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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hob sich wie elektrisiertes Blut vom dunklen Himmel ab.
    Aber ich fand trotzdem, was ich schon den ganzen Tag gesucht hatte.
    »Einen doppelten Jack Daniel’s und ein Glas Pearl vom Faß«, sagte ich zum Barkeeper.
    »Sie sehn aus, als hätten Sie ihr Duell mit der Kettensäge verloren, mein Freund«, sagte er.
    »Sie sollten mal die Kettensäge sehen«, antwortete ich.
    Aber es war eine dunkle, trostlose Kneipe. Hier gab es weder Höflichkeit noch Humor, und der Barkeeper füllte schweigend mein Schnapsglas nach.

7
    Am nächsten Morgen um fünf Uhr begann sich der Himmel im Osten hinter den Baumreihen auf der anderen Seite des Mississippi grau und rosa zu färben. Ich war in einer Bar, die die ganze Nacht geöffnet hatte, ganz in der Nähe des alten Highway 90 unter dem hohen schwarzen Schattengerüst der Huey-Long-Brücke. Der Morgennebel hing in dichten Schwaden über dem Fluß und rings um die von zahlreichen Büschen bewachsenen Pfeiler der Brücke. Die Luft selbst schien vor Feuchtigkeit zu triefen, und die Schiefersteine auf dem Parkplatz strahlten einen stumpfen Glanz aus, als sich der rosige Schein der Sonne langsam über den Horizont ausbreitete.
    Ein Bus voller Zirkus- und Kirmesleute aus Sarasota, Florida, war auf dem Highway liegengeblieben, und die Bar und der Kaffeetresen waren umlagert von einer seltsamen Schar von Tierbändigern, Akrobaten und Unterhaltungskünstlern. Ich saß an einem Tisch mit dem Krokodil-Jungen, dem Bleistift-Mann und einem Zwerg namens Little Mack. Der Bleistift-Mann hatte Arme und Beine, die so dünn und biegsam wirkten, daß sie aussahen, als habe ein Chirurg sorgfältig alle Knochen aus ihnen entfernt. Sie wirkten wie Gummischlangen, die mit seinem Torso verbunden waren, der seinerseits kaum den Umfang eines Telefonmastes hatte. Sein drahtiges rotes Haar war mit Hilfe von Wachs zu einer Art Knolle gekämmt, so daß es an einen Radiergummi erinnerte. Die Haut des Krokodil-Jungen war übersät mit harten schwarzen Höckern, ähnlich wie Seepocken, und seine Zähne sahen aus, als seien sie spitz zugeschliffen. In strenger Reihenfolge nippte er von seinem Muskatellerwein, spülte mit einem Schluck Bier nach, nahm einen Zug von seiner Zigarette und aß aus einer Schüssel mit eingelegten Schweinsfüßen. Little Mack saß direkt neben mir, wobei seine kurzen Beine nicht den Boden erreichten, sondern in der Luft baumelten. Sein Gesicht verriet volle Anteilnahme für meine Situation.
    Ich warf einen Blick auf die Telefonnummern mit Vorwahl,die ich auf eine feuchte Papierserviette gekritzelt hatte. Mein Kopf war erfüllt von einem gleichmäßigen Brummen, wie bei einer alten Neonröhre.
    »Sie sollten diese CIA-Leute nicht wieder anrufen, Lieutenant«, sagte Little Mack mit seiner hohen, mechanisch klingenden Stimme. »Die sind nämlich in die Sache mit diesen UFOs verwickelt. Wir haben mal eins davon gesehen, in der kalifornischen Wüste in der Nähe von Needles. Es hat grün und orange geleuchtet und jagte mit mindestens tausend Meilen pro Stunde über unsern Bus. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, ’n Haufen Kühe von ’ner nahegelegenen Ranch warn übel zerfleischt worden. Vielleicht haben die Typen von dem UFO versucht, sich neu zu verproviantieren.«
    »Schon möglich«, antwortete ich und winkte dem Barkeeper, uns noch zwei Gläser Jack Daniel’s zu bringen.
    »Die Regierung haut dich einfach in die Pfanne«, sagte der Bleistift-Mann. »Jedesmal wenn du mit ’ner Regierungsbehörde zu tun hast, legt die eine neue Akte für dich an. Es gibt Leute, von denen ganze Zimmer voller Akten über ihr gesamtes Leben existieren. Bei mir isses anders. Ich hab nicht mal ’ne Geburtsurkunde. Meine Mutter hat sich grade lang genug hingehockt, um mich in ’ner Ecke von ’nem Güterwagen auf die Welt zu bringen. Seitdem bin ich ständig unterwegs. Ich hab nie ’ne Sozialversicherungskarte gehabt, auch keinen Führerschein oder ’nen Wehrpaß. Ich hab nie ’ne Steuererklärung abgegeben. Sobald die nämlich irgendwelche Akten über dich haben, verfolgen sie dich auf Schritt und Tritt.«
    »Ihr seid genau die Art von natürlichen Philosophen, die ich mag«, sagte ich.
    »Was haben Sie gesagt?« fragte der Krokodil-Junge. Er hatte aufgehört, an seiner Schweinshaxe zu kauen, und seine schmalen grünen Augen blickten mich neugierig und verwirrt an.
    »Ihr seht einfach alles auf eure Weise, ob es nun ein UFO ist oder ein Haufen Arschlöcher von der Regierung, stimmt’s?« sagte

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