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Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Titel: Nemesis 04 - In dunkelster Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Aber selbst wenn er es gesagt hat: Von Thun ist ein alter Mann, fast schon ein bisschen senil, wie es manchmal scheint, und –«
    »Das hast du nicht gesagt –«, fiel ich ihm mit wütender, in rasender Eile aufflammender Verzweiflung ins Wort, wurde aber sofort wieder von Ellen unterbrochen.
    »Du meinst, wir sitzen hier womöglich tagelang fest?«, fragte sie fassungslos. Ihre aufgesetzte Arroganz war schlagartig verflogen. »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Entschuldige«, näselte der Wirt gekünstelt und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich vergaß, ihr Städter habt natürlich immer Recht. Aber ich lebe hier.
    Ich kenne meine Leute. Hier oben wird sich so schnell keiner blicken lassen, um nach uns zu suchen.«
    »Dann werden wir ein Feuer legen«, entschied sich Judith dafür, Eds hirnrissige Idee wieder aufzugreifen.
    »Das kann man unten im Dorf sehen, und bald sind dann Rettungskräfte da.«
    »Willst du wirklich in dieser Burg gefangen sitzen, während es brennt?« Ich bemühte mich, ein Verdrehen meiner Augen über so viel Dummheit zu unterdrücken, verzieh ihr aber auf der Stelle den dämlichen Einfall in Anbetracht ihrer Verzweiflung, die von mir schließlich genauso Besitz ergriffen hatte. Stattdessen verwünschte ich mich selbst für meine allzu rege Fantasie, die mir ihre Idee, einen Teil der Burg abzufackeln, in den schillerndsten Farben vor meinem inneren Auge vorspielte und mich frösteln ließ. »Burgen wurden gebaut, damit man nicht so leicht hineinkommt. Diese hier hegt wie die meisten auf einem Berg, und es gibt nur einen Zufahrtsweg, der auch noch gründlich blockiert ist. Kannst du mir erklären, wie die Feuerwehr hier hinein soll, wenn das Tor verbarrikadiert ist? Und hast du vielleicht irgendwo einen Hydranten gesehen? Wenn wir die Burg anzünden, dann kann uns das Kopf und Kragen kosten. Sieh dir doch nur mal die Decken hier an! Alles Holz! Und alle Balken knochentrocken! Der Laden wird brennen wie Zunder, und wir sitzen hier oben gefangen und kommen nicht heraus. Lieber stelle ich mich einem wahnsinnigen Killer, als dass ich mir meinen eigenen Scheiterhaufen bastle!«
    Carl nickte zustimmend. »Hier ein Feuer zu legen ist eine beschissene Idee«, bestätigte er. »Obendrein gibt es im Ort gar keine Feuerwehr, die muss aus den Nachbardörfern anrücken. Und jeder Liter Löschwasser muss hier auf den Berg gebracht werden. Selbst wenn die Feuerwehr vorbildlich schnell anrückt, wird die Burg schneller abbrennen, als die das Löschwasser heranschaffen können.«
    Ellen machte sich an ihrem Handy zu schaffen. Stumm beobachteten wir, wie sie immer wieder Nummern in das kleine Gerät eintippte, und hofften, ihre Miene würde sich unverhofft erhellen und sie würde endlich jemanden am anderen Ende haben, dem sie aufgeregt erzählen könnte, wo sie sich befand, was passiert war, und dass wir verdammt noch mal schnellstmöglich Hilfe brauchten. Aber statt Erleichterung, die es aufhellte, war es schließlich Frustration, die ihr Gesicht überschattete und mit der sie das kleine Gerät endlich zornig auf ihr Bett feuerte.
    »Keine Verbindung«, fluchte sie. »Es ist fast, als würde man mutwillig jeden Kontakt zur Außenwelt stören. Ich komme einfach nicht durch. Die Nummer erscheint auf dem Display, und das war's dann auch schon.«
    »Das Tal ist ein Funkloch«, erklärte Carl seufzend und mit einem Gesichtsausdruck, als müsse er der Ärztin gerade erklären, warum der Klapperstorch ein Kind bekommt, wenn Bienchen und Blümchen nackig schmusen waren. »Wir haben hier alle Festnetzanschlüsse.«
    »Aber wir sitzen doch hier auf einem Berg. Das gibt es doch gar nicht!«, begehrte Judith auf, als habe die Qualität eines Handyempfangs etwas mit der Höhe zu tun, in der man sich befindet.
    Der Wirt verzog sein zerschlagenes Gesicht zu einem abfälligen Lächeln. »Das hier ist die Eifel, mein Kind.
    Hier ticken die Uhren anders. Das Mobilfunknetz hat hier noch beträchtliche Lücken, weil hier nämlich nur wenige Irre mit tragbaren Telefonen herumlaufen.«
    »Lassen wir das«, entschied ich, ehe Carl auf seine herablassende Art einen neuerlichen Streit provozieren und Judith sich in ihrer Verzweiflung, die scheinbar einen wesentlichen Teil ihres zweifellos nicht geringen Intellekts außer Betrieb zu setzen vermochte, um Kopf und Kragen reden konnte. »Sehen wir uns lieber erst mal Marias Koffer an. Danach sollten wir sie suchen gehen.«
    »Man beachte die Reihenfolge«, unkte der Wirt. »Erst

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