Neobooks - Dreck muss weg!
ich nichts.« Sophia faltete die Hände in ihrem Schoß. Ein letztes freundliches Lächeln, und die Audienz war beendet.
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Kapitel 30
Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
I n der großen Kantine waren kaum Plätze belegt. Der Geräuschpegel war angenehm niedrig. Marga wählte zweimal Tee und zwei gedeckte Apfelkuchen und jonglierte das Tablett durch die Sitzreihen, ohne dass der Tee überschwappte. Jette saß unter einer gigantischen Kugellampe aus weißem Milchglas, die aussah wie ein voller Mond, und drückte auf ihrem Handy herum.
»Kleine Stärkung«, sagte Marga und schob ihr den Kuchen rüber.
Jettes Handy vibrierte, und sie bekam eine Längsfurche auf der Stirn. »Tut mir leid. Spezialauftrag. Ich muss noch mal kurz weg.« Sie klapperte auf ihren halbhohen Absätzen in Richtung Ausgang und wäre fast mit Kalle zusammengeprallt. Marga ließ ihren Teebeutel dümpeln und quetschte ihm dann das Wasser aus dem Leib.
»Ist hier noch frei?«
Kalle Bärwolff. Mit Kaffeepott und Pokerblick. Marga war sofort in Habt-Acht-Stellung. Wollte er sie verarschen? Die Kantine war so gut wie leer. Sie räusperte sich. »Ja, klar.« Nachdem er sich gesetzt hatte, rührte er friedlich seinen Kaffee um. Entwarnung. Marga schämte sich ein bisschen. Er war nur höflich gewesen.
»Möchtest du vielleicht ein Stück Kuchen?« Kleines Friedensangebot.
Kalle setzte einen leidigen Blick auf. »Danke, lieber nicht.«
Ein Knäckebrot-Lutscher. Marga hätte es eigentlich wissen müssen. Kalle legte seinen Löffel beiseite und beäugte den Kuchen. »Ist das Apfelkuchen? Mit Rosinen?«
Marga pulte mit der Gabel in der Füllung. »Apfel, ja, Rosinen, nein. Zumindest hab ich bis jetzt keine entdecken können.«
»Dann nehm ich ihn.« Der leidige Blick verschwand. Ging doch. Marga entspannte sich. »Wir waren gerade noch mal bei der Prinz von der Seniorenresidenz. Wusstest du, dass die Hayenga im letzten Jahr ihren Ex-Mann angezeigt hat?«
Kalle hörte auf zu kauen. »Ach. Zu mir sagte die Prinz, Lisbeth Hayenga habe keine Angehörigen. Die lügt mich an, ohne rot zu werden.«
»Na ja, kommt auf die Definition an, oder? Ist ein Ex ein Angehöriger?« Sieh an, er wich ihrem Blick aus. War er nicht selbst ein Ex? »Flemming ist in ihre Wohnung eingedrungen, hat sie bedroht und ist wohl auch handgreiflich geworden, jedenfalls meinte das die Prinz. Danach hat Lisbeth die Wohnung gewechselt und die fette Tür einbauen lassen. Wieso wissen wir von der Anzeige nichts?«
Kalle hob die Hände. »Bodo tut, was er kann. Er hat den Kerl gestern erst mal zur Fahndung ausgeschrieben.«
»Okay.«
Kalles Löffel kratzte die letzten Reste zusammen. »Und welchen Eindruck hast du von Sophia Prinz?«
Marga überlegte. »Komische Mischung. Auf den ersten Blick kleine, feine Dame. Freundlich. Ein bisschen zu freundlich. Aufgesetzt freundlich. Wenn sie erst mal redet, dann sprudelt es wie bei einer angebohrten Pipeline.« Marga blickte auf den Grund ihrer Teetasse. »Was sie dann so von sich gibt, ist der Knaller. Jede Wette, die weiß genau, was für Kekse das waren. Erstaunliche Ansichten über Medikamente für ihr Alter. Die Bewohner der Seniorenresidenz knuspern ihre Plätzchen bestimmt nicht aus Versehen. Frau Prinz kam ganz schön alternativ rüber.«
»Batikrock und Patschuli. Joan Baez und Bob Dylan.
Sag mir, wo die Blumen sind.
« Kalle feixte.
Marga zögerte. »War aber gar nicht so doof, was sie da von sich gegeben hat: ihre Skepsis gegenüber verschreibungspflichtigen Medikamenten – und Cannabis als Heilpflanze anstatt als illegale Droge und so.«
Kalle lehnte sich zurück. »Ich will ja nicht den Spießer mimen, aber strafbar bleibt es trotzdem. Vor allem im größeren Stil. Und bei dem Joris Duncker kannst du mir nicht erzählen, dass er die Kekse aus Gründen der gesundheitlichen Fürsorge vertrieben hat. Dem ging es um die Kohle. Und da hört es auch ganz schnell auf mit der Nächstenliebe und irgendwelchen ganzheitlichen Aspekten.«
Marga schwieg, dachte an Frau Lorei. Und an ihre eigene Mutter. Ob sie richtig süchtig gewesen war? Wer hatte ihr eigentlich den ganzen Kram verschrieben, den sie geschluckt hatte? Und warum? Marga spürte Kalles Blick. Hatte er was gesagt?
»Fakt ist, dass die Kekse uns nur am Rande interessieren. Ich will nur wissen, ob und wie das mit der Hayenga und ihrer Schwester zusammenhängt. Und dann nehmt ihr euch als Nächstes diesen Joris vor. Ich hab da was läuten hören von wegen Jobs für
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