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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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die Stirn und schwieg. Kalles Blick schweifte zum Fenster. In der Scheibe spiegelte sich die energiesparlampenbeleuchtete Büroeinrichtung samt Pappnasenbesetzung wider wie eine Bühnenkulisse. Das Dröhnen in Kalles Schädel wurde lauter. Gleich würde die Bombe einschlagen. Das sagte ihm sein Ermittlerinstinkt, und der täuschte sich nur alle Jubeljahre. Bodo schaltete auf Mithören.
    »… ungeklärtes Gewaltverbrechen mit Todesfolge. Wir haben Kontakt aufgenommen zum Bundeskriminalamt und eine Recherche in der ViCLAS-Datenbank gestartet. Das Ergebnis lässt keinen anderen Schluss zu, ich denke, wir sollten uns umgehend kurzschließen.«

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    Kapitel 22
    Hamburg-Neustadt, Wincklerstraße
    E mma stand am Fenster und winkte. Sie wartete mit dem Mittagessen auf ihn, so wie sie es getan hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Er, ein gestandener Kerl von 40  Jahren, übergewichtig und kurzatmig, der Mörder jagte und darin ziemlich erfolgreich war, er klebte immer noch an Mamas Rockzipfel. Kalle lachte und es tat gut. Im zweiten Stock legte er eine Verschnaufpause ein. Fix und alle war er. Nur vier Stunden Schlaf, das war Gift für seinen jugendlichen Teint. Gestern im Laufe des Nachmittags hatten sich die Ereignisse überschlagen, und die Nerven waren dünn. Außer die von Guntbert Meyer. Der schien gar keine mehr zu haben. Guntbert war ausgeflippt, nachdem der Bericht von Dr. Lekowski aus der Gerichtsmedizin vorgelegen hatte. Demnach war Lisbeth Hayenga nicht, wie angenommen, bereits siebzehn Stunden tot gewesen, sondern höchstens fünf. Eine Diskrepanz von zwölf Stunden für eine stinknormale Feststellung der Todeszeit sei absolut indiskutabel. Wie stehe er jetzt da? Das Journalistenpack werde ihn lynchen. Bei den exorbitanten Alkoholwerten im Blut müsse jedem Profi sofort klar sein, dass die allgemeine Berechnungsformel zur Bestimmung des Todeszeitpunkts nicht mehr anwendbar sei. Rektaltemperatur war eben nicht gleich Rektaltemperatur. Das wisse heutzutage jeder Penner himself. Aber nein, seine Ermittler waren noch blöder als Deutschlands Hauptschulabbrecher. Bodo zog es vor, den Kopf einzuziehen. Typisch. Kalle konnte den Vorwurf nicht stehenlassen, zumal er ihm galt, schließlich war es sein Fall. Und der von Jette, wenn sie sich denn blicken ließe. Kalle hatte nichts erwidert, nur die Fäuste in die Hüften gestemmt und die Brust nach vorne gestreckt. Eine Drohgebärde aus der Steinzeit sei das, hatte er in einer Zeitschrift beim Zahnarzt gelesen. Bingo, funktionierte auch in der Echtzeit noch. Guntbert hatte nach dem Locher gegrapscht und ihn nach Kalle geschleudert. Der Locher verfehlte Kalles Kopf um Haaresbreite und schlug hinter ihm gegen die Wand, hinterließ im Rigips einen dreieckigen Krater. Guntbert randalierte grundsätzlich nur in fremden Büros. Rechtzeitig zum Feierabend hatte dann die Kollegin aus Aurich angerufen. Dass die ostfriesischen Provinzbullen vor seinen eigenen Leuten auf den Trichter gekommen waren, es mit zwei in Zusammenhang stehenden Morden zu tun zu haben, hatte Guntbert Meyer schließlich komplett aus den Puschen geworfen. Nachdem Kalle mit Bodo im Schlepptau zu Guntbert ins Büro marschiert war, um ihn über den Anruf aus Aurich zu informieren, war er plötzlich auf seinem Stuhl zusammengesunken. Bei alten Säcken ging es ja manchmal ganz schnell zu Ende. Kalle hatte schon befürchtet, Guntbert habe ein Herzinfarkt niedergestreckt. Doch die Nummer vom sterbenden Schwan dauerte nur wenige Sekunden, und Guntbert war wieder der Alte – motzte ohne Punkt und Komma seinen Frust von der Brust. ViCLAS schön brav mit den Falldaten Hayenga gefüttert, von der greisen Toten in Uttum keine Eintragung, und dann postwendend von den Aurichern eins auf die Schnauze gekriegt: ätsch, Erster! Für Guntbert war das eine persönliche Blamage. Kalle musste zugeben, knallharte Ermittlerarbeit sah anders aus. Denn natürlich hatte Guntbert recht. Anna Lekowski hatte sich mit dem Todeszeitpunkt vertan. Unverzeihlich dämlich, dennoch nicht zu ändern. Die Verpflichtung, das Bundeskriminalamt zeitnah zu informieren, war eine Verfügung von ganz oben, wo Guntberts Minderwertigkeitskomplexe keine Sau interessierten. Die Blöd-Blatt-Geschichte trug Guntbert dagegen mit Fassung. Seine Truppe war sauber. Thema erledigt. So schwer es Kalle fiel, Guntbert Meyer hatte tatsächlich gute Seiten. Es war zwei Uhr morgens gewesen, als Guntbert endlich nach Hause abrauschte und Bodo und Kalle ebenfalls

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