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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    »Haben Sie schon mal ein UFO gesehen?« fragte Little Mack.
    »Ich habe Berichte drüber gelesen«, antwortete ich.
    Ich goß den Whiskey in mein Bierglas, schüttete das Zeug runterund blickte noch einmal auf die Telefonnummer auf meiner Serviette. Dann nahm ich mein Wechselgeld vom Tisch und ging zum Münztelefon, das an der Wand hing.
    »Lieutenant, diesmal sollten Sie aber niemand mehr beschimpfen, hören Sie?« rief mir Little Mack nach. »Ich hab mal irgendwo gelesen, daß die einem Typ sogar Gift in sein Kondom praktiziert haben.«
    Ich wählte die Nummer in McLean, Virginia, und fragte nach dem Diensthabenden. Mein Ohr fühlte sich geschwollen und holzig an, als ich es an die Hörmuschel preßte. Ich versuchte, meinen Blick aus dem Fenster auf die Nebelschwaden zu fixieren, die in dem weichen Morgenlicht draußen auf dem Fluß aus dem Wasser aufstiegen. Das Neonröhrengebrumm in meinem Kopf wollte nicht aufhören. Endlich meldete sich am anderen Ende ein Mann mit verärgerter Stimme.
    »Wer ist dort?« fragte ich.
    »Derselbe, mit dem Sie schon vor einer halben Stunde gesprochen haben.«
    »Dann geben Sie mir jemand anders.«
    »Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen, mein Freund.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen, damit ich Sie mal besuchen kann.«
    »Ich werde Ihnen mal was sagen, Lieutenant. Wir haben Ihren Anruf zurückverfolgt. Wir wissen, in welcher Kneipe Sie gerade sitzen. Wir haben Ihre Unterlagen vor uns liegen und wissen alles von Ihnen. Wenn Sie nicht so ein verdammt armseliges Arschloch wären, würden wir Ihnen Ihre eigenen Leute auf den Hals schicken, damit die Sie festnehmen.«
    »Also gut, nun hör mal zu, du Arschloch. Ich bin die Kanone, die frei auf eurem Deck rumrollt, und ich werde einen Haufen Blut und Scheiße auf der Reeling hinterlassen.«
    »Wenn Sie nicht Ihren Alkohollutscher im Mund hätten, würde ich Sie vielleicht ernstnehmen. Wenn Sie noch einmal hier anrufen, finden Sie sich in Ihrer eigenen Ausnüchterungszelle wieder.«
    Die Verbindung brach ab. Als ich den Hörer vom Ohr nahm, fühlte sich meine eine Gesichtshälfte taub an, als habe mir jemand eine kräftige Ohrfeige verpaßt.
    »Was ist denn los? Ihr Gesicht sieht gar nicht gut aus«, sagte Little Mack.
    »Wir brauchen ein paar neue Drinks«, antwortete ich.
    »Haben die gedroht, Sie zu ermorden oder so? Diese Schwanzlutscher. Haben Sie schon mal den Black Star gelesen? Die hatten mal ’nen Bericht darüber, wie die CIA diese Nazi-Wissenschaftler dazu benutzt hat, Klons von Elvis und Marilyn Monroe zu machen, und später haben sie die Klons umgebracht, als sie sie nicht mehr für ihre Spionage verwenden konnten. Ich glaube, die Idee dazu haben sie aus diesem alten Film über diese seltsamen Wesen, die die ganze Welt in Besitz nehmen. Die legen eine Samenkapsel unter Ihr Bett, und wenn Sie dann einschlafen, saugt dieses Ding Ihnen das Ektoplasma aus dem Körper und verwandelt Sie in eine trockene Hülle, die dann vom Wind davongetragen wird ... Wo wollen Sie denn hin?«
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Setzen Sie sich lieber wieder hin und bestellen Sie sich was zu essen«, sagte der Bleistift-Mann. »Sie können mit uns mitfahren, wenn der Bus wieder in Ordnung ist.«
    »Vielen Dank, aber ich brauch ’n bißchen Bewegung. Die letzte Runde hier geht auf mich.«
    Aber als ich meine Brieftasche öffnete, hatte ich kein Geld mehr.
    »Wirklich alles in Ordnung, Lieutenant?« fragte mich Little Mack.
    »Klar.«
    »Sie haben aber ’ne ziemliche Schlagseite«, sagte er.
    »Ich komm schon klar.«
    »Sie sollten vorsichtig sein, ist ’n ziemlicher Nebel da draußen«, sagte er. »Sind ’ne Menge verrückter Leute auf der Straße, Besoffene und so. Meinen Sie, daß Sie sicher nach Hause kommen?«
    »Sicher«, antwortete ich. »Alles in Ordnung, glaubt mir.«
    Ich ging im grauen Licht des Morgens langsam in Richtung auf die glänzenden Umrisse der Huey-Long-Brücke zu. Ich hörte das surrende Geräusch der Autoreifen auf der Stahlgitterfahrbahn der Brücke. Die Luft war kühl und feucht und roch nach der nassen Erde unten am Flußufer. So machte ich mich an den langenAufstieg auf den Scheitel der Brücke. Mein Atem rasselte in der Kehle, mein Herz klopfte heftig vor Anstrengung. Tief unten auf dem dunklen Wasser tuckerte ein Tankschiff der Standard Oil in Richtung Norden, auf dem Weg zu den Raffinerien von Baton Rouge. Die Türme, Tragseile und Träger der Brücke schienen in dem kräftigen Wind zu singen,

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