Neobooks - Dreck muss weg!
weiter … das Medikament muss ihr bereits vor dem Mittagessen verabreicht worden sein.«
Marga hörte ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen. »Nee, oder? Die Loreis?« Die scheinheilige Kuh. Und er. Die schlafende Unschuld.
»Ich würde schon gerne wissen, was die Lorei dazu zu sagen hat«, sagte Joki scharf.
»Ich fahr gleich rüber.«
»Und, Marga«, Joki machte eine Pause, »lass ihr keine Zeit zum Überlegen. Knall es ihr so vor den Latz.«
Marga drückte das Gespräch weg. Ihre Hände zitterten. Ein bisschen. Und irgendwas tanzte auf ihrer Magenschleimhaut, mit extrem spitzen Absätzen.
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Kapitel 13
Pewsum, Ostfriesland
M arga fuhr zu schnell. In Jennelt wäre sie fast von der Fahrbahn abgekommen. Ein einzelnes Schild, das auf Boßelspieler aufmerksam machte, war glücklicherweise nur vom Wochenende übrig geblieben. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Menschen, die wie Blätter durch die Luft wirbelten, weil Marga wie ein Gartenrechen durch friesische Volkssportler brauste. Sie zwang sich, den Fuß vom Gas zu nehmen. Fünf Minuten später stand sie vor dem Hause Lorei und spürte ihre Halsschlagader pulsieren. Marga versuchte, sich zu sammeln. Frau Loreis Augen lagen tief in den Höhlen. Sie war nicht überrascht, Marga zu sehen. »Ist noch was? Ich dachte, wir hätten gestern alles ausführlich besprochen.«
»Eine Kleinigkeit wäre da noch.« Marga bemühte sich, sachlich zu klingen.
»Ist gerade ungünstig, ich muss mich ums Mittagessen kümmern.« Frau Lorei ging vorweg in die Küche und trocknete sich die Hände ab. Auf einer ausgebreiteten Zeitung lockten sich gelbschwarze Kartoffelschalen.
»Frau Lorei, zum Zeitpunkt des Verschwindens von Frau Neehuis waren Sie und Ihr Mann alleine mit den Bewohnerinnen?«
»Ja, das habe ich Ihnen aber gestern schon gesagt.« Frau Lorei hängte das Geschirrtuch über eine Stuhllehne und lehnte sich an die Küchenzeile.
»Hatten Sie vielleicht Gäste oder eine der Damen Besuch?«
»Nein.«
»Und nach dem Mittagessen haben Sie Frau Neehuis auf die Terrasse gebracht, und Ihr Mann hat sich aufs Sofa gelegt?«
Frau Lorei schien genervt. »Ich weiß nicht, was das soll.«
»Antworten Sie einfach«, forderte Marga sie auf.
»Ja, er hat sich nach dem Mittagessen kurz hingelegt.«
»Gemütlich. Mit einer Decke über die Beine, damit ihm nicht kalt wird?« Margas Stimme war freundlich. »Weil – am Sonntag war es ja ziemlich kalt draußen.«
Frau Loreis Augen flackerten. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Die Obduktion hat ergeben, dass Frau Neehuis sediert war. Wahrscheinlich wollten der oder die Täter auf Nummer sicher gehen. Theda Neehuis sollte bei ihrem Abtransport keinen Widerstand leisten.«
Das Gesicht von Frau Lorei wurde starr.
»Das Problem ist nur«, fuhr Marga fort, »dass Frau Neehuis das Medikament noch vor dem Mittagessen verabreicht worden war. Was meinen Sie, Frau Lorei, wie kann das angehen? Der Täter liegt im Garten auf der Lauer, schleicht sich unbemerkt rein, flößt Frau Neehuis das Sedativum ein, geht dann unbemerkt wieder raus und wartet hinter der Eibe, bis das Sonntagsessen beendet ist? So viel Zeit muss sein? Und nach dem Pudding legt Ihr Mann sich aufs Ohr, und Sie schieben die alte Frau auf die Terrasse – darauf hat der Täter natürlich nur gewartet und sackt Frau Neehuis ein.« Marga verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »Hört sich ziemlich doof an, find ich.«
Wie nasse Kiesel glänzten die Augen von Frau Lorei. Sie sah durch Marga hindurch.
»Ich glaube, ich weiß, was passiert ist«, fuhr Marga vertraulich fort. »Frau Neehuis hat genervt – da haben Sie ihr vor dem Mittagessen einen kleinen Cocktail gemischt. Nach dem Mittagessen hat sie aber immer noch genervt – wollte einfach nicht still sein. Sie hat gezetert. Sie angespuckt? Sie haben ihr nur kurz den Mund zugehalten. Ein Geschirrtuch auf das Gesicht gedrückt. Oder die Strickjacke, die Sie ihr gerade anziehen wollten. Nur ganz kurz.«
Ein dicker Wassertropfen löste sich aus Frau Loreis Auge. »So war es nicht.«
»Wie war es dann?«
»Nur ein bisschen Ruhe, mehr wollte ich nicht.« Die Stimme der Lorei klang tonlos. Erschrocken blickte sie auf. »Mit ihrem Tod oder ihrem Verschwinden habe ich nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben. Ich mochte Frau Neehuis. Das Doxepin selbst ist harmlos. Keine Gewöhnung, nichts. Nur ein bisschen dösen sollte sie, mehr nicht.« Frau Lorei rieb sich die Augen.
»Warum haben Sie
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