Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Augen gelassen hatte. Aber da stand einer, der es zu seiner Familie zurückbringen konnte. Er seufzte. Philip war es nicht gelungen, nach Pal’dor vorzudringen, das hatte Leron’das ihm bestätigt. Sein Junge war im Wald verschollen, niemand wusste etwas von ihm.
Auf dem Weg zurück zum Waldtor erzählte Feodor von Philip. Leron’das hörte schweigend zu und unterbrach ihn nur selten, um ihm eine Frage zu stellen, dann lauschte er wieder. Es war früher Nachmittag, als die beiden zurück in die Stadt kamen und ohne Umwege Feodors Haus aufsuchten.
Dort saß Phine gerade im Sessel und fütterte Lume’tai, als Feodor zur Tür hineintrat. »Ich habe jemanden mitgebracht«, sagte Feodor feierlich und machte den Weg für den Elben frei.
Vorsichtig wie eine Katze betrat Leron’das den Raum. Sein Blick glitt in jeden Winkel und blieb schließlich an Josephine hängen. Eine Weile sah er sie stumm an, dann fiel er unvermittelt auf die Knie.
»Bei der Brücke der Unendlichkeit. Noch nie war es mir vergönnt, eine der Drei leibhaftig zu sehen«, hauchte er. »Du bist die Quelle des Lebens. Du bist Nate’re.«
Phine hob eine Augenbraue und sah ihn belustigt an. »Auch Jar’jana erlag diesem Irrglauben.«
»Es steht mir nicht zu, Jar’janas Fähigkeiten zu beurteilen, aber ich für meinen Teil habe die sichere Gabe, auch das zu sehen, was nicht offensichtlich ist. In dir lebt Nate’re. Sie empfängt uns bei der Geburt und begleitet uns auf dem ersten Stück unseres Weges. Ich sehe sie in dir. Ich spüre sie in dir. Dich auf der Erde wandeln zu sehen erfüllt mein Herz und meine Seele mit Glück.«
Feodor stand mit undurchdringlicher Miene neben der Tür und sah abwechselnd zu Leron’das und zu seiner Frau, die ihm seit Jahren vertraut und teuer war und nun trotzdem irgendwie fremd wirkte.
»Ich bin Josephine«, sagte sie schlicht und reichte Leron’das Lume’tai. Unsicher nahm er die Kleine in die Arme und betrachtete sie lange und eindringlich. Dann reichte er sie Phine vorsichtig zurück.
»Ihr Vater starb in meinen Armen, ihre Mutter in deinen. Dieses Kind hat niemanden, zu dem ich es bringen muss. Aber du hast ihr das Leben geschenkt und bestimmst über ihr Schicksal. Ich werde Wege finden, denen, die es wissen sollten, mitzuteilen, dass es sie gibt. Sie alle stehen in deiner Schuld, und ich tue es auch. Ich werde tun, was du von mir verlangst.« Leron’das neigte ergeben seinen Kopf. Feodor atmete auf.
Phine tauschte einen Blick mit Feodor, dann sagten beide wie aus einem Mund »Philip!«.
14. Auf der Flucht
E r erwachte und fuhr erschrocken hoch. Wo war er? Sein Kopf brummte, und als er zum Fenster sah, stach ihm das spärliche Licht unangenehm in die Augen. Er schloss sie für einen kurzen Moment. Alles drehte sich. Sein Bein fühlte sich an wie ein ausgewrungener Schwamm. Er schob die Decke zur Seite und bemerkte, dass sein Bein bis zum Schienbein heiß, rot und geschwollen war. Der Verband war auch wieder blutverkrustet. Hörte das denn niemals auf?
Mathilda betrat den Raum. »Du bist wach«, stellte sie fest. »Das ist gut, denn ich wollte dich gerade wecken.« Sie zog sich einen Hocker heran und setzte sich.
»Die Soldaten des Königs suchen dich.« Das war keine echte Neuigkeit, trotzdem begann Philips Herz wild zu klopfen, und er hielt die Luft an. Mathilda bemerkte es.
»Sie haben deine Spuren noch nicht gefunden. Ich habe sie verwischt, aber offenbar wissen sie, dass du am Bach entlanggegangen bist. Dein Vorteil ist, dass sie nicht wissen, ob du dem Bachlauf rauf oder runter gefolgt bist, oder doch einen ganz anderen Weg eingeschlagen hast, aber sie fürchten ihren Herrn und sind zu allem bereit.« Sie faltete die Hände im Schoß wie zum Gebet. »Ich denke, sie werden spätestens morgen damit beginnen, die Häuser und Ställe nach dir zu durchsuchen. Du bist hier nicht mehr lange sicher.« Philip versuchte sich aufzurichten, aber sein Bein versagte ihm den Dienst. Mathilda reichte ihm die Hand.
»Ach du liebe Zeit«, rief sie erschrocken. »Du bist ja ganz heiß.« Sie fasste an seine Stirn. »Du hast Fieber.«
Philip fühlte sich vollkommen kraft- und mutlos. Er wusste, dass er dieses Haus so schnell wie möglich verlassen musste, um Mathilda nicht in Gefahr zu bringen, aber er konnte nicht. Stattdessen sah er zu, wie sie in ihren Schränken stöberte, ein Feuer entfachte und ihm schließlich einen feuchten Lappen auf die Stirn drückte.
»Ich mach dir jetzt Wadenwickel, die müssten
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