Neobooks - Dreck muss weg!
nahm ihren Schal. Marga war bedient. Was zum Kuckuck ging hier vor?
Am Verkaufstresen blieb Marga stehen und fischte sich eine Tüte Schokotaler aus der Auslage.
Friede, Freude, Eierkuchen
stand auf dem goldenen Papier. Immer her damit.
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Kapitel 37
Hamburg-St. Georg, Westphalensweg
K alle hatte das Ganztagsgymnasium Klosterschule, das direkt hinter der Hauptfeuerwehrwache am Berliner Tor lag, für Eliza ausgesucht, weil die Schule einen guten Ruf hatte. Es wäre besser gewesen, er hätte sich am Tag der offenen Tür einen persönlichen Eindruck über den Zustand der Schülerklos verschafft. Waren die beschissen, war es die Schule auch. So weit würde er nicht gehen. Das wäre ungerecht. Aber der Lack war ab.
Es schien gerade Frühstückspause zu sein. Am Eingang drängten sich die älteren Jahrgänge. Die meisten Pickelbäckchen waren sicher noch keine achtzehn, hatten aber ’ne Fluppe zwischen den Kiemen. Das Jugendschutzgesetz kümmerte hier niemanden. Falls Eliza auf die Idee kommen sollte, mit den Tränen hier abzuhängen, dann wäre für Kalle der Zeitpunkt gekommen, den Hüter des Gesetzes heraushängen zu lassen. Jetzt regte er sich nur prophylaktisch auf. Die Luft anhaltend drängelte er sich durch den Qualm und atmete erst wieder ein, als er im Gebäude war.
»Moin, Herr Bärwolff!«
Kalle fuhr herum. Herr Dr. Kluge in Schlips und Kragen, das Haar sorgsam gekämmt und gegelt, reichte ihm die Hand.
Kalle schlug ein. »Angenehm, Bärwolff.«
»Gehen Sie ruhig schon in mein Büro. Zweite Tür rechts. Ich bin gleich für Sie da.«
Na hoffentlich. Kalle hatte nicht ewig Zeit. Hätte er den Termin mit Dr. Kluge verschieben sollen? Unmöglich! Und genauso unmöglich war, dass Joris Duncker von Marga durch die Mangel genudelt werden würde. Ohne Kalle. Fuck. Er konnte sich nun mal nicht zerreißen. Wie sagte Guntbert immer so schön: Prioritäten setzen. Hatte Kalle pflichtgemäß erledigt. Wenn auch nicht in Guntberts Sinn. Ätsch. Das Edelstahlungeheuer auf der Fensterbank blubberte Kalle dazwischen und verströmte den angenehmen Duft frisch gebrühten Kaffees. Kalle setzte sich an den Besuchertisch, auf dem zwei Becher mit Blümchenrand, ein Kännchen Milch und eine Dose Zucker bereitstanden.
»Herr Bärwolff, ich freue mich.« Dr. Kluge schloss die Tür, war mit zwei großen Schritten am Tisch und füllte die Becher. Ohne Umschweife kam er zur Sache. »Wie ich Ihnen bereits sagte, hat Eliza ein beachtliches Fehlzeitkonto zusammengeschwänzt, und mit zwei schlechten Vieren in Mathe und Englisch ist auch nicht zu spaßen. Da Sie das Halbjahreszeugnis unterschrieben haben, wundert es mich, wieso Sie so überrascht waren neulich am Telefon …« Dr. Kluge schob den Steg seiner Brille auf der Nase nach oben und musterte seinen Besucher.
Kalle fühlte sich wie ein Wackelkandidat aus sozial unterbemittelten Verhältnissen. Aufsteigende Hitze suchte ihn heim, oh, là, là. »Das Zeugnis hat meine Mutter unterschrieben. Wir haben eine strikte Aufgabenteilung, was Eliza betrifft und …«
»Sie haben das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Ihre Tochter, Herr Bärwolff. Ihnen obliegt es, sich hin und wieder zu überzeugen, ob mit Elizas schulischen Leistungen alles so ist, wie es sein sollte.«
Dieses Gespräch nahm einen Verlauf, der Kalle ganz und gar nicht behagte. Er stellte den Becher auf den Tisch. Etwas zu heftig. Kaffee schwappte über den Rand und bildete eine kleine Pfütze.
»Herr Bärwolff, entschuldigen Sie meine deutlichen Worte. Es liegt mir fern, Ihre Erziehung zu kritisieren. Nehmen Sie mir bitte nicht übel, wenn ich Ihnen zu nahe getreten sein sollte.«
Mehr wollte Kalle nicht hören. »Ich stimme Ihnen ja zu.« Betreten blickte er zu Boden. Eliza füllte sein Herz mit Liebe und Stolz. Sie tat seinem angekratzten Ego gut. Sie machte ihm trotz allen Ärgers viel mehr Freude. Was gab er ihr eigentlich zurück?
»Gut, dann haben wir das geklärt. Im Moment scheint alles glattzulaufen. Wir haben eine neue Kollegin in Englisch. Frau Grote kommt nach meinem Eindruck bei den Kindern gut an und das, obwohl sie hohe Anforderungen stellt. Von Eliza ist sie sehr angetan. Lernen läuft bei den meisten Schülern über die Beziehungsebene, und da glüht der Draht zwischen den beiden. Nehmen wir es als gutes Zeichen, Herr Bärwolff. Ich werde in Elizas Studienplaner wöchentlich ein kurzes Resümee eintragen, das Sie mir bitte gegenzeichnen. Das gilt natürlich auch umgekehrt, wenn Sie
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