Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Mann, der neben ihm saß. Walter grinste ihn schief an.
»Nein, ich musste nur gerade an etwas denken«, antwortete er.
»Na hoffentlich hat’s nicht weh getan«, lachte der andere polternd. Walter sah ihn grimmig von oben bis unten an und überlegte, ob er ihm eine reinhauen sollte. Aber selbst im Sitzen war der andere größer als er, und er hatte Hände so breit wie Mistschaufeln.
Das Bier und das üppige Essen taten ihre Wirkung. Walter wurde müde und sehnte sich nach einem ordentlichen Bett für die Nacht. Er tastete nach seinem Geldbeutel, um zu überprüfen, ob er sich das leisten konnte. Dann kam er jedoch zu dem Schluss, dass er sein Geld zu einem späteren Zeitpunkt noch brauchen würde, und ließ ihn stecken. Es war warm und trocken, und er konnte genauso gut eine weitere Nacht unter freiem Himmel verbringen. Morgen um diese Zeit würde er spätestens in Saulegg bei Elomer sein. Für die Strapazen, die er auf sich genommen hatte, konnte er mindestens ein Bett für ein paar Nächte erwarten. Leider wusste er immer noch nicht genau, wo Saulegg lag. Mit zusammengezogenen Augenbrauen griff er nach seinem Bier und rempelte dabei seinen hünenhaften Nachbarn an.
»Du denkst wohl schon wieder«, knurrte dieser.
»Ich frag mich, ob du weißt, wo Saulegg liegt«, sagte Walter.
»Willst du dorthin?«, fragte der Hüne.
»Nee, ich habe nur gehört, es soll hier in der Nähe sein.«
»Zum Marientor raus, dann den ersten Weg nach rechts. Was willst du in Saulegg?«
»Ich will da gar nicht hin, ich kenn bloß jemanden, der dort wohnt.« Walter versuchte sich wieder abzuwenden, um nicht noch mehr Fragen beantworten zu müssen. Erste Straße rechts, war alles, was er wissen musste.
»Ich komm aus Saulegg, wahrscheinlich kenn ich deinen Freund.«
»Nein, es ist nicht mein Freund, und er wohnt bestimmt auch gar nicht mehr dort«, wehrte Walter ab.
»Ich kenn jeden, der mal seinen Fuß in Saulegg hatte«, behauptete der andere.
»Was tust du in Markt Krontal?«, versuchte Walter das Gespräch zu wenden.
»Was die meisten hier tun. Ich folge dem Befehl des Königs. Die Warteschlage ist allerdings so lang, dass ich heute gar nicht mehr drangekommen bin. Was machst du hier?«
»Ich bin auf der Durchreise«, antwortete Walter.
»Wo kommst du her?« Walter mochte es gar nicht, wenn er so ausgefragt wurde, und heute sowieso nicht.
»Aus dem Wildmoortal«, antwortete er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
»Nein, na so was!«, rief da eine Stimme hinter ihm. »Erst letzte Woche hatte ich einen Gast aus dem Moor.« Der Wirt stand breitbeinig im Raum und wischte seine Hand an der Schürze ab, ehe er sie Walter entgegenstreckte. Walter lächelte schal, als er sie nahm. So viel Aufmerksamkeit wollte er gar nicht haben, aber nun schauten alle auf ihn.
»Ich bin nur ein Geselle auf Wanderschaft, aber nachdem, was ich hier erfahren habe, muss ich wohl schnell wieder nach Hause reiten, um meinem Herren zu dienen«, sagte er leise, aber der Wirt machte ihm ein Zeichen mitzukommen. Er zog ihn nach hinten in einen winzigen Nebenraum, der ihm offensichtlich als Schlafplatz diente.
»Ich habe Arbeit für dich. Mein Dach muss geflickt werden und zwei Gästezimmer müssen in Ordnung gebracht werden.«
Walter sah ihn verständnislos an.
»Was?«, fragte er einfältig.
»Ich bezahle gut, aber ich bezahle nicht den Wucherpreis, der hier in der Stadt für so was verlangt wird«, brummte der Wirt aufgebracht.
»Ihr müsst mir vergeben, aber ich kann das nicht«, sagte Walter, der nun langsam begriff, worauf der Wirt hinauswollte.
»Aber du bist doch Geselle?«, sagte der Wirt. Walter hob abwehrend seine Hände, wie zum Beweis, dass sie für derartige Arbeiten nicht taugten.
»Goldschmied …«, flüsterte er dem Wirt zu und hoffte, dass er nicht auch dafür eine Verwendung hatte.
»Gibt’s denn in eurem verdammten Tal niemanden, der einen anständigen Beruf hat?«, schimpfte der Wirt. Walter zuckte mit den Schultern.
»Doch schon. Ihr habt einfach nur Pech, wie mir scheint.«
»Erzähl’s bloß keinem da draußen«, murmelte der Wirt.
»Ich schweige wie ein Grab«, versicherte Walter.
Er nutzte die Gunst der Stunde und verließ das Gasthaus rasch, ohne sich noch einmal umzusehen. Es war bereits dunkel. Wo war die Zeit geblieben? So schnell wie möglich ritt er zum Stadttor, aber es war bereits verschlossen. Fluchend warf er seinen Hut auf den Boden, doch dadurch wurde seine Situation auch nicht besser. Trampel,
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