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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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doch der ist in Dubai auf einer Baustelle und kann oder will nicht kommen.«
    Marga gab klein bei. Es gab keinen Grund, weiter in Jespers Wunden zu pulen. Wenn sie Hottes Worten Glauben schenkte, und das tat sie, war Jesper schon gestraft genug. Vater weg, Mutter weg, Bruder inhaftiert. Hotte versprach ihr, Augen und Ohren offen zu halten. Im Aufenthaltsraum saß Kalle neben Jesper und erklärte ihm seinen Mathekram.
    »Lass uns gehen.« Marga schlug Kalle freundschaftlich auf die Schulter. Sie fühlte sich mittlerweile so saft- und kraftlos wie eine ausgepresste Orange. Ihre Wut war verraucht, und zurück blieb nur Frust. Und den ollen Leihwagen musste sie auch noch bei einer Zweigstelle in Hamburg-Sonstwo abliefern. Kalle setzte sich auf den Beifahrersitz wie die Prinzessin auf der Erbse.
    »Vorschlag«, sagte Marga. Kalle stöhnte nur und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Du lotst mich zu der Leihwagenfirma, wo ich die Karre abgeben muss, und ich spendier danach was zu trinken.«
    Kalle lugte zwischen den Fingern durch. »Tee und Gebäck?« Seine Stimme klang dumpf.
    »Neeisch! Irgendwas mit Alkohol und davon reichlich.« Keine Lösung, aber Marga war danach. Und Kalle scheinbar auch. Er hielt sich am Gurt fest und schloss die Augen. »Gib Gummi.«

[home]
    Kapitel 54
    Hamburg-St. Georg, Steindamm
    N och einmal waren Marga und Kalle in das Neubauviertel auf dem Areal der ehemaligen Astra-Brauerei zurückgekehrt – dem mutmaßlichen Ort von Lisbeth Hayengas Verschwinden – und hatten ihn auf sich wirken lassen. Sie waren dem Weg gefolgt, den Lisbeth Hayenga wahrscheinlich zurückgelegt haben musste. Mitten in der Stadt war ein Mensch eingesackt worden, ohne dass es aufgefallen wäre, keine Augenzeugen, nur eine Klein Erna, die Lisbeths Hilfeschrei wahrscheinlich gehört hatte. Die abschließende Auswertung der öffentlichen Fahndung war ernüchternd gewesen. Nichts. Nada. Auf der Kersten-Miles-Brücke reihte sich ein Reisebus an den nächsten. In einer Lücke dazwischen parkte der Dienstwagen. Die Warnlichter blinkten, als Marga auf den elektronischen Schlüssel drückte. »Mach nicht so ein Gesicht, Kalle. Erfreue dich lieber an der Aussicht.« Margas Arm schwang im Halbkreis. »Vielleicht können wir ja mal durch den Alten Elbtunnel nach Steinwerder fahren und von dort auf Hamburgs Skyline gucken.«
    Kalle nickte. »Wir könnten auch mit dem Rad rüber.«
    »Mit dem Rad, du?«
    »Ja, wieso nicht?«
    Let the sunshine in.
»Moin Tinta.«
    Kalle deutete Marga an, den Wagen zu starten, und öffnete mit dem Handy am Ohr die Beifahrertür. »Okay, gib uns fünf Minuten.«
    »Was ist los?« Marga wartete, bis Kalle sich angeschnallt hatte. »Wohin soll’s gehen?«
    »Steindamm, Höhe Hansa-Theater. Fritz Flemming ist dort einer Zivilstreife bei einer Personenkontrolle ins Netz gegangen. Er hat eine Prostituierte angequatscht.«
    »Und deswegen muss man sich in Hamburg ausweisen?« Marga gab Gas, und Kalle setzte das Blaulicht auf das Dach des Dienstwagens. »Seit Anfang des Monats ist die Kontaktverbotsverordnung in Kraft. Freiern droht ein Bußgeld bis 5000  Euro.«
    Die Polizeisirene lärmte in den höchsten Tönen. Kalle drückte auf den Fensterheber und sperrte den Krawall aus.
Let the sunshine in.
»Ja, Tinta?«
    Mit gerunzelter Stirn sah Marga zu Kalle hinüber.
    »Na wunderbar. Danke und tschüss.«
    »Was wollte sie?«
    »Für elf ist auf dem Steindamm eine Prostituiertendemo angemeldet.«
    »Es ist elf.«
    »Eben.« Kalle lehnte sich zurück und spielte für Marga das Navi. Auf der Ludwig-Erhard-Straße ging es flott voran, am Michel vorbei, unter dem Viadukt der U-Bahn am Rödingsmarkt hindurch, weiter die Willy-Brandt-Straße hinunter in Richtung Altstadt. Zwischen den Bürogebäuden tauchte die Ruine von St. Nikolai auf. »Lohnt sich, die Kirche zu besichtigen, Marga, Mahnmal für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.«
    »Hm.«
    Na gut, dann nicht. Der gestrige Abend im
Max & Consorten
am Spadenteich war richtig nett gewesen. Nick Nolte war auch noch dazugekommen und hatte für Stimmung gesorgt. Wer einen suchte, um über Beamte, ihre Arbeitsmoral und gequirlte Desaster herzuziehen, der konnte sich vertrauensvoll an Nick wenden. Was hatten sie vor Lachen gebrüllt. Kalles Kiefer hatte fast so geschmerzt wie seine Matschseite. Marga bremste scharf, und Kalle kippte nach vorne in den Gurt. Die Rücklichter des Müllwagens waren keinen Meter entfernt. Es ließ ihn erstaunlich kalt. Der Verkehr staute

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