Nemti
Gesichtsausdruck des Meisters bekam einen diabolischen Glanz.
Neferkarê presste die Finger zu einer Faust. »Zur Ehre Seths, dem Glorreichen. Was er befiehlt, geschieht. Ich bin bereit, zu jeder Zeit und widerspruchslos.«
Dienstag, 14. August 2001
F ritz Habermehl betrachtete wohlwollend den Vorgarten seines Einfamilienhauses. Die Blumen dufteten an diesem Morgen besonders intensiv. Seine Frau besaß nicht nur einen grünen Daumen, sondern auch Gespür für Schönheit. Auf den Fensterbänken standen herrliche Topfpflanzen. Die mit hängenden und stehenden Geranien bepflanzten Balkonkästen strotzten vor lauter Fülle und Pracht.
Wie ordentlich und geschmackvoll seine Frau das Haus in Schuss hielt. Strahlend weiße Gardinen, helle Vorhänge und bunte Fensterbilder an den Scheiben, zogen immer wieder die Blicke vorbeigehender Leute an. Stolz erfüllte ihn.
Ein Ruck an der rechten Hand riss ihn aus seinen Gedanken. Anja, der blonde Mopswelpe, zerrte ausgelassen an der Leine. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Tüte mit den ofenfrischen Brötchen festzuhalten.
»Ich mach ja schon, du Zwerg«, sagte er mit ruhiger, tiefer Stimme. »Gleich gibt’s Frühstück.«
Hilde musste ihre Rückkehr bemerkt haben. Sie öffnete die Haustür. »Hat Anja alles gemacht?«
Er nickte und drückte ihr die Brötchentüte in die Hand. Dann nahm er Anja das Halsband ab.
»Der Kaffee ist fertig«, sagte Hilde und ging zurück ins Haus. Anja tapste hinterher.
»Was hast du heute vor?«, erkundigte er sich und biss in ein Brötchen.
»Bei dem herrlichen Wetter werde ich im Garten arbeiten.«
»Das ist recht.«
Er legte Anja die Hälfte eines klein geschnittenen Leberwurstbrötchens in den Fressnapf. Amüsiert sah er zu, wie sie in kurzer Zeit alles verschlang.
»Und wie sieht dein Tag aus?«
»Bisher liegt nichts Besonderes an. Hoffentlich bleibt das auch so.«
Hilde schenkte Kaffee nach. »Du wolltest mir gestern Abend etwas erzählen.«
»Ja, aber du bist eingeschlafen.« Er belegte ein Brötchen mit Wurst.
»Tut mir leid, aber wenn man den ganzen Tag an frischer Luft tätig ist, wird man ordentlich müde. Erzähl’s mir halt jetzt.«
»In den nächsten Jahren soll die rheinland-pfälzische Polizei umstrukturiert werden. Im Zuge der Dezentralisierung ist geplant, eine Dienststelle oder SoKo für Gewaltkriminalität in Weibern einzurichten. Kriminalrat Brückner hat mir angeboten, sie zu übernehmen.«
»Das ist doch fantastisch. Mir wäre wohler, wenn du im Winter nicht bis Mayen fahren müsstest. Ich habe immer Angst um dich.«
Er verstand Hilde gut. Auch ihm widerstrebte es, bei Eis und Schnee von Kempenich nach Mayen fahren zu müssen. Er nahm ihre Hand und küsste sie. Sie hatten zusammen schon viel erlebt, Gutes wie Schlechtes. Das Schlimmste war gleich zu Anfang ihrer Ehe eine Fehlgeburt. Es dauerte Jahre, bis sie darüber hinwegkamen, doch gemeinsam hatten sie es geschafft. Dieser Schicksalsschlag schweißte sie noch enger zusammen. Inzwischen waren sie einundzwanzig Jahre verheiratet, doch der Kinderwunsch hatte sich nicht erfüllt.
Durch den Beruf musste Habermehl seine Frau sehr oft vernachlässigen. Seine Arbeit hatte stets Vorrang. Trotz allem zeigte Hilde Verständnis für ihn.
»An deiner Stelle würde ich annehmen, Fritz.«
»Das habe ich auch vor. Doch es ist noch nicht spruchreif. Wann und ob es überhaupt so kommt, steht in den Sternen. Brückner wollte nur schon einmal angefragt haben.«
Wenig später fuhr er zur Arbeit.
Habermehl klopfte kurz an die Bürotür und trat umgehend ein, ganz in der Manier eines Vorgesetzten.
»Wo ist Herr Beyer?«, fragte er Uwe Weinbrecht, der unkonzentriert in Papieren blätterte und sie bei seinem Eintritt auf einen Stapel Akten warf.
»Der ist in Koblenz. Er macht heute seine Aussage vor dem Landgericht. Hat er Ihnen nicht Bescheid gesagt?«
»Jetzt, wo Sie es sagen, ja, doch. Übrigens, ab dem dritten September kommt ein Praktikant zu uns. Brückner hat es soeben genehmigt.«
Weinbrecht rollte mit den Augen und stöhnte. »Welches hohe Tier hat diesmal ein Praktikum für seinen Filius bei uns arrangiert?«
»Mögen Sie keine Praktikanten?«
»Nein. Die stehen ständig im Weg, haben von nichts eine Ahnung, wissen aber grundsätzlich alles besser. Und da fragen Sie noch?«
Habermehl lächelte. »Ich kann Sie beruhigen. Der junge Mann studiert an der Landespolizeischule und ist Polizeikommissaranwärter. Er hat keinen Vater im höheren
Weitere Kostenlose Bücher