Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
was von einem Burschen namens Abshire gehört?« fragte ich.
»Was ist mit ihm?« fragte er zurück.
»Ich glaube, diese Burschen arbeiten für einen Mann namens Abshire.« Seine Augen starrten in den Raum, dann sah er mich wieder an, aber ich hatte deutlich das kurze Aufleuchten in ihnen gesehen.
»Was ist das für ein Typ?« fragte ich.
»Woher soll ich das wissen?«
»Sie bilden also eine Wagenburg?«
»Wir können es uns einfach nicht leisten, Sie herumlaufen zu lassen«, erklärte er.
»Pech für Sie.«
»Was muß ich tun, damit Sie endlich verstehen, worum es geht, Lieutenant?«
»Auch ich mochte den Kleinen.«
»Dann machen Sie seinem Namen dadurch Ehre, daß Sie die Finger von Dingen lassen, die nur die Bundesregierung angehen.«
Er ging, ohne sich zu verabschieden, und ich fühlte mich wie ein Trottel, als ich wieder allein in meinem sonnenhellen weißenKrankenzimmer lag. Außerdem spürte ich in mir ein stärker werdendes Zittern, ähnlich einer Stimmgabel, die in einem unharmonischen Ton schwingt. Auf meinem Nachttischchen stand eine Flasche Listerine-Mundwasser. Ich ging mit steifen Knien ins Badezimmer, spülte mir den Mund aus und spuckte das Zeug wieder in den Ausguß. Dann saugte ich mir den Speichel aus Zahnfleisch und Zunge und schluckte ihn hinunter. Dann spülte ich mir wieder den Mund, aber diesmal spuckte ich die Lösung nicht aus. Mein Magen begrüßte den Alkohol wie einen guten alten Freund.
Eine halbe Stunde später standen zwei Polizisten vom Büro für Internal Affairs an meinem Bett. Es waren dieselben Typen, die die Untersuchung wegen der Schießerei draußen bei Julio Segura geführt hatten. Sie trugen sportliche Kleidung und Schnurrbärte und hatten sich die Haare offenbar bei einem Coiffeur schneiden lassen.
»Ihr Burschen macht mich ganz nervös. Ihr seht aus wie Geier, die auf meinem Bettpfosten lauern. Warum setzt Ihr euch nicht?« sagte ich.
»Sie sind ein Spaßvogel, Robicheaux, immer ’nen Witz auf der Zunge«, sagte der erste der beiden. Er hieß Nate Baxter und hatte im CID der Army gedient, ehe er zu uns in die Abteilung kam. Ich war immer schon der Meinung gewesen, daß sein militärisches Gehabe letzten Endes nur seine tieferliegende faschistische Mentalität verdecken sollte. Er hatte eine Vorliebe dafür, andere zu schikanieren, und eines Abends erwischte ihn ein suspendierter Streifenbeamter in Joe Burtons altem Lokal unten an der Canal Street und verpaßte ihm eine, daß er mit dem Kopf an das Pissoir flog.
»Es ist nur eine Kleinigkeit, die wir von Ihnen wissen wollen, Dave«, sagte sein Partner. »Es sind bloß ein oder zwei Punkte, die noch unklar sind.«
»Zum Beispiel, was Sie da draußen in der Fleischbeschau am Flughafen zu suchen hatten«, ergänzte Baxter.
»Ich hatte von einem Mädchen gehört, das uns ein paar von Seguras Leuten verpfeifen wollte.«
»Und haben Sie sie gefunden?«
»Nein.«
»Warum sind Sie dann so lange da draußen geblieben und haben sich die Weiber angeguckt?« fragte Baxter.
»Ich habe gewartet, daß sie kommt.«
»Und was haben Sie getrunken?«
»Seven-Up.«
»Ich wußte gar nicht, daß man sich bei Seven-Up in die Hosen scheißt«, sagte Baxter.
»Sie haben doch meinen Bericht gelesen. Wenn Sie mir nicht glauben, ist das nicht mein Problem.«
»Und ob es Ihr Problem ist. Also erzählen Sie uns die ganze Sache noch mal von vorne.«
»Stecken Sie sich’s in den Hintern, Baxter.«
»Was haben Sie gesagt?«
»Sie haben mich schon verstanden. Gehn Sie mir endlich aus den Augen.«
»Immer langsam, Dave«, sagte sein Partner. »Das ist eine ziemlich wilde Geschichte. Die Leute werden deswegen ’ne Menge Fragen stellen. Damit müssen Sie rechnen.«
»Die Geschichte sollte ja absichtlich so wild klingen. Deswegen haben die das doch gemacht«, sagte ich.
»Ich glaub nicht, daß die Sache so rätselhaft ist, wie Sie sagen. Ich glaube, Sie sind ganz einfach rückfällig geworden, haben sich die Hucke vollgesoffen und sind abgestürzt«, sagte Baxter. »Die Sanitäter haben gesagt, Sie hätten gestunken wie ’n verstopftes Klo, in das jemand Whiskey reingegossen hat.«
»Ich habe Sie immer verteidigt, Baxter. Egal, was die andern sagen, ich hab immer wieder betont, daß unter Ihrem Billig-Polyester ein waschechter Polizist steckt, der genausogut zum Bleistiftspitzen taugt wie die besten Verwalter im Haus. Aber Sie machen’s mir nicht leicht, Sie weiter zu verteidigen, Baxter.«
»Ich glaub, Ihre Mutter is von
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