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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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T-Shirt in XXL , das Emma ihm beim Herrenausstatter Policke in der Böckmannstraße in St. Georg gekauft hatte. Der Laden sei Kult. Preis und Leistung stimmten da noch. Woher Emma das nun wieder wusste? Sie hatte einen guten Griff gemacht. Geschmack hatte sie. Die schwarzen Längsstreifen an den Seiten streckten seinen Körper optisch, und Kalle schwor sich, morgen werde definitiv Schluss sein mit der Fresserei. Punktgenau mit dem Viertelschlag der Michelturmuhr fiel die Haustür hinter Kalle ins Schloss. Im S-Bahn-Waggon war die Luft zum Schneiden. Schweißflecken unter den Achseln waren das Allerletzte, das Kalle jetzt brauchen konnte. Um mehr Zeit zu haben, seinen Blutdruck zu senken, hatte er eine Bahn früher genommen. Andererseits wollte er keinesfalls vor Gesa im
Cox
sein. Was, wenn sie nicht kam? Wie blöd säße er dann da. Quatsch, natürlich würde sie kommen. Der Bahnsteig leerte sich. Kalle folgte den Fahrgästen und fuhr die Rolltreppe hinauf, ging an den Schließfächern vorbei, blieb vor dem Blumenkiosk stehen. Sollte er Gesa Rosen mitbringen? Es waren nicht die Preise, die ihn abschreckten, sondern er traute sich nicht. Bloß keinen Fehler machen. Keine Rosen waren vielleicht ein Fehler? Vielleicht war das Ganze ein einziger blödsinniger Fehler? Oh weia!
    »St. Pauli! St. Pauli!« Der Alte, dessen Haarpracht aussah wie eine Perücke aus Kaisers Zeiten, prostete Kalle mit einer Flasche Korn zu.
    Kalle spreizte die Finger zum Victory-Zeichen. Der Lärm eines Martinshorns kreischte ihnen um die Ohren, und als Kalle sich einer Schar Tauben näherte, flatterten sie davon, lauerten ein paar Meter weiter darauf, dass er endlich die Biege machte. Fast wäre er durch das Erbrochene getrottelt, das sie sich als Imbiss ausgesucht hatten. Großstadt war eine Klapsmühle, nur zu ertragen, wenn man verliebt war. War er verliebt? Kam darauf an, ob Gesa es auch war. Oder so. Es nützte ja nichts, sich verrückt zu machen. Der Bus war vollgestopft mit Menschen. Kalle machte sich zu Fuß auf den Weg in die Lange Reihe. Beim Nebeneingang des Schauspielhauses beugte sich ein Mädchen vor das Beifahrerfenster eines Mercedes-Oldtimers mit Pinneberger Kennzeichen. Kaum älter als Eliza war sie. Warum ließen Eltern es zu, dass sich ihre Töchter in dieser miesen Gegend herumtrieben? Als die Kleine Kalles Blick bemerkte, zog sie eilig in Richtung Steindamm davon. Der Mann hielt seinen Arm vor das Gesicht, obwohl er durch die Windschutzscheibe, auf der sich die Lichter spiegelten, nicht zu erkennen war. Kalles ehemaliger Nachbar, der Blonsky, Artdirector, Kohle wie Heu, war nach Pinneberg umgezogen, soweit Kalle sich erinnerte. Der hatte auch so einen Oldtimer. Wäre ja der Hammer, wenn es der Blonsky wäre. War der nicht schwul? Kalle drehte sich um, doch der Wagen war wie vom Erdboden verschluckt.
    *
    Hamburg-St. Georg, Lange Reihe
    S elffulfilling Prophecy – von Gesa keine Spur. Das Licht im
Cox
erinnerte an die untergehende Abendsonne, die Gäste ein bunt zusammengewürfelter Haufen – von elegant bis abgerissen war alles dabei. Kalle, der befürchtet hatte, ohne Anzug und Schlips in diesem feinen Schuppen unangenehm aufzufallen, war erleichtert. Die brünette Bedienung, um deren Unterarm sich eine abstrakte Tätowierung in Grün und Blau rankte, wies Kalle einen Zweiertisch am Rand der Empore zu. Von hier hatte er freie Sicht auf den Eingang. Er bestellte ein Glas trockenen Weißwein. Die Kellnerin lieferte prompt.
Alkohol ist dein Sanitäter in der Not.
Prost, Grönemeyer.
    K alle schloss die Augen und sah kleine Ethanolmoleküle, die sich auf rote Blutkörperchen schwangen und durch seine Adern zur Schaltzentrale hinter seiner Stirn schipperten und dabei unanständige Lieder grölten.
Voulez-vous coucher avec moi
und so weiter. Zwanzig nach acht. Jay hatte ihn auch immer warten lassen. Allerdings erst, nachdem er ihr einen Brilli geschenkt hatte. Last call, Gesa. Kalle bestellte ein zweites Glas Wein und ließ sich die Karte bringen. Vorspeisen. Die Liste war recht übersichtlich gehalten. Gebratener Scampi-Melonen-Spieß auf Gemüse-Couscous, dazu Joghurt-Koriander-Sauce, 11 , 50  Euro. Gesalzen. Alles auf der Rechnung, nichts auf dem Teller. Hauptgerichte …
    »Entschuldigen Sie, Herr Bärwolff?«
    Kalle fuhr zusammen, so vertieft war er in die Lektüre des gebratenen Meeräschenfilets gewesen. »Ja?«
    »Ich habe hier eine Nachricht für Sie.« Die Brünette lächelte Kalle an.
    Er nahm das gefaltete

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