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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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entgegen. Er hob das Band an und sie schlüpften darunter hindurch.
    »Hallo Kollege, Sie haben den Toten gefunden?«
    »Nein. Ein Wanderer hat ihn zufällig entdeckt.«
    »Und der hat Sie zum Leichenfundort geführt?«
    »Er hat sich standhaft dagegen gewehrt. Da wollte er nicht einmal in unserer Begleitung hin. Er hat uns beschrieben, wo wir den Toten finden würden. Immer den Fliegen nach waren seine Worte.«
    »Wo ist der Mann jetzt?«
    »Er sitzt in unserem Streifenwagen.«
    »Gut. Mit dem rede ich später … Schauen Sie sich bitte um, Herr Weinbrecht.«
    »Wird gemacht, Chef.«
    Habermehl wandte sich wieder an den Polizisten. »Sitzt der alte Mann schon lange auf der Bank?«
    »Ach, der.« Der Beamte grinste. »Er heißt Knappert und wohnt in Wehr. Mit dem sollten Sie auch sprechen. Er sagt, er sei täglich hier oder in der Nähe unterwegs und hat angeblich etwas gesehen.«
    »Er soll warten.« Er blickte an dem Beamten vorbei auf die nahe gelegenen Sträucher, in denen er eine Bewegung bemerkt hatte. »Das wär’s fürs Erste. Danke.«
    Im selben Moment teilte sich ein Gebüsch und der Notarzt kam daraus hervor. Hinter ihm schlugen die dünnen Zweige peitschend zusammen. Er musste Habermehl entdeckt haben, denn er eilte stracks auf ihn zu. Dabei zog er eine Einweg-Atemschutzmaske von Mund und Nase. Habermehl begrüßte ihn, kam aber nicht dazu, eine Frage zu stellen. Der Arzt ergriff sofort das Wort.
    »Der Mörder hat dem männlichen Opfer eine breite Klinge von einem bis zum anderen Ohr durch die Kehle gezogen. Muss saumäßig geblutet haben.«
    »Sie haben geahnt, wonach ich fragen würde?«
    »Die Fragen sind doch immer die gleichen.« Der Arzt stellte seine Behandlungstasche ab.
    »Das ist eine scheußliche Methode, jemanden vom Leben zum Tod zu befördern.«
    »Aber sehr effektiv.« Der Arzt runzelte die Stirn. »Etwas allerdings stört mich an der Leiche.«
    »Sie machen mich neugierig, Doktor.«
    »Aufgrund der Größe der Wunde, und da die Karotis, gemeinhin als Halsschlagader bezeichnet, durchtrennt ist, hätte ich mehr Blut am Fundort erwartet. Es ist auffallend wenig Blut im Körpergewebe vorhanden.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Ohne einer genauen Untersuchung vorzugreifen, behaupte ich, dass ein großer Teil des Bluts fehlt. Interpretieren Sie das, wie Sie wollen.«
    »An Vampire glaube ich nicht. Sollte jemand …« Habermehl brach den Gedanken ab. Sein Pulsschlag erhöhte sich augenblicklich. Die Härchen auf seinen Unterarmen stellten sich auf.
    »Warten Sie das Ergebnis der Obduktion ab, Herr Kommissar. Dann wissen Sie es genau.«
    »Natürlich. Wurde das Mordwerkzeug gefunden?«
    »Nein, aber ich tippe auf ein Bowiemesser, eine Machete oder etwas ähnlich Großes.«
    »Ist der Leichenfundort auch der Tatort?«
    »Anzunehmen.«
    »Was sollte ich noch wissen?«
    »Die Hände des Mannes sind mit einem Kabelbinder auf dem Rücken zusammengebunden. Im oberen Brustbereich des Opfers sind zahlreiche Strommarken zu sehen, was darauf hindeutet, dass der Mörder den Toten zuvor mit einem Elektroimpulsgerät kampfunfähig gemacht hat.«
    »Konnten Sie keine Abwehrverletzungen feststellen?«
    »Dazu war der arme Kerl nach der Attacke mit dem Elektroschocker nicht mehr fähig.«
    »Wie lange ist er tot?«
    »Zwischen achtzehn und vierundzwanzig Stunden, grob gesagt. Den genauen Zeitpunkt können Ihre Leute klären.«
    Habermehl rechnete die Stunden zurück. »Seit gestern Nachmittag also. Ist doch schon ein guter Hinweis. Danke, Doktor.«
    »Keine Ursache, aber das Beste kommt zum Schluss.« Der Weißkittel nahm seine Tasche auf. »So etwas habe ich noch nicht gesehen.« Er sah Habermehl mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Wollen Sie danach gefragt werden oder erzählen Sie’s mir einfach?«
    »Der Tote ist gekennzeichnet. Ein mir unverständliches Symbol ist in seine rechte Wange eingeritzt.«
    »Soll heißen?«, fragte Habermehl erregt.
    »Es ist ihm postmortal zugefügt worden. Sehen Sie es sich an.« Er zog ein Blatt aus der Tasche. »Hier haben Sie die vorläufige Todesbescheinigung. Kann ich fahren? Ich habe es eilig.« Der Arzt verabschiedete sich und lief zu seinem Wagen.
    Wer war der Mann, der am Laacher Kopf einen gewaltsamen Tod gefunden hatte? Ein brutaler Mord mit Kennzeichnung der Leiche. So etwas war ihm während seines über 25-jährigen Berufslebens noch nicht untergekommen. Was war der Grund für dieses Verbrechen? Das fehlende Blut. Ein Ritualmord? Auf alle Fälle ein

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