Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Titel: Nemesis 04 - In dunkelster Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Abbruch. Im Gegenteil, es gab ihrer makellosen Schönheit zusätzlich etwas ungemein Leidenschaftliches, vielleicht, weil es mich unbewusst an den Sex mit Judith erinnerte. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm, das sich aus einem knappen, aufregend taillierten Blazer und einem Minirock zusammensetzte, der ihr kaum bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und damit exakt das Maß traf, an dem er noch nicht billig, trotzdem aber ungemein sexy wirkte. Ihre langen, schlanken Beine steckten in einer eleganten, schwarzen Strumpfhose, die nichts kaschierte, sondern eher noch ihre makellos glatte Haut ohne Grübchen und Narben betonte. Die mit Sicherheit ebenso wie der Rest ihres einwandfreien Körpers makellos geformten Füße steckten in einem Paar zierlicher schwarzer Pumps mit Pfennigabsätzen, auf denen zu gehen in meinen Augen an eine zirkusreife Nummer grenzte. Die weiße Bluse, die sie unter ihrem Blazer trug, war unglaublich tief ausgeschnitten und forderte begehrliche Blicke wie den, mit dem ich sie unpassenderweise in diesem Augenblick wahrscheinlich nur allzu unverblümt musterte, geradezu heraus.
    »Etwas overdressed«, kommentierte Judith kühl, wobei sie mich noch immer fest umklammert hielt. Ich spürte, wie sich ihre Muskeln noch stärker anspannten, und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die beiden Frauen einander in Frieden lassen und nicht aufeinander losgehen würden, kaum dass ich die Kontrolle über meine eigenen Aggressionen gänzlich zurückerlangt hatte. Ellens Aufmachung war die blanke Provokation. Ich fragte mich, warum sie das tat und was sie damit erreichen wollte.
    »Das ist mein Outfit für die Testamenteröffnung«, antwortete die Chirurgin mit einem überheblichen Lächeln. »Ich hatte nicht vor, dort in Jeans und selbst gestricktem Pullover zu erscheinen. Leider ist das alles, was ich noch an sauberer Garderobe dabei habe.« Sie bedachte Judith mit einem verächtlichen Blick. »Im Übrigen ist es eben nicht jedem gegeben, sich auf den Wühltischen bei Aldi und Lidl komplett einzukleiden, weil selbst der Discountladen noch zu teuer erscheint.«
    »Nur schade, dass man einen miesen Charakter nicht einmal hinter einem Jil-Sander-Kostüm verstecken kann«, konterte Judith spitz, ließ endlich meinen Brustkorb los und trat mit in die Hüften gestemmten Fäusten einen Schritt auf die Ärztin zu – mit jeder Faser ihres Körpers forderte sie dabei Ellen heraus.
    Ellen taxierte sie wie ein Preisboxer, der einen unbekannten Gegner einzuschätzen versucht. Dann verharrte ihr Blick auf Judiths Brustwarzen, die sich hart unter dem dünnen Stoff ihres Kleides abzeichneten. Spöttisch hob sie eine Braue. »Etwas zu verbergen ist auch gar nicht deine Art, nicht wahr, Schätzchen?« Da war es wieder, das Schätzchen. Sie hatte es verdächtig lange bei sich behalten. »Zeigst wie ein Teenager alles, was du hast, und empfindest Sex unter der Dusche vermutlich als Gipfel der Ruchlosigkeit.« Sie bedachte Carl mit einem verächtlichen Rümpfen ihrer bildhübschen, schmalen Nase. »Was bei primitiven Rammlern ja in der Tat auch Wirkung zeigt«, setzte sie hinzu.
    »Stopp!«, entfuhr es mir, denn meine rasende Wut verebbte fast so schnell, wie sie aufgestiegen war, und ich realisierte fassungslos, was wir hier eigentlich taten.
    »Wir ... wir müssen damit aufhören«, stammelte ich hilflos. »Was ist hier los? Warum benehmen wir uns wie blutrünstige Hunde und fallen dauernd übereinander her?«
    »Das fragt ja gerade der Richtige«, knurrte Carl, dessen rechtes Auge binnen kürzester Zeit gnadenlos zugeschwollen war und dem nach wie vor dünnes Blut in kleinen Rinnsalen aus den Nasenlöchern floss.
    »Hier prallen eben Welten aufeinander«, antwortete Ellen spitz und warf mit einer arroganten Bewegung den Kopf in den Nacken. »Das ist das ewige Ringen des guten Geschmacks mit dem vulgären Proletenpack.«
    »Genug!«, erwiderte ich mit Nachdruck. Ich musste mich nach Kräften beherrschen, damit meine Wut nicht im nächsten Moment wieder zu blinder Raserei hochkochte. Was, um Himmels Willen, gab es in dieser verfluchten Burg, das uns alle so reizbar und geradezu unberechenbar machte? Welcher teuflische Fluch lastete auf diesen Gemäuern? »Vielleicht wäre es ganz sinnvoll, wenn wir uns alle mal Marias Sachen ansehen«, versuchte ich es mit derselben Strategie, mit der kurz zuvor Judith gescheitert war, weil mir so spontan auch keine bessere einfiel. »Ich bin sicher, dass sie mehr wusste, als sie uns gesagt

Weitere Kostenlose Bücher