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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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Polizeidienst, der ihn protegiert. Sein Name ist Lukas Dux.«
    »Was wissen Sie über den Mann?«
    »Noch nichts. Lassen Sie ihn erst einmal hier sein, dann sehen wir weiter.«
    »Okay. Übrigens, die Beule auf dem Kopf steht Ihnen gut. Was ist passiert?« Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob sich Weinbrecht und ging zur Kaffeemaschine, die seit geraumer Zeit gluckerte. »Auch einen?« Er hantierte mit den Tassen.
    »Wenn Ihre erste Frage eine Anspielung auf meine hohe Denkerstirn ist, erwarten Sie doch wohl keine Antwort? … Aber Kaffee wäre gut, um richtig in Gang zu kommen.«
    Weinbrecht füllte Kaffee in eine Tasse und reichte sie ihm. »Ihr Wachmacher. Vorsicht, heiß. Ich würde mir nie erlauben, Ihr Äußeres zu bewerten.«
    Habermehl zuckte zurück, als er an dem Kaffee nippte.
    »Die Beule habe ich mir in der Garage geholt. Dabei belassen wir es jetzt.« Er strich sich nachdenklich über den Bauch und fing ein Lächeln von Weinbrecht auf. »Grinsen Sie nicht. Der ist nicht dick, der ist großzügig verpackt.«
    Bevor Weinbrecht eine weitere Bemerkung fallen lassen konnte, klingelte das Telefon. Er meldete sich. »Für Sie, Chef. Die Leitstelle.«
    Habermehl griff nach einem Schreibblock, zückte einen Kugelschreiber und übernahm das Gespräch. Als er den Hörer auflegte, stieß er hörbar Luft aus. Anschließend wischte er mit einem Taschentuch über seinen Kopf.
    »Was gibt es?«
    »Eine Leiche. Der Notarzt ist verständigt und die Spurensicherung fährt gleich vom Hof.«
    »Wo müssen wir hin?«
    »Das erzähle ich Ihnen unterwegs. Sie fahren.«
     
    Hinter der Autobahnanschlussstelle Mendig dünnte der Verkehr spürbar aus. Einen Kilometer später querte die Straße die südliche Umrandungshöhe des Laacher Sees und erreichte ihren höchsten Punkt.
    »Vor dem Kloster nach Bell abbiegen«, wies ihn Habermehl nervös an, als sie am historischen Erntekreuz vorbeifuhren. »Geben Sie mal Gas.«
    Die Straße senkte sich sanft zum See hinab. Weinbrecht gab dem VW Passat die Sporen. Vom Abzweig in Maria Laach verlief die Landstraße bergan und überquerte die Autobahn, auf der sich ein zäher Verkehrsstrom nach Norden wälzte.
    »Wir sind gleich in Bell, Chef.«
    »Am Abzweig zur Anschlussstelle Wehr geht nach wenigen Metern ein Wirtschaftsweg rechts ab. Den reinfahren.«
    Weinbrecht trat auf das Bremspedal, dass die Reifen quietschten, und driftete mit einem eleganten Schlenker von der Straße hinunter. Habermehl zerknüllte unbeabsichtigt den Zettel, den er während des Telefonats beschrieben hatte.
    »Mit Gas geben hatte ich nicht gemeint, dass Sie uns umbringen sollen«, beschwerte er sich.
    »Sie könnten mit den Richtungsanweisungen ruhig ein wenig früher herausrücken.«
    »Haben Sie den Wagen wieder unter Kontrolle? Kann ich den Haltegriff loslassen?«
    »Alles im grünen Bereich. Wo geht’s weiter?«
    Habermehl faltete den Zettel auseinander und strich ihn glatt. »Kurz vor der Autobahn links halten und unter der Brücke durch. Da steht irgendwo ein Steinkreuz.«
    In diesem Moment fuhr ein Ruck durch das Fahrzeug, die Federbeine ächzten. Weinbrecht konnte einem Schlagloch nicht rechtzeitig ausweichen.
    »Müssen Sie Ihren Chef so durchschütteln? Fahren Sie langsamer.«
    Ein Seitenblick zeigte ihm, dass Weinbrecht eine Bemerkung hinunterschluckte. Die gelegentlichen, nicht ernst gemeinten Anspielungen und Seitenhiebe bereiteten ihnen viel Spaß. Habermehl schätzte seinen Kollegen sehr, als fähigen Mitarbeiter und als Mensch. Weinbrecht war seit einigen Jahren Kriminaloberkommissar und vertrat ihn während des Urlaubs.
    Auf der linken Fahrzeugseite huschte ein Kreuz vorbei.
    »Ich hab es gesehen«, sagte Weinbrecht und kam Habermehl zuvor, der ihn darauf aufmerksam machen wollte. Er lenkte das Auto an den Rand des unbefestigten Wegs, der geradlinig durch den Wald verlief. Sie stiegen aus. Ein Windstoß fuhr durch die Wipfel der Buchen und brachte die Blätter zum Rauschen. Vögel zwitscherten. Darunter mischten sich Geräusche von der nahen Autobahn.
    »Wo sind wir?«, fragte Weinbrecht.
    »Orientierung verloren?«
    »Kein Wunder bei Ihren Fahranweisungen.«
    »Das nennt man Wald. Wir stehen am westlichen Fuß des Laacher Kopfs. Gehen wir.«
    Auf einer Bank am Weg saß ein alter Mann, der ihnen mit wachem Blick entgegensah. Sie grüßten freundlich, beachteten ihn aber nicht weiter. Er rief ihnen ein leises »Dach« hinterher.
    Am rot-weiß geblockten Absperrband kam ihnen ein Polizeibeamter

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