Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Herz, du kannst sie nicht bewahren. Die Gefahr, die heute vor diesem Tor lauert, ist zu groß, als dass du alleine damit fertig werden könntest. Doch diese Heimat zu erhalten lohnt sich, auch wenn Opfer dafür gebracht werden müssen.«
Über Ala’nas Wange kullerte eine kristallklare Träne. »Ich wünsche mir mehr als alles andere, dass alle hier für Pal’dor und Ardea’lia eintreten, und ich fürchte mich davor, dass sie es tatsächlich tun müssen.«
Erol’de streichelte sanft den Arm ihrer Schwester, während sich immer weitere Tränen aus Ala’nas Augen lösten und wie verlorene Perlen auf dem Waldboden liegen blieben, ehe sie versickerten.
»Du kannst weinen, mein Herz, aber du darfst nicht zweifeln, denn das, was du forderst, ist der einzige Weg, den zu gehen sich lohnt.« Ala’na wusste, das es stimmte, und sie wusste auch, dass sie ärgerlich war, weil es immer noch so viele Zweifler gab. Gleichzeitig versetzte ihr jede Entscheidung, die für diesen Kampf fiel, einen Stich ins Herz. Die Verantwortung für jedes einzelne Leben hatte Ala’na sich aufgeladen. Leron’das war nur der Erste, der gehen würde. Obwohl sie ihm durchaus zutraute, dass er Jar’jana finden konnte, fürchtete sie um ihn, denn er hatte noch weit größere Pläne, und jeder kleinste Fehler konnte seinen Tod bedeuten.
»Ich dachte es wäre vorbei«, flüsterte Ala’na. »Als die Zauberer von den Menschen vertrieben wurden, dachte ich, dass wir nun Frieden finden würden.
Zwar strebte Rond’taro zurück zu dem Leben, das wir vor dem großen Krieg geführt haben, aber selbst ohne unsere frühere Freiheit war es doch eine erhebliche Erleichterung, zu wissen, dass wir nicht mehr gejagt werden.« Sie seufzte leise. »Es gelang Rond’taro, einige Freunde unter den Menschen zu finden«, setzte Ala’na erneut an. »Aber selbst diese Freunde rieten ihm immer dazu, im Verborgenen zu bleiben, denn jahrhundertelang geschürte Angst lässt sich nicht einfach so aus der Welt schaffen. Und auch von uns waren nicht viele bereit, sich der Wankelmütigkeit der Menschen auszusetzen.
Trotzdem hat Rond’taro die Hoffnung nie aufgegeben. Jetzt, wo sie wieder nach uns suchen, jetzt, wo wieder Zauberer im Land sind, setzt er auf die Hilfe der Menschen, in der Hoffnung, dass uns die Erben seiner Freunde noch nicht ganz vergessen haben.«
»Du kennst Rond’taro besser als ich es tue. Du weißt, dass er nicht zu übereilten Handlungen neigt. Auch wenn du ihm jetzt unterstellst, er hätte Leron’das zu seinem Handeln getrieben, so unterschätzt du den Willen dieses Jungen. Er war es, der bei deinem Mann Rat und Unterstützung suchte, denn sein Entschluss stand schon längst fest.«
Ala’na sah ihre Schwester erstaunt an. Woher wusste sie das? Sie war acht Tage lang schwerverwundet in Iri’tes Haus gelegen und hatte mit ihren Schmerzen um ihr Leben gerungen. Jetzt stand sie da und lächelte geheimnisvoll. Langsam beschlich Ala’na der Verdacht, dass jeder hier in Pal’dor Ränke schmiedete und sie die Einzige war, die nichts davon erfuhr.
Tatsächlich hatte sie sich in den Zeiten zwischen den Versammlungen des Rates sehr in sich selbst zurückgezogen, anstatt sich den anderen zu öffnen.
»Es stimmt mich traurig, ihn ins Ungewisse gehen zu sehen, und der Gedanke, dass wir wieder kämpfen werden, schmerzt mich.«
»Es wird bestimmt noch eine Zeit zum Trauern geben, mein Herz, aber trauere nicht jetzt schon um die, die noch am Leben sind.«
»Du hast recht, Erol’de. Aber nun solltest du wieder dein Lager aufsuchen. Es war ein langer Tag für dich, und du gabst uns allen mehr als einen weisen Rat. Ich denke, wir werden noch viel davon brauchen.« Sie begleitete Erol’de zurück zu Iri’tes Haus, wo diese erschöpft in ihre Kissen sank.
Wie so oft ging Ala’na zu Latar’ria. Natürlich hatte ihre Schwester kluge Worte gefunden, um sie zu besänftigen, aber Ala’na war sich noch immer über einiges nicht im Klaren. Sie konnte sich seit nahezu tausendvierhundert Jahren auf ihre Gefühle und Empfindungen verlassen, und heute fühlte sie sich wie ein bevormundetes Kind. Hinter ihrem Rücken hatte man Pläne geschmiedet. Ausgerechnet die, die ihrem Herzen am nächsten standen. Warum hatte Rond’taro sie nicht eingeweiht? Warum wusste ihre Schwester mehr als sie selbst über seine Gespräche mit Leron’das? Natürlich hätte sie es nicht gutgeheißen, wenn sie vorher von Leron’das' Plan erfahren hätte. Sie hätte bestimmt
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