Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
’nem Krebs geschwängert worden«, sagte er.
Sein Partner wurde aschfahl.
»Wahrscheinlich werd ich morgen entlassen«, sagte ich. »Vielleicht sollte ich Sie nach Dienstschluß anrufen und mich irgendwo mit Ihnen treffen, damit wir ein paar Dinge besprechen können. Was halten Sie davon?«
»Wenn Sie mich nach Dienstschluß anrufen wollen, dann aberbloß, um mich um das Fahrgeld zu Ihrem Treffen bei den Anonymen Alkoholikern zu bitten.«
»Ich hab das Gefühl, es ist kein großer Unterschied, wenn ich heut die Beherrschung verliere.«
»Ich wünschte, Sie würden’s versuchen, Sie verdammter Schlaumeier. Ich würde mit Vergnügen die Scheiße aus Ihnen rausprügeln.«
»Machen Sie, daß Sie rauskommen, Baxter, eh jemand anders Sie rausschmeißt, zusammen mit der Bettpfanne.«
»Machen Sie nur so weiter, schlucken Sie Ihre Quaaludes, großer Held, denn Sie werden sie nötig haben. Und ich bin’s nicht, der Sie fertigmacht. Diesmal haben Sie sich selber in den Abgrund geritten. Und ich hoffe, Sie genießen Ihren Sturz ordentlich, denn es wird ein langer, tiefer Sturz sein.« Er wandte sich an seinen Partner. »Gehn wir wieder an die frische Luft. Der Kerl deprimiert mich von Mal zu Mal mehr.«
Die beiden verließen das Zimmer, wobei sie eine junge irische Nonne in weißer Tracht anstießen, die mir gerade das Tablett mit meinem Mittagessen brachte.
»Ach du liebe Güte, das ist ja ein scharfes Pärchen«, sagte sie.
»Das ist wahrscheinlich das Netteste, was je jemand über die beiden gesagt hat, Schwester.«
»Sind die hinter den Männern her, die Ihnen das angetan haben?«
»Ich fürchte, die werden dafür bezahlt, daß sie anderen Polizisten das Leben schwermachen.«
»Das versteh ich nicht.« Ihr Gesicht wirkte rund und hübsch unter ihrer Haube.
»Ist nicht so wichtig. Aber ich glaub nicht, daß ich jetzt was essen kann, Schwester. Tut mir leid.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Heute abend wird es Ihrem Magen schon sehr viel besser gehen.«
»Wissen Sie, was ich wirklich gern hätte? Wofür ich fast alles geben würde?«
»Was denn?«
Ich brachte die Worte nicht heraus. Ich ließ meinen Blick in dem erleuchteten Raum umherschweifen und sah dann ausdem Fenster auf die grünen Kronen der Eichen, die sanft im Winde schwankten.
»Könnten Sie mir ein großes Glas Coca-Cola bringen? Mit viel Eis drin, und vielleicht mit einem Schuß Kirschsaft und ein paar Scheiben Zitrone?«
»Aber natürlich.«
»Vielen Dank, Schwester.«
»Möchten Sie sonst noch was?«
»Nein, bloß eine Coca-Cola. Weiter brauch ich nichts.«
Am gleichen Nachmittag saß Captain Guidry schwer verschnupft am Fußende meines Bettes und polierte seine Brillengläser mit meinem Bettlaken.
»Als so gut wie jede Zeitung im Lande George Wallace als Rassisten verdammt hatte, sagte er zu einem Reporter: ›Nun, das ist nur die Meinung eines einzelnen Mannes‹«, sagte der Captain. »Ich war nie einer seiner Bewunderer, aber diese Bemerkung fand ich wirklich gut.«
»Wie schlimm wird’s werden?«
»Man hat Sie auf Eis gelegt. Unbefristete Suspendierung ohne Gehalt.«
»Das kriegen doch bloß Cops, die man beim Rauschgifthandel erwischt hat.«
»Es hilft zwar nicht viel, aber ich habe dagegen gestimmt. Man hat sie ganz schön am Wickel, Dave, aber Sie müssen auch die andere Seite verstehen. Innerhalb einer Woche taucht Ihr Name in allem möglichen Papierkram auf. Abgesehen davon wurden zwei Menschen erschossen, und zwar in einer der reichsten Gegenden von New Orleans, und ein Agent des Schatzamtes starb, als Ihr Wagen drei Stockwerke tief mitten auf eine belebte Straße stürzte. Das soll Ihnen erst mal einer nachmachen.«
»Glauben Sie das, was ich in meinem Bericht geschrieben habe?«
»Sie waren immer ein ausgezeichneter Polizist. Es gibt keinen besseren.«
»Glauben Sie mir?«
»Wie zum Teufel soll ich wissen, was da draußen passiert ist?Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Dave, ich bin nicht mal sicher, ob Sie es selber wissen. Die Sanitäter haben gesagt, Sie wären halb verrückt gewesen, als man Sie hierherbrachte. Ich hab mir angesehen, was von Ihrem Wagen übriggeblieben ist. Ich weiß nicht, wie Sie das überlebt haben. Der Arzt meinte, Sie hätten genug Drogen und Alkohol intus gehabt, um die gesamte russische Armee einzubalsamieren.«
»Möchten Sie, daß ich meine Kündigung einreiche?«
»Lassen Sie sich von den anderen nicht jede Bewegung vorschreiben. Wenn Sie Parasiten wie Baxter zeigen, daß
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