Neobooks - Dreck muss weg!
Sportwagen plumpsen. Hatte Emma den Verstand verloren? Ihr grünes Parteibuch hatte sie im Altpapier versenkt, und jetzt ließ sie es noch mal richtig krachen? Zum dicken Auge bekam Kalle auch noch einen dicken Hals, aber wie. Die elende Kraxelei nach oben war der krönende Abschluss eines Tages, den er zum Glück nicht noch mal erleben musste, denn er war vorbei, für immer vorbei. Kein Schlüssel? Ächzend fischte Kalle nach der Fußmatte und lehnte sie gegen die Wand. Außer Schmutz und Sand nichts zu sehen. Er klingelte Sturm. Eliza öffnete. »Papa, hast du sie noch alle?« Sie ließ Kalle stehen und verschwand in der Küche. Kalle knallte die Tür zu, schmiss seine Tasche auf die Halde aus Klamotten, Schuhen, Rucksäcken und keine Ahnung, was noch. Seine Jacke stülpte er über die Nietenlederjacke an der Garderobe. Stefano! Kalle war kurz davor, die Krise zu kriegen. Im selben Moment kam die hübsche Hundeschnauze aus der Küche auf Kalle zugeschossen und leckte ihm die Hände ab. Der Schwanz wedelte. Süßes Viech. Kalle kraulte seinem neuen Freund die Brust. »Wenigstens du freust dich auf mich.« In der Küche roch es nach Knoblauch und gebratenem Lamm. Emmas Wangen waren genauso rosig und glatt wie die Apfelbäckchen von Jette. Bei Emma auf jeden Fall der Verdienst von Kurtspacken.
»Na, Herr Sohn, Läusearmee über die Leber gelaufen?«
»Wo is denn der Schlüssel?«
»Kurt findet, das Versteck sei fahrlässig, und deswegen hängt der Schlüssel, wo er hingehört. Schlüsselbord im Flur.«
Kurt findet. Kalle schnappte nach Luft. Allein Schröder, der an Kalle hochgesprungen war und versuchte, ihm das Gesicht abzuschlabbern, war es zu verdanken, dass Kalle ruhig blieb.
»Platz. Ich sagte, Platz.« Brav legte sich Schröder zu Elizas Füßen hin.
Stefano richtete Kalle mit Lippenbewegungen und Gesten eine Botschaft aus.
»Das heißt:
Guten Abend.
« Eliza strahlte.
»Moin.« Zu mehr konnte Kalle sich nicht durchringen. Alles, was er jetzt wollte, war seine Ruhe, ein kühles Blondes und die Füße hoch.
»Stefano hat sich mit seinem Vater wieder versöhnt.« Während Eliza mit Kalle sprach, schmachtete sie Stefano an.
»Stefano wurde von seinem Vater schwer misshandelt, Eliza. Das ist eine Straftat, für die er in den Knast kommen kann.« Kalle zog den Stuhl vor und setzte sich an den Tisch. Besonders glücklich sah Stefano nicht aus. Dann waren sie ja schon zu zweit.
»Papa, Stefanos Vater ist Richter und hat viel Stress.«
»Ach.« Kalle betrachtete seine Krabbe. Für Stefanos Vater schien sie ja viel Verständnis zu haben. Woher kam der Sinneswandel? »Stress also. Kein Grund, sein Kind zu schlagen. Sollte ein Richter ja wohl am besten wissen, oder?«
Eliza blieb ihm die Antwort schuldig und wechselte das Thema. »Ich will Gebärdensprache lernen. Hab mir bei der Volkshochschule schon einen Kurs ausgesucht.«
»Soso.« Kalle sah zu Emma. Sie lächelte selig. Warum auch immer. Obwohl an Stefano nichts auszusetzen war, außer sein Alter – 16 war definitiv nichts für Eliza –, und Kalle zugeben musste, dass Stefano einen guten Einfluss auf die Krabbe zu haben schien, mochte er ihn nicht. Basta. Stefano nickte Eliza zu, und beide standen wie beim Synchronschwimmen gleichzeitig auf.
»Ich begleite Stefano und Schröder zur U-Bahn.« Eliza klemmte die Hundeleine ans Halsband. Schröder bellte einmal kurz, wedelte mit dem Schwanz und freute sich offensichtlich auf frische Luft.
»Spätestens um acht bist du wieder hier.«
»Papa.« Niemand konnte so genervt mit den Augen rollen wie Eliza.
Und weg waren sie. In einem Sarg konnte es kaum stiller sein. Nur der Wasserhahn tropfte. Heute nervte alles. Kalle drehte ihm den Saft ab.
»Willst du was essen? Es ist noch gefüllte Lammkeule in Knoblauch-Kräuter-Kruste übrig.«
Kalle schüttelte den Kopf. »Hab keinen Appetit.«
»Das solltest du dir im Kalender eintragen.« Emma setzte sich neben Kalle und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Was ist los?«
Schön warm war die Hand. Kalle wich Emmas Blick aus.
»Bist du unglücklich wegen der Kollegin, die dich abgeholt hat, als wir mit Eliza rodeln waren?«
»Quatsch mit Sauce.«
»Schon gut.« Emma zog die Hand zurück. »Ich hab einen Brief von Jay abgefangen.« Aus der Schürzentasche holte Emma den Umschlag hervor. »Hab ihn nicht aufgemacht.« Sie gab Kalle den Brief.
Kalle legte ihn auf den Tisch und schob den Brief weit von sich. »Mam?«
Emmas Hand legte sich wieder auf Kalles Arm.
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