Neobooks - Dreck muss weg!
von der Schule?«
»Quatsch.«
Eine Omi trippelte über die Straße, gefolgt von einem übergewichtigen Rauhhaardackel. Tintas Finger trommelten auf das Lenkrad. Der Schwanz des Dackels war gerade eben aus der Schusslinie, als Tinta Gas gab. Magensäure schwappte in Kalles Speiseröhre. Er starrte geradeaus auf das Ampellicht am Horizont. »Gibt es was Neues von Joris Duncker?«
Tinta schüttelte den Kopf. »Nee, Marga lässt sich Zeit. Als ich los bin, war die Vernehmung noch nicht beendet. Sag mal, dieser Joris ist ja echt ein Sympathieträger. Allein sein betont lässiger Gang. Und diese Rotzerei. Ich könnt mich aufregen.« Tinta gab Gas, und Kalles Hand umklammerte den Haltegriff fester.
Wenig später raste der Wagen bei Dunkelgelb über die Kreuzung am Hühnerposten. Als ein Lieferwagen aus der Parkbucht ausscherte, stieg Tinta im letzten Moment in die Eisen.
»Fahr doch mal passiv!«, entfuhr es Kalle.
Der irre Frau-am-Steuer-Blick veranlasste ihn, umgehend die Klappe zu halten. Immerhin schien Tinta das Gaspedal nicht mehr bis zum Anschlag durchzudrücken. Vielleicht sollte er sich doch überwinden und ein paar Fahrstunden zur Auffrischung nehmen. Emma hatte ihm schon vor Monaten eine Fahrschule aus dem Wochenblatt herausgesucht, die auf Panikpappnasen wie Kalle spezialisiert war. Fahrlehrer und Psychologen arbeiteten dort Hand in Hand. Brauchte Kalle einen Psychologen? Das durfte ja wohl nicht wahr sein.
»… ich weiß auch nicht, soll ich mich nun trennen, oder soll ich mir das noch eine Weile antun? Ich glaub, ich hab meinen Edward noch nicht getroffen.«
Edward? Wer war das denn schon wieder? Kalles Handy klingelte. »Was gibt’s, Bodo?«
»Zeit zum Zuhören?«
Kalle nickte.
»Kalle?«
»Bin ganz Ohr.«
»Also, Fritz Flemming ist einer, für den du nur tiefste Verachtung empfinden wirst.«
»Lass mich raten, er trägt eine Ray-Ban-Sonnenbrille.«
Bodo lachte. »Gut möglich. Fritz Flemming ist die Fahrerlaubnis vom Amtsgericht Altona entzogen worden. Ich hab mit der Richterin telefoniert. Sie erinnerte sich sofort und meinte, Fritz Flemming sei eine verkehrsgefährdende und unbelehrbare Rampensau. Andere Rentner sammelten Briefmarken, Fritz habe sich auf Punkte aus Flensburg spezialisiert. Weihnachten ist er auf der Elbchaussee geblitzt worden. Rote Ampel. Das Foto war leider unterbelichtet.«
»Wie der ganze Typ.« Kalle schwoll der Kamm an.
»… ihm war deswegen nicht nachzuweisen, dass er selbst am Steuer gesessen hatte. Das Gericht sah sich außerstande, ihn wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu verurteilen. Trotz erheblicher Zweifel an seiner Unschuld und trotz berechtigter Annahme, dass er sich, wie gehabt, einen Dreck kümmern werde um Recht und Gesetz.«
»Mein Name ist Cotton, Jerry Cotton, und ich ermittle in einem Heftchenroman. Kawumm!« Kalle grölte volles Rohr in Bodos Ohr.
Der Wagen machte einen Schlenker nach rechts. Tinta riss das Steuer herum. »Tickst du noch richtig, hier wie angestochen rumzuschreien!«
Kalle öffnete das Beifahrerfenster. Luft! »Okay, was noch, Bodo?«
»Steuerhinterziehung in den Achtzigern, da war er Geschäftsführer einer Nachtbar namens
La Luna
am Hammer Deich.«
»Den Schuppen kenn ich von früher, als ich bei den Sexualdelikten war. Das war keine Nachtbar, das war ein Bordell.«
»In der Akte steht Nachtbar.« Bodos Stimme klang verschnupft.
Kalle kannte niemanden, der schneller beleidigt war als Bodo. Nicht mal Eliza schaffte das.
»Im zentralen Melderegister ist bei Fritz Flemming
unbekannt verzogen
vermerkt. Frühere Adressen von ihm sind übrigens unter anderen Lehmweg und Schwanenwik an der Alster. Möchte nicht wissen, was man da für die Miete berappen muss.«
»Na, jetzt mal keine Sozialneiddebatte vom Zaun brechen.«
Kalle lauschte, aber Bodo schwieg. Verschnupft.
Tinta brummelte unverständliches Zeug vor sich hin. Kalle musterte sie aus dem Augenwinkel. Seit sie mit Nick Nolte eine Affäre hatte, waren Tintas Stimmungsschwankungen nicht mehr nur mit dem weiblichen Zyklus zu erklären. An der Ampel drängelte sich ein Radfahrer vor den Wagen. Fast wären sie ihm hinten reingeknallt.
»Ich fahr mit der U-Bahn weiter.« Ohne Tintas Antwort abzuwarten, stieg Kalle aus und lief auf die andere Straßenseite. Der Radfahrer zeigte ihm den Stinkefinger. Na, der traute sich was.
»Kalle, bist du noch dran?«
»Ja, musste mich in Sicherheit bringen. Alles gut. Was wolltest du sagen?« Kalle sah dem Dienstschlitten nach, der
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