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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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aus Daun und Hillesheim. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich benötige so schnell wie möglich eine astronomische Auskunft.«
    Im Hintergrund vernahm Lukas undefinierbare Geräusche. Zunächst klirrte es, dann fiel etwas polternd zu Boden. Jemand fluchte, Kinderstimmen lachten.
    Jan brauchte einen Moment, bevor er sich wieder meldete. Seine Stimme klang aufgeregt. »Lass dich bitte mit Doktor Abromeit verbinden. Der ist Astronom und wird dir bestimmt weiterhelfen. Ich muss mich um die Blagen kümmern, die reißen mir sonst die halbe Sternwarte ab.«
    »Kannst du mich zu ihm weiterleiten?«
    Eine Minute später hatte Lukas Doktor Volker Abromeit in der Leitung.
    »Habe ich richtig verstanden? Sie sind Kriminalbeamter und wollen mit mir sprechen?«, sagte er nach der Begrüßung.
    »Mich treibt eine Idee um, der ich unbedingt auf den Grund gehen muss. Dazu brauche ich Ihre Kenntnisse als Astronom.«
    »Es kommt darauf an, was Sie wissen wollen. Die Astronomie ist mittlerweile so vielfältig, dass sich für die einzelnen Arbeitsgebiete Spezialisten herausgebildet haben. Worum geht es?«
    »Haben Sie überhaupt Zeit?«
    »Die nehme ich mir.«
    »Gut. Wir ermitteln zurzeit in drei Mordfällen. Sie haben sicher davon gelesen.«
    »Wenn Sie die Morde des Schlitzers meinen, selbstverständlich.«
    »Bei meinen Nachforschungen sind mir Dinge aufgefallen, die einen Zusammenhang mit der Astronomie erkennen lassen.«
    »Eine Verbindung zwischen Astronomie und Kriminalistik? Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt? Eine sehr gewagte, aber äußerst spannende Vorstellung.«
    »Im Grunde haben Sie recht. Aber was diese Morde betrifft, gibt es eine Beziehung. Das ist eindeutig zu belegen.«
    »Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht.«
    Lukas merkte ihm sein Interesse am Tonfall der Stimme deutlich an. »Leider darf ich Ihnen nichts zu laufenden Ermittlungen sagen. Ich würde jetzt gern auf mein Anliegen zu sprechen kommen.«
    »Natürlich.«
    »Zurzeit steht ein Komet am Himmel …«
    »Wenn ich Sie korrigieren darf, Herr Dux. Es stehen tagtäglich etliche Kometen am Himmel. Allerdings ist nur ein winziger Bruchteil davon jemals mit dem bloßen Auge wahrnehmbar. Es geht bei Ihrer Frage allem Anschein nach um 329P/Scarlatto?«
    »Ja, es betrifft Scarlatto oder Nemti, wie er in Ihren Kreisen genannt wird.«
    »Ach, Sie wissen, dass Astronomen ihn Nemti nennen?«
    »Herr Gleißner hat mir die Geschichte geschildert.«
    »Verstehe, und da sind Sie als Kriminalbeamter natürlich hellhörig geworden.«
    Abromeits Antwort irritierte Lukas. »Wieso sollte ich? Ist eine schöne Geschichte, mehr nicht.«
    »Eine schöne Geschichte? Guter Mann, es geht darin um Mord.«
    »Wie bitte?« Er glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. »Was hat Nemti mit Mord zu tun?«
    »Hat Ihnen Herr Gleißner das nicht erzählt?«
    »Er hat mir den astronomischen Hintergrund nahegebracht und berichtet, dass Nemti Unheil bringen soll. Da gibt es also noch mehr, was ich wissen sollte? Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Doktor Abromeit.«
    »Die letzte Sichtbarkeitsperiode von Nemti in Europa war im Jahre 1804. Die Geschichte oder Legende, wie immer Sie es nennen wollen, besagt, dass genau zu dieser Zeit in Paris grauenvolle Morde verübt wurden. Die Opfer waren blutleer. Seit jener Zeit hängt Nemti der Makel an, ein Unheilbringer zu sein. Das ist natürlich Blödsinn, ich weiß. Aber so berichtet es die Geschichte.«
    Für einen Moment hielt Lukas die Luft an. Der Gedanke, dass eine Verbindung zwischen den Fällen bestehen könnte, warf ihn aus der Bahn. Unbewusst kritzelte er Strichmännchen auf die Schreibtischunterlage. Seine Stimme klang rau, als er Doktor Abromeit fragte, ob die Opfer ebenfalls gekennzeichnet waren.
    »Herr Dux, Sie denken doch nicht etwa, dass die Verbrechen von damals etwas mit den aktuellen Morden zu tun haben könnten?«
    »Warum denn nicht? Der gleiche Täter kann es nicht sein, das ist klar, aber vielleicht jemand, der die gleichen Interessen verfolgt. Waren sie nun gekennzeichnet, Herr Doktor, und ist der Mörder verhaftet worden? Was weiß man über die Herkunft der Geschichte, den Urheber?«
    »Da kann ich nichts zu sagen. Ich habe in meiner Studienzeit dieselben Fragen gestellt. Niemand konnte mir Auskunft geben. Das Wissen darüber ist leider verschollen, ebenso die Herkunft und die Bedeutung des Begriffs Nemti.«
    »Und wie ist die Mordgeschichte ausgegangen? Konnte der Täter ermittelt werden?«
    »Es gibt

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