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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Hals über Kopf abgehauen. Der Arzt diagnostizierte eine Wochenbettpsychose, von der sich Jay bis heute nicht erholt hatte. Es war eher schlimmer geworden. Emma war es, die ihn aufgefangen hatte und ihm wieder den Sinn seines Lebens klarmachte: Eliza! Wer weiß, wo er sonst gelandet wäre? Womöglich auf der anderen Seite von Recht und Gesetz? In diesem arschkalten Winter waren vermutlich sämtliche Zellen in Hamburgs legendärem Knast Santa Fu ausgebucht gewesen. Kalle grinste.
    »Ich find das gar nicht lustig«, sagte Eliza.
    Aus seinem Tagtraum gerissen, unterdrückte Kalle ein Gähnen. »Ich auch nicht, Krabbe. Ich auch nicht.«
    Emmas Hals war bis hinauf zu den Wangen stark gerötet. Sie stand auf und öffnete das Fenster. »Ich kann diesen Sorgerechtskrawall nicht länger ertragen.«
    Aus der Brusttasche seines Jeanshemdes holte Kalle sein Notizbuch und einen Stift hervor, kritzelte etwas hinein und unterstrich die letzten Ziffern. »Ich rufe Jay an.«
    »Keine falschen Versprechungen, Papa!«
    Der Stich saß, und er schmerzte.
    »Es gibt viele Wege nach Rom, Kalle, nicht nur den mit Testosteron gepflasterten.«
    Wie oft hatte er sich den blöden Spruch von Emma schon anhören müssen? »Womit wir wieder bei deinem Lieblingsthema wären, Mam.«
    Emma war in dieser Beziehung fanatisch. Von Kalles Erzeuger sitzengelassen, wurde sie als ledige Mutter von den Spießern der Neubausiedlung gemieden, als leide sie an einer ansteckenden Krankheit. Wenn eine Frau von ihrem Mann verlassen wird, dann ist es ihre Schuld – und nicht seine. Bereits als Kind war Kalle klar gewesen, die Nachbarn zerrissen sich mit dem größten Vergnügen das Maul über die Gründe, die ihn schon als Fünfjährigen zum Schlüsselkind gemacht hatten.
    Als er endlich in die Schule kam, verkaufte Emma das Haus, sie zogen um in die günstige Zwei-Zimmer-Mansarde der Schiffszimmerer-Genossenschaft über ihrer jetzigen Wohnung. Wenn seine Mutter über Männer herzog, pauschal und gnadenlos, fühlte Kalle sich jedes Mal verdammt mies. Schließlich warf sie damit auch ihn in den Eintopf, in dem die abgeschnittenen Schwänze garten. Emma sagte zwar, ihre Erziehung habe aus ihm einen ganz passablen Kerl gemacht, aber ob das als Kompliment gemeint war? Er traute ihr in diesem Punkt nicht über den Weg. Männer seien Schweine. Und irgendwie hatte sie ja recht. Auch das noch.
    »Ich muss los …« Kalle stand auf und räumte Teller und Besteck in die Geschirrspülmaschine.
    Emma fischte die Zeitung vom Stuhl. Sie tippte auf die Schlagzeile:
Hamburg brutal. Oma lag tot in Gartenlaube.
»Habt ihr schon was rausgefunden?«
    Kalle warf den Kopf in den Nacken und lachte. Seine Mutter war außerdem unverbesserlich neugierig wie alle Frauen. »Mam, du weißt doch, meine Lippen sind geschlossen.«
    »Ach, komm jetzt, Papa, ich habe dir beim Rodeln freundlicherweise freigegeben, da kannst du jetzt nicht einfach nichts sagen.«
    Kalle, im Begriff zu gehen, setzte sich wieder an den Tisch. Gestern war der Unterricht an Elizas Schule ausgefallen, weil irgendwas anlag, das er schon wieder vergessen hatte. Dafür war ein wahres Wunder geschehen – die Bärwolffs hatten einen gemeinsamen Ausflug gemacht! Also gut, einen halben gemeinsamen Ausflug. Immerhin.
    »Papa, du träumst.«
    In Elizas Stimme schwang ein respektloser Unterton mit, den Kalle persönlich zu nehmen pflegte.
    Er ließ es ihr durchgehen. Seine Krabbe hatte es gerade nicht leicht. Aber es war definitiv an der Zeit für ein ernstes Gespräch zwischen Vater und Tochter. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. »Okay. Ausnahmsweise. Aber das bleibt unter uns.«
    »Und?« Emma rückte den Stuhl zurecht, bereit, jedes seiner Worte aufzusaugen.
    Kalle zwang sich, den Coolen zu mimen. Tatsächlich genoss er die ungeteilte Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Es war selten genug, dass man ihm in diesem Haus zuhörte. »Die Tote ist bisher nicht identifiziert. Niemand scheint die Frau zu vermissen.«
    Emma spielte an ihrer Holzperlenkette. »Ist sie umgebracht worden?« Die Kette riss, die Perlen rollten über den Tisch und von dort auf den Boden. Emma kümmerte es nicht. »Ist sie?«
    »Es spricht einiges dafür, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.«
    Das Messer, das Emma statt der Perlenkette befingerte, fiel auf die Küchenfliesen.
    »Gruselig«, flüsterte Eliza, die die Holzperlen aufsammelte und Perle für Perle von einer Hand in die andere fallen ließ.
    Emma verschränkte die Arme. »Zu

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