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Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Titel: Nemesis 04 - In dunkelster Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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klar gewesen war, als ich mit Carl hier heraufkam: Der dickliche Althippie war darauf aus, Zwietracht zu säen, damit wir aufeinander losgingen und er vielleicht den Augenblick zur Flucht nutzen konnte, auch wenn er damit vielleicht nicht ganz aus dem Schneider war. Jedes Wort, was jetzt noch weiter gesprochen wurde, würde den Streit nur vertiefen.
    »Du solltest meine Gnade nicht mit Vertrauen verwechseln, Carl. Nur weil ich mich im Zweifel für den Angeklagten entschieden habe, heißt das noch lange nicht, dass ich dir über den Weg traue.« Ellen wandte sich dem Wirt zu und maß ihn mit einem verächtlichen Blick.
    Auch ihr war der misslungene Versuch, uns gegeneinander aufzuhetzen, nicht entgangen, und sie zog daraus weitere Schlüsse für sich. Herzlichen Glückwunsch, Dicker, dachte ich zufrieden bei mir, während sie weitersprach. So sah ein klassisches Eigentor aus. »Weißt du Carl, für meinen Geschmack gibt es ein paar Indizien zu viel, die gegen dich sprechen.« Sie wies Judith mit einer Handbewegung an, sich auf dem freien Bett niederzulassen, zauberte ein Paar Aidshandschuhe aus dem Erste-Hilfe-Kasten neben dem Handtuch hervor, nahm die gebogene Nadel und fädelte geschickt den blauen Faden ein. »Da wäre zunächst die Tatsache, dass wir uns alle in deinem Lokal getroffen haben.«
    »Aber das ist die einzige Wirtschaft im Dorf!«, entgegnete Carl aufgebracht. »Wo hätte das Treffen denn sonst stattfinden sollen?«
    »Dann wäre da noch der Umstand, dass du schon eine ganze Weile Hausmeister hier in der Burg spielst und die Besitzer dieses Gemäuers kennen musst.
    Was du uns verschwiegen hast, solange es nur eben ging«, fuhr Ellen unbeirrt fort, während sie Judiths Arm mit einem der alkoholgetränkten Wattetupfer säuberte.
    »Denk an was anderes ...«
    Schätzchen, fügte ich in Gedanken hinzu. Sie hatte sich ihre Lieblingsanrede für Judith wieder verkniffen; Carl hatte ganze Arbeit geleistet. Wenn Ellens Verdacht eben noch in Judiths Richtung tendiert hatte und sie drauf und dran gewesen war, sie zu quälen, bis sie alles sagte, was Ellen hören wollte, so wie ich es vorhin noch mit dem Wirt vorgehabt hatte, dann hatte er ihr geballtes Misstrauen mit seiner dämlichen Bemerkung zumindest für den Augenblick auf einer Schnellstraße zu sich selbst umgeleitet.
    »Es wird nur ein bisschen pieksen«, erklärte Ellen in erstaunlich einfühlsamem Tonfall an Judith gewandt, die sich angespannt mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe biss und skeptisch jede noch so kleine Bewegung der jungen Ärztin mit zwar nicht allzu ängstlichen, aber enorm misstrauischen Blicken verfolgte. Der sadistische Unterton war aus Ellens Stimme verschwunden, und auch ihr Blick schien, sofern ich das von der Seite aus beurteilen konnte, nicht mehr kühl und kampflustig, sondern so aufmerksam und ruhig, dass er nahezu liebevoll wirkte. »Je stärker du dich darauf konzentrierst, desto mehr wird dir der Schmerz zu schaffen machen«, erklärte sie ruhig. »Sag du uns doch, was du von Carl hältst. Jede Ablenkung ist jetzt willkommen.«
    »Was wird das?« Carl wich einen Schritt zurück Richtung Ausgang. Sorgenvoll suchte ich nach dem großen Tranchiermesser oder dem Dolch, aber beides lag in Ellens Griffweite. Carl hätte auf dem Absatz kehrt machen und aus dem Zimmer stürmen können, aber entweder war er zu feige, oder er hatte zumindest genug Grips in seinem unattraktiven Schädel, um zu begreifen, dass er besser daran tat, der Ärztin hier Rede und Antwort zu stehen, als die Beine in die Hand zu nehmen und sich damit endgültig zum Hauptverdächtigen zu machen. Er wusste, er würde unweigerlich sofort und ohne weitere Diskussionen in seine molekularen Bausteine zerlegt werden, sobald wir ihn zwischen die Finger bekämen. Und weit würde er nicht kommen. Es gab keinen Ausgang, und außerdem war jeder einzelne von uns im Laufschritt wahrscheinlich schneller, als der dicke Wirt im Sprint. »Wird das hier ein Tribunal mit therapeutischem Hintergrund?«, fragte er in einer Mischung aus Schrecken und Ärger. Ich sah, wie sich wieder feine Schweißperlchen auf seiner Stirn und hinter seinen Ohren sammelten. »Als was spielt ihr drei euch hier eigentlich auf? Bin ich jetzt der nächste auf der Todesliste? Vielleicht weil mein Vater als Fotograf auch für die Nazis gearbeitet hat? Das würde dann ja prima mit Eds Tod in eine Reihe passen!«
    »Was hingegen so gar nicht in eine Reihe passt, ist die Tatsache, dass der Mörder, der

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