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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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meine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Ich sah zu, wie die Venen meiner Unterarme sich mit Blut füllten.
    »Wenn Sie drauf verzichten, Kaution zu stellen, dann muß ich Sie wieder verlegen. Sie müssen zurück zu den andern, es sei denn, Sie wollen, daß ich Sie in die Isolierzelle einschließe.«
    »Tun Sie, was Sie müssen, Phil.«
    »Ich kann Sie aber nicht in die Isolierzelle stecken, wenn Sie’s nicht selber verlangen, Dave. Da oben gibt’s ein paar echt schlimme Typen.«
    Ich berührte mit den Fingern die alte Narbe auf meinem Bauch, die der pungi -Stock hinterlassen hatte. In einer Zelle weiter hinten im Flur brach jemand in hysterisches Geschrei aus, und ich hörte, wie ein Polizist mit dem Schlagstock an die Gitterstäbe hieb.
    »Ich hol jetzt den Doktor. Ich laß Sie in ’ne Einzelzelle bringen, ob Sie wollen oder nicht«, sagte er.
    Ich hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Mein Kopf fühlte sich an, als ob er mit Klaviersaiten umwickelt sei. Ich schloß meine Augen und sah orange Feuerbälle, die aus dem Regenwald aufleuchteten, GIs, die bis zu den Knien in einem schlammig glänzenden Reisfeld steckten, während über ihren Köpfen die scharfkantigen Splitter der Minen durch die Luft heulten, die Seelen von Kindern, die wie Kanonenrauch aus dem Graben aufstiegen, in dem sie lagen, Sam Fitzpatricks jungenhaftes Gesicht im Schein des Höllenfeuers einer Heiligenpostkarte. Der Schweiß rann mir von den Handflächen und lief meine nackten Beine hinunter.
    Um drei Uhr nachmittags kam ein anderer Wärter den Korridor des Isoliertraktes, der »Queens’ Row«, entlang, wo ich zusammen mit den kleinen Taschendieben, den Psychotikern und den eindeutig Homosexuellen untergebracht war. Die Tür meiner kleinen Zelle bestand aus Eisengitterrosten mit einem Schlitz und einem Schutzblech, die dazu dienten, dem Gefangenen das Essenstablett in die Zelle zu reichen. Der Wächter hatte Schwierigkeiten, den Schlüssel im Schloß zu drehen, und im Gegenlicht hatte ich den Eindruck, daß sich sein Körper durch das Raster der Gitter aufzulösen schien.
    »Packen Sie ein. Sie kommen raus«, sagte er.
    »Was ist passiert?«
    »Jemand hat für Sie die Kaution gestellt. Ziehen Sie Ihr Bett ab und werfen Sie die Laken auf den Korridor. Heben Sie den Plastiklöffel vom Fußboden auf und werfen Sie die Seife in die Toilette.«
    »Was?«
    »Sind Sie immer noch betrunken oder was? Sie sollen Ihre Zelle aufräumen, wenn Sie hier heut noch rauswollen.«
    Wir gingen den Korridor entlang zu den hydraulisch betriebenen doppelt vergitterten Türen, die in den Anmelderaum führten, wo gerade zwei schwarzen Frauen die Fingerabdrücke abgenommen wurden. Am Schalter unterschrieb ich ein Formular und erhielt einen großen, braunen Umschlag ausgehändigt, in dem sich mein Portemonnaie, meine Autoschlüssel, mein Taschenmesser und mein Gürtel befanden.
    »Na dann, gute Fahrt«, sagte der Beamte.
    Draußen im Besucherbereich sah ich Annie auf einer Holzbank sitzen, die Hände im Schoß zusammengepreßt. Sie trug blaue Tennisschuhe, chlorgebleichte Jeans und ein mit violetten Blumen bedrucktes Hemd. Überall an den Tischen, die den Raum füllten, saßen Häftlinge mit ihren Angehörigen zusammen, die zu Besuch gekommen waren, und jede dieser Gruppen versuchte sich dadurch von den anderen abzugrenzen und eine gewisse Intimität herzustellen, daß sie die Köpfe vorbeugten, ihren Blick nur auf den eigenen Tisch richteten und sich gegenseitig fest an den Unterarmen hielten. Annie versuchte mich anzulächeln, aber die Nervosität stand ihr im Gesicht.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Klar.«
    »Mein Wagen steht direkt vor der Tür. Wir können sofort losfahren.«
    »Natürlich, machen wir, daß wir hier rauskommen.«
    »Dave, was ist mit dir?«
    »Die Mistkerle haben meine Knarre kassiert. Ich hätte eigentlich eine Quittung dafür kriegen müssen.«
    »Bist du verrückt geworden?« flüsterte sie.
    »Vergiß es. Gehn wir.«
    Wir gingen durch die Glastüren nach draußen auf die Straße, wo mich die Nachmittagshitze wie ein Schlag traf, als habe jemand direkt vor mir die Klappe eines Heizkessels geöffnet. Wir stiegen in ihren Wagen. Sie ließ den Motor an und sah mich dann mit umwölktem Blick an. Mein Arm zuckte, als er mit dem glühendheißen Metall des Türrahmens in Berührung kam.
    »Dave, ist alles in Ordung? Dein Gesicht ist ganz weiß«, sagte sie.
    »Ich hab immer noch ’n paar seltsame Flüssigkeiten im Körper.

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