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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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nichts essen?«
    »Nö, hab keinen Appetit.«
    Wie ging das, keinen Appetit zu haben? An der Kasse lehnte Kalle die zwei Euro ab, die Marga ihm aufdrängen wollte, und steckte ihr das Wechselgeld zu. »Nimm das als Bußgeldvorauszahlung.«
    »Heißt das, ja?«
    »Dickkopf.« Kalle lachte. Richtig gute Laune überfiel ihn praktisch wie aus dem Hinterhalt. Na dann. Er steuerte auf die grünste Fensterecke der Kantine zu und stellte das Tablett ab. Kaum hatten Marga und er Platz genommen, reizten ein kreischend gelber Hosenanzug und eine violette Bluse Kalles Netzhaut. Jette! Instinktiv zog er Kopf und Bauch ein, aber Jette hatte sie schon gesehen. Schnurstracks kam sie angestiefelettet, einen Hefezopf auf dem Teller, und setzte sich dazu. »Kalle, ich arbeite für das Dezernat Interne Ermittlungen. Marga weiß es schon. Ich möchte, dass du es auch endlich weißt. So, jetzt ist es raus.«
    Kalle klappte der Unterkiefer weg. Mit zitternder Hand setzte er den Kaffeebecher ab. »Was für eine Scheiße läuft hier?« Sein Herz wummerte. Es würde ihn noch mal umbringen.
    »Ehrlich. Noch mal lass ich mich zu so ’ner Undercover-Nummer nicht überreden. Da streikt mein Gewissen.«
    Kalle schwieg. Marga hielt sich an ihrem Kaffeebecher fest und sah nicht besonders glücklich aus. Immerhin. »War das alles?«
    Jette faltete die Hände und senkte den Kopf. Amen, Jette.
    »Ich musste mir was ausdenken, um dich mir vom Hals zu halten, Kalle.« Jette sah ihn an. Sie biss in den Hefezopf. Die Zuckerkristalle hagelten auf Teller und Tisch. Jette kaute, schluckte, hustete und spülte ihre Kehle mit Kaffee aus. »Und da schien es mir am effektivsten, mich als Zombie zu präsentieren.«
    »Das ist dir wunderbar gelungen. Oscarreife Leistung. Bravo.«
    Erneut senkte Jette den Kopf. »Gib’s mir ruhig. Ich hab nichts anderes verdient.«
    Auf die wehleidige Tour stand Kalle überhaupt nicht. »Ich sehe noch Defizite, Jette. Das mit der Heularie musst du noch üben.«
    Kalle wollte schon weitersprechen, da trat ihm Marga unter dem Tisch gegen das Schienbein und wandte sich an Jette. »Wie bist du denn eigentlich an diesen beknackten Job geraten?«
    »Ich war einige Jahre im Ausland tätig. Erst in Polen, dann folgten die baltischen Staaten und Tschechien. Mit Kollegen habe ich sogenannte Twinning-Projekte durchgeführt. Die neuen EU -Staaten werden von den Altstaaten unterstützt, sich den europäischen Standard zur Korruptionsprävention anzueignen. Das war sehr interessant, und ich habe Land und Leute auf eine Weise kennengelernt, wie es als Touristin nicht möglich gewesen wäre.« Jettes Wangen glänzten wie der Jonagold-Apfel, dem Kalle einen Korb gegeben hatte. »Es war eine schöne Zeit, aber ich wollte wieder fest zurück nach Hamburg. Heimweh, schätze ich. Der Staatsrat fand, ich sei die ideale Besetzung für einen Schnüffelauftrag im eigenen Hause, der ihm Sorgen bereitete. Ich kam also wie gerufen. Praktisch über Nacht war die ominöse Neue geboren, mit der die freie Stelle in Guntberts Dezernat besetzt werden konnte. Bester Nährboden, um in Ruhe nach den faulen Trüffeln suchen zu können.«
    Kalle verschränkte die Arme. »Das ist ein Joke.«
    »Und er ist wahr.«
    Nur den Schimmer einer Ahnung zu haben, wenn überhaupt, wonach Jette suchte, machte ihn hilflos – und Kalle Bärwolff hasste nichts mehr, als hilflos zu sein. »Um welche Trüffel geht es konkret?«
    »Ich hab den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Und als ich ihn dann gesehen hab, war das ein regelrechter Schock für mich.« Jette biss in den Hefezopf und kaute. Plötzlich hustete sie, lief rot an und röchelte. Sie schnappte nach Luft. Ihre Gesichtsfarbe wurde knallrot und dann bläulich. Marga sprang auf. »Steck deinen Finger in den Hals, Jette. Komm schon.«
    Panisch schlug Jette um sich. Kalle packte Jettes Arme und presste sie an ihren Körper, und Marga zwang Jette, sich vornüberzubeugen. Sie schlug ihr mit der flachen Hand kräftig zwischen die Schulterblätter. Ein Plastikteil schoss aus Jettes Mund wie ein Projektil aus dem Lauf einer Waffe.

[home]
    Kapitel 55
    Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
    L ang ausgestreckt versuchte Kalle, sich auf der Liege zu entspannen. Er schloss die Augen. Sein lächerliches Abziehbild tanzte ihm jetzt erst recht auf der Nase herum. Also öffnete er die Augen wieder und starrte auf den Wasserfleck an der Decke. Alles drehte sich. Was für eine Blamage! Die würde ihn bis ins Grab verfolgen. In seiner

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