das Licht flackerte und ließ die Schatten im Raum einen beunruhigenden, hektischen Tanz aufführen. »Das wundert mich nicht«, sagte er. »Vorhin ist es mir auch nicht aufgefallen.«
    »Was?«, fragte Judith. Ihre Stimme klang ein bisschen genervt.
    »Das Licht«, antwortete Stefan. »Es flackert. Siehst du?« Er hielt die Lampe nun ganz ruhig, aber die Flamme hinter der schmutzigen, gesprungenen Scheibe bewegte sich weiter sachte hin und her. »Hier zieht es. Nicht sehr stark, aber wenn man darauf achtet, merkt man es.«
    Er hatte Recht. Die Zugluft riss uns nicht unbedingt die Augenbrauen aus den Gesichtern, aber nun, wo Stefan mich darauf aufmerksam gemacht hatte, bemerkte auch ich einen ganz schwachen Luftzug, der aus einer Richtung kam, aus der er eigentlich nicht kommen konnte: direkt aus dem Kellerraum heraus.
    »Das ist doch Quatsch«, sagte Carl. Er klang ein bisschen nervös, fand ich. »In dieser Bruchbude zieht es an allen Ecken und Enden.«
    Stefan ignorierte ihn, trat ganz in den Keller hinein und schwenkte die Laterne langsam in einem Halbkreis von rechts nach links. Die tanzenden Schatten, die die Bewegung begleiteten, verwandelten den uralten Generator in etwas anderes, Beunruhigendes.
    »Sind Sie verrückt?«, keuchte Carl. »Das sind Benzinkanister!«
    Stefan würdigte ihn noch immer keines Blickes, sondern trat ganz im Gegenteil einen weiteren Schritt auf den fast deckenhohen Stapel aus unordentlich übereinander geschichteten Metallkanistern zu, stellte seine Lampe auf den Boden und musste sich nicht besonders weit recken, um den obersten Kanister von dem Stapel herunterzunehmen. Ohne auf Carls neuerliches erschrockenes Keuchen Rücksicht zu nehmen, öffnete er ihn und schnüffelte daran. »Leer«, sagte er. »Seit schätzungsweise fünfzig Jahren.«
    Er nahm seine Lampe wieder auf und bewegte sie erneut im Halbkreis. Als sie den Generator passierte, flackerte die kleine Flamme nur durch seine Bewegung; dann bewegte er die Laterne an dem Kanisterstapel entlang und das Flackern nahm deutlich zu.
    »Dahinter ist etwas«, sagte er. »Hier – halt fest.«
    Er drückte mir die Laterne in die Hand, griff sich gleich vier der übereinander gestapelten leeren Kanister und warf sie achtlos zur Seite. Carl sagte irgendetwas, aber seine Worte gingen im Scheppern der leeren Metallbehälter unter, und Stefan packte sich einen weiteren Stapel und dann noch einen und noch einen. Und schon nach ein paar Augenblicken wurde klar, dass er Recht gehabt hatte: Was wie ein massives Hindernis ausgesehen hatte, erwies sich als eine sorgsam aufgebaute Wand aus leeren Kanistern, hinter der ein gut meterhohes Loch in der Mauer gähnte.
    »Na so was«, sagte Stefan. Er klang fast fröhlich. »Ihr scheint aber ziemlich große Mäuse hier zu haben.« Er machte sich jetzt nicht mehr die Mühe, die Kanister einzeln wegzuräumen, sondern fegte das Hindernis einfach mit ein paar abschließenden unwilligen Bewegungen aus dem Weg, griff mit einer fordernden Geste hinter sich und warf mir einen ärgerlichen Blick über die Schulter hinweg zu, als ich ihm nicht schnell genug die Laterne in die Hand drückte.

Ich fühlte mich immer unbehaglicher und auch Judiths Hand schloss sich fester um meine Finger. Stefan, der in einer fast grotesken Haltung auf einer immer noch kniehohen Schicht zerbeulter, rostiger Benzinkanister lag, streckte die Hand mit der Laterne durch das Loch, ohne dass dahinter mehr als verschwommene Schatten und tanzender Staub sichtbar wurden, aber der Luftzug war nun stärker geworden, und auch wenn er ebenso unangenehm und muffig roch wie alles hier, war er doch ganz zweifellos frischer. Zugleich wurde es hier drinnen wieder dunkler, und ich musste mich mit aller Macht gegen die

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