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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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traurig, als du gegangen bist?«
    »Schon«, erwiderte Leron’das einsilbig.
    »Aber ne Frau hast noch keine?«
    »Nein.«
    »Klar, bist ja noch ein halbes Kind, hast ja noch nicht mal ’nen Bart.«
    Leron’das wusste nicht, was das zur Sache tat, aber die Art, wie die Frau es aussprach, deutete darauf hin, dass es vonnöten war, einen Bart zu haben, um ein Mann zu sein, also versuchte er bekümmert zu schauen. Sie klopfte ihm aufmunternd auf den Arm.
    »Kommt schon noch.« Sie lachte, und tausend Fältchen tanzten um ihre Augen. Leron’das betrachtete fasziniert das alte Gesicht, die grauen, dünnen Haare, die unter der dunklen Haube hervorlugten und die sie mit den von dicken Adern und braunen Flecken übersäten Händen wieder darunterschob.
    »Wie alt seid Ihr?«, fragte er.
    »Ach«, wehrte sie ab und kicherte verlegen, »ich bin alt, sehr alt. Meine Kinder erwachsen, die Enkelchen sind auch schon groß und der gute Erich, Gott hab ihn selig, seit zehn Jahren unter der Erde.« »Und wie alt ist das?«, fragte Leron’das und sah sie ernst an.
    »Vierundsechzig, mein Junge … vierundsechzig …« Sie nickte ein paarmal leicht mit dem Kopf und starrte auf den Boden, während sie weiterging.
    »Habt Ihr schon mal was von Elben gehört?«, fragte Leron’das weiter und hoffte, dass er sich damit nicht zu weit aus dem Fenster lehnte.
    Sie sah ihn von der Seite an. »Nee«, sagte sie. »Höchstens Märchen, und die hab ich vergessen.«
    »Aber wieso …«
    Sie unterbrach ihn mit einer energischen Handbewegung und sah ihn grimmig an.
    »Frag das nicht mich «, dann wurde ihr Blick wieder etwas milder »Aber frag’s auch nicht da drüben bei den Männern vom König, wenn du dein hübsches Köpfchen behalten willst. Ich sag dir eins«, sie senkte verschwörerisch die Stimme, »Elben hat’s hier nicht geben, und wenn es jetzt welche gibt, dann hat er sie selbst aus Mendeor mitgebracht, so wie den gottverfluchten Zauberer, von dem jetzt alle erzählen.«
    Leron’das versuchte, entsetzt auszusehen. »Ihr meint, Zauberer gibt es wirklich!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Man erzählt sich’s halt. Vielleicht trinken die da oben in der Burg auch bloß zu viel.« Sie zupfte ihn am Ärmel. »Schau, wenn du da weitergehst, dann kommst direkt zum Tor, dann den Weg hoch, aber das siehst dann schon. Pass auf dich auf und frag nicht so viel.« Sie winkte zum Abschied.
    »Du hast einen schönen Bogen, gehst du auch in den Krieg?« Leron’das fuhr herum.
    »Weiß nicht«, antwortete er dem kleinen Jungen, der ihn mit großen Augen ansah.
    »Mein Bruder geht, aber der ist viel stärker als du.« Leron’das war verunsichert, was sollte er diesem Kind sagen, aber da streckte es ihm die Zunge heraus und rannte davon.

    Er musste den Bogen loswerden. Alle schienen zu denken, dass er sich als Soldat melden wollte, und er hatte nicht die Absicht aus Versehen tatsächlich der Armee des Königs beizutreten. Die Städte der Menschen waren sehr verwirrend. Sein scharfer Blick nützte ihm überhaupt nichts, da die Entfernung zwischen zwei Häusern nicht mehr als ein paar Schritte betrug. Die Gassen waren gebogen und verwinkelt, und selbst Geräusche ließen sich nicht genau zuordnen, da sie überall widerhallten. Leron’das sah auf den Platz, über den die Alte eilte. Da war ein hoher Kirschbaum, dem würde er seinen Bogen und seine Pfeile anvertrauen.
    Er schwang sich in die Krone des Baums und verstaute beides in den obersten Ästen.
    Von da oben konnte er einen Blick auf die Stadt unter sich werfen. Neben dem hohen Gebäude am anderen Ende des Platzes, das wohl eine Kirche war, befand sich eine weitere unbebaute Fläche, auf der sich etliche Menschen versammelt hatten. Der Friedhof, dachte Leron’das. Wie beerdigten Menschen ihre Toten? Behende kletterte er wieder vom Baum und machte sich mit großen Schritten auf in Richtung Kirche.
    ***
    Jar’jana wurde im Familiengrab der Gordinians beigesetzt. Feodor war verwundert über die rege Anteilnahme, merkte aber bald, dass es hauptsächlich die Neugierde war, die so viele Menschen aus Waldoria bewegt hatte, an diesem Begräbnis teilzunehmen. Geschickt hatte Josephine Jar’janas spitze Ohren unter den Zöpfen verborgen, so dass nur ihre Schönheit und Anmut zu sehen waren, denen auch der Tod nichts anhaben konnte. All diejenigen, die einen Blick in den Sarg warfen, waren gerührt und erschüttert, und nicht wenige begannen zu weinen, wenn sie dann noch das kleine Wesen sahen,

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