Neobooks - Dreck muss weg!
keine Sorgen, das hatte ich auch mal, das geht vorbei.«
Gejohle. Kalle grinste. Gar nicht mal schlecht. Die Stimme gehörte diesem Kurt, darauf verwettete Kalle seinen Allerwertesten. Aber wem gehörte die abgerissene Lederjacke?
»Guten Abend. Mein Name ist Kalle Bärwolff. Ich wohne hier. Gibt es was umsonst?«
»Oh, Papa.« Eliza lief rot an.
So weit war es also gekommen. Er war ihr peinlich.
»Moin, Kurt Schäfer. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
Schäfer hieß der Spacken, und der traute sich an Emma Bärwolff ran. Na dann, Prost!
»Nur Gutes, nehme ich an.« Kalle blieb nichts anderes übrig, als die Hand, die Kurt ihm entgegenstreckte, kräftig zu drücken. Der sollte ruhig wissen, wer hier im Hause die Pantoffeln anhatte.
»Nur das Beste.« Kurt lachte.
Und Emma lachte noch lauter als sonst. So viel positive Energie in so einer kleinen Küche. Hauptsache, niemand wurde verstrahlt. Kalle würde Kurt später unter die Lupe nehmen. Gerade fühlte er sich eher wie von einem Bulldozer platt gewalzt. Schuld daran war der Teenager, der breitbeinig und weit zurückgelehnt auf Kalles Küchenstuhl hing. Stefano da Silva!
»Wie wäre es mit Aufstehen und Diener machen?«
»Oh, Papa.« Eliza zog Kalle aus der Küche. »Stefano hat eine Nierenprellung. Oma hat ihm zwei Schmerztabletten gegeben.«
»Ach ja. Wo hast du den bitte schön aufgegabelt?«
»Ich bin vom Kino mit dem 112 er Bus bis St. Pauli gefahren und von da zu Fuß nach Hause. Beim Michel hockte Stefano auf dem Vorplatz, da, wo die großen Turmglocken stehen, und krümmte sich vor Schmerzen. Kein Schwein hat sich um ihn gekümmert, nur Schröder. Der hat jeden angeknurrt. Aber mich nicht. Schröder hat gerochen, dass ich Stefano helfen wollte.«
»Und wie ist das mit der Prellung passiert?« Kalle spürte die warme Nase von Schröder an seiner Hand. War da Silvas Hund nicht von den Kollegen abgeknallt worden? War wohl Schröder Nummer zwei. Wäre der Pelzball nicht, Kalle hätte Stefano längst in hohem Bogen rausgeworfen. Die Mitleidstour stank doch bis zum Himmel. Der wollte sich an die Krabbe ranmachen und sonst gar nichts.
»Sein Vater hat einen Brief von der Staatsanwaltschaft bekommen. Irgendein Strafverfahren gegen Stefano sei eingestellt worden. Das ist doch eine gute Nachricht, oder?«
Die Staatsanwaltschaft hatte ein Verfahren gegen Stefano da Silva eingeleitet? Das war ja ein Ding. Wenn Guntbert davon wissen sollte und Kalle nicht informiert hatte, dann war definitiv Schluss. Kalle würde die Brocken hinschmeißen. Bye, bye und tschüss.
»Papa, du sagst ja gar nichts. Muss Stefano doch ins Gefängnis?« Elizas Kinn zitterte. Gleich würden die Tränenschleusen geöffnet werden. Kalle legte den Arm um seine Krabbe. »Nein, muss er nicht. Was hat sein Vater denn nun mit der Nierenprellung zu tun?«
»Er hat Stefano halb totgeschlagen. Das hat er damit zu tun.« Eliza ballte die Fäuste.
»Schwein.« Kalle war fassungslos.
Eliza schlang ihre Arme um Kalles Hals. »Ich liebe dich, Papa.«
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Kapitel 53
Hamburg-St. Pauli, Seniorenresidenz
K äthe Brandt in ihrem Wohnzimmer wirkte wie aus dem Ohnsorg-Theater entführt. Die weißen Haare in Pusteblumenoptik, eine schimmernde Perlenkette, ein Häkeldeckchen auf dem Nussbaumtisch mit Intarsien. Kalle hatte auf ihre Redseligkeit gesetzt. »Wirklich, Marga, mit älteren Frauen kenn ich mich aus!«
»Soso«, murmelte Marga. Kalles Gesichtsfarbe wechselte von Kreidebleich nach Puterrot. Wer den Schaden hatte, brauchte bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Armer Kalle. Er schien tatsächlich in Gesa verballert gewesen zu sein. Oder war er es noch? Gesas Wohnung gestern war ihm an die Nieren gegangen, das hatte Marga beobachten können. Und heute Vormittag hatte er angerufen, dass er später käme. Marga schob es auf den Unfall. Vielleicht war das aber nicht der einzige Grund gewesen. So hart es für ihn jetzt auch sein mochte, sie brauchten restlos alles an Informationen über Gesa Clasen. Oder Petra Flemming. Oder wie auch immer.
Die Wohnung in der Seniorenresidenz glich im Schnitt der von Lisbeth Hayenga. Allerdings fehlte die feuerfeste Sicherheitstür. Doch so, wie Käthe Brandt jetzt dasaß, würde sie jeden Angreifer mit ihrer Handtasche in die Flucht schlagen, da war Marga sicher.
»Ich kann uns gerne noch einen Kaffee aufbrühen, beste Bohne, frisch gemahlen …«
»Danke, Frau Brandt, Herr Bärwolff und ich sind wirklich in Eile.«
»Sie mögen doch
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