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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Bürohengst in der Verwaltung. Meinst du nicht, daß es leichter für dich wäre, dich mit einem tödlichen Unfall wegen Alkohol am Steuer zu befassen als mit einer Geschichte über ausgeflippte Rechtsradikale, die in Nicaragua die arme Landbevölkerung umbringen?«
    »Warum glaubst du eigentlich, du wärst der einzige Mensch auf der Welt, der die Wahrheit erkennt?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Aber du empfindest es so, Dave. Eine solche Last kann kein Einzelner tragen.« Ihr Gesicht war weich und entspannt, als sie einen Augenblick lang durch das Fenster auf den See schaute. Dann stand sie plötzlich auf und begann sich im Dunkeln auszuziehen.
    »Annie, ich bin kein Fall für die Fürsorge. Mir geht’s heut einfach nicht besonders gut.«
    »Wenn du möchtest, daß ich gehe, brauchst du’s bloß zu sagen. Aber sieh mir in die Augen und sag’s mir offen und ehrlich, ohne lange um den heißen Brei rumzureden.«
    »Ich mag dich wirklich sehr.«
    Sie setzte sich wieder auf die Couch und beugte sich zu mir, bis ihr Gesicht ganz nah an meinem war.
    »Jemanden lieben heißt, für ihn da sein, wenn niemand anders da ist. Wenn man nicht mal die Wahl hat. Das solltest du verstehen, Dave«, sagte sie. Dann beugte sie sich vor und küßte mich leicht auf den Mund.
    Sie bot einen bezaubernden Anblick. Ihre Haut war weich und warm, und ich roch die Sonne und ein Parfüm wie von Wunderblumen in ihrem Haar. Sie küßte mich erneut und ließ ihren Atem leicht über meine Wangen streichen und schlang ihre Arme um meine Hals und preßte ihre Brüste fest an meinen Körper. Ich setzte mich auf und rückte an die Kante der Couch, um mir die Hosen auszuziehen, dann drückte sie mich wieder in die Kissen zurück, kniete sich über mich und nahm die Hände zu Hilfe, um mich in sich aufzunehmen. Sie schloß die Augen und stöhnte leise, ihren Mund weit geöffnet, dann legte sie sich, auf die Arme gestützt, auf mich, ihre Brüste ganz nah an meinem Gesicht. Sie hatte all meine Wut – nein, mein Selbstmitleid – einfach ignoriert, und ich fühlte mich beschämt und verwirrt und körperlich schwach, als ich ihr tief in die strahlendblauen Augen blickte.
    Sie hatte ein erdbeerrotes Muttermal auf ihrer rechten Brust, das dunkler wurde und sich mit Blut zu füllen schien, als ihr Atem immer schneller wurde. Ich fühlte, wie ihre Wärme mich in sie hineinzog, ich spürte, wie sie ihre feuchten Handflächen unter meinen Rücken schob, spürte, wie sie ihre Schenkel anspannte und mich umklammerte. Dann hielt sie mein Gesicht in ihren Händen, und das Herz drehte sich mir in der Brust um, und ich fühlte, wie sich tief in mir etwas schmerzhaft Hartes zusammenzog und dann zerplatzte wie ein schwerer Gesteinsbrocken, der von einem reißenden Strom losgerissen und davongetragen wird.
    »Oh, du bist ein toller Mann«, sagte sie und wischte mir mit den Fingern die Schweißtropfen aus den Augen, während ihr Körper immer noch leicht zitterte.
    Sie schlief neben mir ein, und ich holte ein Laken aus dem Schlafzimmer und deckte sie zu. Der Mond war inzwischen aufgegangen,und in dem weichen Licht, das durch das Fenster fiel, sah ihr lockiges blondes Haar aus, als sei es mit Silberfäden durchwirkt. Nur der Ansatz ihres erdbeerfarbenen Muttermals schaute unter dem Laken hervor.
    Ich wußte, daß ich großes Glück hatte, ein Mädchen wie sie zu haben, aber die große Nemesis des Glücksspielers liegt darin, daß er nie zufrieden ist, wenn er das tägliche Doppel gewonnen hat – statt dessen setzt er seinen Gewinn in jedem weiteren Rennen des Nachmittags aufs Spiel, und wenn er noch gut raus ist, wenn die Wettschalter nach dem letzten Rennen schließen; dann geht er am gleichen Abend noch zum Hunderennen und bleibt dort, bis er alles verloren hat.
    Ich hatte kein Wettbüro in erreichbarer Nähe, deshalb ließ ich Annie schlafen und ging am Seeufer entlang in Richtung auf den Vergnügungspark am Pontchartrain Beach. Der Wind hatte zugenommen, am Strand schlugen die Wellen jetzt kräftiger auf den Sand, und die trockenen Palmwedel rauschten und knisterten vor dem sich verdunkelnden Himmel. Als ich den Vergnügungspark erreichte, war es merklich kühler geworden. Die Luft war voll mit fliegenden Sandkörnern, und ich konnte den Sturm riechen, der von Süden her aufzog. Die meisten Fahrgeschäfte hatten bereits geschlossen und waren mit festen Leinwandbahnen gegen den drohenden Regen geschützt, und die rote Neonschrift über der verlassenen Geisterbahn

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