Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
sind aus ihren Gebeinen entwachsen. Die Menschen haben sich verändert.« Fragende Blicke ruhten auf Ala’na, als sie sich nun setzte.
»Viele Worte, die heute gesprochen wurden, bewegen mich«, begann Leron’das, der sich langsam erhob. Dabei presste er seinen Arm schützend gegen die verletzte Seite. »Manche von uns halten es für möglich, dass Zauberer im Land sind, andere nicht. Ich weiß nicht, ob das eine oder das andere stimmt, aber ich weiß, dass wir es herausfinden müssen, bevor wir weitere Schritte besprechen.
Ich für meinen Teil halte es für möglich, dass wir erneut Zauberer im Land haben. Vielleicht haben sie sich die Gunst der herrschenden Menschen erschlichen. Dies war schon immer ihr Weg, um Einfluss und Macht zu erlangen. Ich bin überzeugt davon, dass zumindest einige der Menschen von den Kreaturen in den Quellenbergen wissen. Was wir meiner Meinung nach erfahren müssen, das ist: Wer hat sie gerufen? Und zu welchem Zweck?« Leron’das war blass, aber seine Stimme klang fest, und seine Augen sahen klar und klug jeden Einzelnen in der Runde an. Auch er war ein Kind in Ala’nas Augen, lange nach der Zeit der Zauberer geboren. Aber Ala’na war stolz auf ihn. Er war kein Ältester, aber die Tatsache, dass er bei dem Kampf in Re’n Dal dabei gewesen war, verlieh ihm bei diesem Rat volles Stimmrecht. Ala’na beschloss, ihre Meinung über die jungen Gesandten noch einmal zu überdenken. Nacheinander sah sie sie genau an. In ihren Heimatstädten gehörten sie alle dem Rat der Älteren an, und was machte es schon aus, dass sie später geboren waren und nur das Leben in ihren Städten kannten. Was machte es schon aus, dass sie die Menschen nicht kannten, denn sie selbst kannte die Menschen auch schon lange nicht mehr. Es kam nicht darauf an, was jeder Einzelne bis zum heutigen Tag geleistet hatte, sondern darauf, was er ab dem heutigen Tag zu leisten bereit wäre.
Rond’taro hatte seinen Blick auf Leron’das geheftet.
»Natürlich wäre es wichtig, die Beweggründe der Menschen zu kennen, doch dürfen wir nie vergessen, dass für einen Zauberer jeder Auftrag nur ein Mittel zum Zweck ist. Sollte sich also dieser Verdacht bestätigen, werden wir mehr denn je auf der Hut sein müssen.«
Da vorerst alles gesagt war, beendete Ala’na den Rat, so dass sich jeder mit seinen Gedanken zurückziehen konnte.
Aus alter Gewohnheit ging sie zu Latar’ria und ließ sich am Ufer nieder. Ihre Gedanken peitschten über den See wie der Wind über das Meer.
Der See wirkte ruhig. Die Sonne spiegelte sich in seiner Oberfläche, die vom Wind leicht gekräuselt war. Ala’na überlegte, ob sie Latar’ria fragen sollte, was sie aufwühlte. Aber es war schwierig, einem Quell derartige Fragen zu stellen. Im Grunde spiegelte sie nur das, was sie sah, trug weiter, was sie erfuhr, und änderte ihre Stimmung oft mit dem Wetter.
Früher, in der Anfangszeit, hatte es eine Möglichkeit gegeben, auf jede offene Frage eine zuverlässige Antwort zu finden, aber mittlerweile war das schlicht unmöglich. Das Dreieck, das Latar’ria, die Warte und der Teich Waldo’ria einst gebildet hatten, war entmachtet. Waldo’ria lag im Gebiet der Menschen, sozusagen mitten in der Stadt, die einst nach ihr benannt worden war. Seit steinerne Mauern sie umgaben, stand sie nicht mehr in Verbindung mit ihren verwandten Seelen. Das war einer der Gründe, weswegen das magische Dreieck nicht mehr aufgerufen werden konnte. Der andere war, dass es heute keine drei Hüterinnen mehr für diese Orte gab. Nur noch Ala’na.
Als sie noch ein Kind gewesen war, lag die Macht des Dreiecks in den Händen ihrer Mutter, deren Schwester und der Großmutter, die noch mit den ersten Elben über die Eissee gesegelt war. Sie war sehr alt und sprach oft davon, ihren Weg nach As’gard antreten zu wollen. Sie zeigte Ala’na alles, was sie wissen musste, und verabschiedete sich in einer kalten Winternacht. Nach ihrem Ableben übernahm Ala’na ihre Aufgabe, Latar’ria. Nur wenige Jahre später kam es zu dem Überfall der Menschen aus dem Westen und zu der alles vernichtenden Schlacht, die Ala’nas Mutter und ihre Tante das Leben kostete. Seitdem war Ala’na die alleinige Herrin dieser drei magischen Orte. Schon oft hatte sie versucht, diese Aufgabe wieder an andere zu verteilen. Den inneren Funken, der dafür benötigt wurde, hatte sie jedoch nur selten bei den Kindern von Pal’dor gesehen und sich doch jedes Mal getäuscht. Iri’te und Lilli’de
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