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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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»Wer versorgt denn hier deine Gäste mit einem schönen Büfett und mit edlen Getränken?«
    Ben tippte sich an die Stirn: »Altleher Hahnentritt – wer säuft denn so einen Mist?«
    »Werden wir ja sehen«, lächelte sie.
    Da hörte sie die Stimme von Volker Krüger, der den Likör bereits gefunden hatte.
    »Das ist ja geil! Da ist wenigstens richtig Kawumm dahinter! Daraus kann man einen Molotow-Cocktail machen. Man kann damit Botschaften stürmen oder Schlüpfer, je nach Laune!«
    Johanna grinste ihren Bruder breit an. »Siehst du, da haben wir schon den ersten Fan.«
    Als Johanna an Volker vorbeiging, griff der mit einer Hand in einen Chipsteller und stopfte sich den Mund voll. Er liebte es, mit offenem Mund die Chips laut krachen zu lassen. Dabei sah er Johanna an, als wäre sie ein Steak, das er auf seinen Holzkohlengrill werfen wollte.
    Er benutzte ein Rasierwasser oder ein Parfüm, das ihr die Luft zum Atmen abschnitt. Er bemerkte ihr angewidertes Gesicht und versuchte einen Scherz: »Was ist? Haut dich mein Anblick um? Ich weiß ja, welche Wirkung ich auf Frauen habe, aber reiß dich mal ein bisschen zusammen. Die anderen gucken schon ganz komisch.«
    Dann lachte er laut über seinen eigenen Witz. Er hob seinen rechten Arm hoch und roch selbst unter seinen Achseln. Er lachte mit offenem Mund, so dass sie Chipskrümel auf seiner Lippe tanzen sah.
    »Oh«, beteuerte er, »ich fürchte, ich hab mein Deo heute Morgen mit dem CS-Gas verwechselt.«
    Er schnitt Johanna den Weg ab und wollte offensichtlich noch mehr erzählen und über seine eigenen Witze lachen. Aber Leon packte ihn von hinten, drückte ihn gegen die Wand und zischte: »Lass sie in Ruhe, oder ich prügel dir das letzte bisschen Gehirn aus deinem dummen Schädel.«
    Sofort war Ben da. »Hey, hey, hey! Mach keinen Stress, ja? Wir wollen hier nur eine kleine Fete feiern, und da macht es sich nicht gut, wenn du den DJ verkloppst, bevor es überhaupt losgeht.«
    Volker nutzte die Chance, um sein Image ein bisschen zurechtzurücken. Er zeigte auf Leon und fragte Ben so ernst, wie er nur konnte: »Warum lädst du diesen aggressiven Typen ein? Der fängt Streit an, wo es nur geht. Der kann einfach keinen Alkohol vertragen.«
    »Ich habe keinen Schluck getrunken!«, fauchte Leon. »Aber wenn du nicht das Maul hältst, dann …«
    »Vielleicht hat er auch nur die falschen Drogen genommen. Es muss ja kein Alk sein«, grinste Volker. »Speed soll ja auch aggressiv machen. Oder war es Stardust?«
    Gespielt mitfühlend wandte er sich an Leon. Er legte seinen Kopf schräg und sah ihn an, als wäre er ein Therapeut, der versucht, den neuen Klienten richtig einzuschätzen. »Du darfst nicht einfach alles schlucken, Leon, was sie dir an billigem Mist auf der Straße verkaufen.« Volker ließ seine Hand durch die Luft kreisen. »Das Zeug bringt die Chemie im Gehirn durcheinander. Plötzlich weiß man gar nicht mehr, wer man ist oder was man tut. Man wird ein Spielball seiner irren Gefühle. Man weiß gar nicht mehr, was Wirklichkeit ist und was nicht.«
    Volker genoss die Aufmerksamkeit der anderen Partygäste. Er hob jetzt den Altleher Hahnentritt hoch und ließ die Flasche vor Leons Augen hin und her tanzen.
    »Lass die harten Drogen sein, schenk dir lieber einen ein …«
    Leon richtete einen Finger wie den Lauf einer Pistole auf Volker und warnte ihn: »Lass sie in Ruhe oder du lernst mich richtig kennen. Dazu brauche ich keine Drogen.«
    »Äi, lass den doch«, mischte Tobias sich ein. »So schlecht ist die Mucke gar nicht, die er macht.«
    Leon sah sich nach Johanna um. Er hoffte, doch noch vernünftig mit ihr reden zu können. Die schob gerade die beiden Baguettestangen in den Backofen.
    »Was hast du denn vor?«, fragte Leon.
    »Ich mach Bruscetta.«
    »Hast du jetzt echt vor, hier das Hausmütterchen zu spielen? Lass uns reden, Johanna.«
    Sie schenkte den Baguettes aber mehr Aufmerksamkeit als Leon, und noch bevor sie antworten konnte, ertönte aus dem Wohnzimmer laute Musik. Volker hatte seinen Laptop an die Boxen angeschlossen und probierte jetzt den Sound aus.
    »Ich wette«, brüllte Leon gegen den Lärm an, »der Computer ist geklaut, und jeder Song, den der uns heute Abend vorspielt, ein illegaler Download.«
    Johanna zuckte mit den Schultern. Das war ihr egal.
    »Was willst du hier?«, fragte sie. »Über Musik diskutieren?«
    Inzwischen tat Volker genau das, was alle von ihm gewohnt waren. Er brauchte immer einen, den er als Deppen vorführen

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