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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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auf Start. Mit der Lederjacke um seine Schultern setzte er sich auf die Bank vor den Trockner und verschränkte die Arme. Sein Blick wanderte zur Decke und traf auf das kugelrunde Glupschauge einer Videokamera. Kalle schwoll der Kamm. Auf einer der Waschmaschinen in der Reihe vor ihm lag ein schmuddeliges Handtuch. Er griff danach und warf es über das Gestell, mit dem das Glupschauge an der Wand befestigt war. PRIVAT öffnete sich prompt. »Ey, Alder, entweder du hältst dich an die Hausordnung, oder du fliegst raus.«
    Gern geschehen. Das war unprofessionell, ja, aber die Wahrheit war, Kalle suchte Streit. Der Frust, versetzt worden zu sein, forderte ein Ventil. »Ich kann hier nirgends ein Schild entdecken, das mich auf eine Überwachungskamera hinweist, wie es Vorschrift ist.« Kalle stand auf und zog die Lederjacke an. »Außerdem hasse ich es zutiefst, wenn man seinen Kunden doof kommt.«
    Mr. Watchdog schien es die Sprache verschlagen zu haben. Auf seiner Stirn drängelten sich die Schweißperlen. Was für ein Waschlappen. Der Typ fixierte einen Punkt, der hinter Kalles Rücken lag. Im Spiegel sah Kalle, wie ein Händepaar Time-out anzeigte. Er schnellte herum. Joris Duncker drehte ab, und Kalle hechtete hinterher. Trotz seiner Pfunde – wenn es um die Wurst ging, konnte er rennen wie Obelix bei der Wildschweinjagd. Joris hatte Kalles läuferische Qualitäten offensichtlich fahrlässig unterschätzt. Hektisch drehte Joris sich immer wieder um und verlor jedes Mal ein bisschen mehr an Boden, schlug Haken auf dem menschenleeren Areal des Hansaplatzes, riss einen Abfallbehälter um, brachte sich selbst ins Straucheln, fing sich ab, stolperte nach vorne gebeugt weiter, wechselte abrupt die Richtung und verschwand hinter der Milchglasscheibe des Pissoirs. Keine Chance, Kalle war an ihm dran und holte Joris mit einem gezielten Tritt in die Weichteile von den Füßen. Der schrie in höchsten Fisteltönen: »Wichser!«, und legte sich gepflegt auf die uringetränkten Fliesen – mit der Nase am Nabel der Welt. Lecker! Kalle drückte ihm das Knie ins Kreuz, drehte die Arme auf den Rücken. Handschellen wären jetzt praktisch.
    »Kann ich helfen?« Eine tropfnasse Transe auf High Heels erschien am Eingang.
    »Polizei. Hast ’n Handy dabei?« Kalle rang nach Luft. Unter seinem Gewicht zappelte Joris wie ein Fisch an Land.
    Die High-Heels-Tante zückte das Handy und säuselte: »Ja, hallöchen. Ihr Kollege …«
    »Kalle Bärwolff, LKA .«
    »Kalle Bärwolff, LKA , braucht ein riesiges Pflaster und einen Streifenwagen zum Hansaplatz.«
    Erst jetzt bemerkte Kalle den brennenden Schmerz und die Glasscherbe in seinem großen Zeh. Blut quoll auf den Boden und vermischte sich mit der gelben Soße auf den Fliesen.

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    Kapitel 36
    Emden-Hauptbahnhof, Ostfriesland
    D iesmal stand Marga mit Ludger im Kiss-and-ride-Bereich. Und mit Peter. Ludger wedelte freudig mit dem Schwanz, Peter beließ es bei einem Lächeln.
    »Also dann.« Marga klopfte dem Hund die Flanke, immer darauf bedacht, den Blickkontakt mit Peter zu vermeiden. Sie fühlte sich, als wäre sie zwölf Jahre alt und hätte Brackets auf den Schneidezähnen. Irgendwann gab es keinen Grund mehr, nach unten zu gucken, und Marga wollte auch nichts auf den Boden werfen, also sah sie Peter an.
    »Melde dich«, sagte er.
    Glücklicherweise blieb sein Gesicht, wo es war. Natürlich tat es das. Oder war es Pech? War sie enttäuscht? Er hob die Hand und strich ihr über den Nasenrücken. In Margas Brustkorb spielte ihr Herz Billard. Mit Rippenbande. Alter Schwede, was war denn hier los? Sie nahm ihre Tasche. »Und tschüss.«
    Im Zug bereute sie schon, dass sie nicht wenigstens versucht hatte, freundlich zu gucken. Wahrscheinlich hatte sie total unhöflich gewirkt, und Peter nahm schließlich den Hund und hatte sie zum Bahnhof gebracht. Mist. Sie wollte ihn gar nicht vor den Kopf stoßen. Es war einfach passiert. Der Abend ihrer Ankunft in Emden war aber auch zu verwirrend gewesen. Wie aus einem Groschenheft. Marga und Peter waren spontan essen gegangen, nachdem sie aus Ganderkesee zurück gewesen war. Der dicke Ludger hatte unterm Tisch gelegen und im Schlaf gebrummt. Sie unterhielten sich angeregt, und Marga bröselte den Fall vor Peter auf. Eigentlich war ihr das gar nicht erlaubt, aber die spektakulären Sachen waren in Hamburg geschehen und versanken somit unerkannt im Gewirr der Großstadt. Margas Bedenken lockerten sich mit jedem Bissen, den sie aß, und der Wein

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