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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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sah.
    Avartos.
    Langsam trat der Engel näher, die Hand auf sein Schwert gelegt, ein grausames Lächeln auf den Lippen. Nando spürte die Furcht, die sich in seinen Nacken setzte. Avartos’ Blick durchdrang ihn wie ein Schwerthieb, es war, als würde der Engel jeden seiner Gedanken zu Asche verbrennen. Er war gekommen, um Nando zu töten, das stand außer Zweifel, und als Avartos den Kopf neigte und ihn von unten herauf anstarrte wie ein Jäger, schloss sich eine eherne Klaue um Nandos Brustkorb, die ihm die Luft abdrückte. Dieses Wesen, das wusste er plötzlich, war nichts als eine Schreckgestalt aus Sehnsucht und Eis. Dieser Gedanke durchzuckte sein Hirn, und Avartos hob die Brauen, verwundert, beinahe erstaunt. Dann wurde sein Blick kalt, er packte den Knauf seines Schwertes.
    Nando hob die Faust für einen Abwehrzauber, doch im selben Moment jagte eine Formation der Ritter Bantoryns heran. Mit donnernden Flammenwirbeln schlugen sie sich in die Reihen der Engel und entzogen Avartos seinem Blick. In rasender Geschwindigkeit bildeten sie einen brennenden Bannkreis um die Nephilim und trieben die Engel zurück, die vor den Flammen fortwichen wie vor tödlichen Schlangen. Über ihnen schwebte Silas, hochaufgerichtet und mit wirbelndem Schwert, die Augen auf die Nephilim gerichtet, die wie erstarrt zu ihm aufschauten. Doch der Bannkreis flackerte in versagendem Licht, schon drängten weitere Engel heran. In massiven Wellen stürmten sie auf die Ritter ein und drohten sie zu verschlingen. Schwingenrauschend landete Silas inmitten des Kreises, riss den Arm mit seinem Schwert in die Luft und brüllte einen Zauber, der sich als spektakulärer Schild hinter ihm erhob und Flammenströme als Tunnel aus Feuer bis hinauf zum Portal schoss. Silas umfasste jeden einzelnen Novizen mit seinem Blick.
    »Flieht!«, rief er, und seine Stimme ließ die Flammen in gleißendem Licht auflodern.
    Wie ein Schlag traf sie seine Stimme, Nando fühlte sich von ihr gepackt und setzte sich in Bewegung, als hätte Silas einen Zauber über ihn gelegt. Er raste durch den Tunnel aus Feuer auf das Portal zu, so schnell er konnte. Schemenhaft sah er die Ritter auf der anderen Seite der Flammen, hörte ihre Schreie, als sie die Engel von dem Schild zurücktrieben. Silas’ Magie brachte die Luft zum Glühen, es musste ihn seine gesamte Kraft kosten, diesen Zauber aufrechtzuerhalten. Atemlos riss Nando den Kopf zurück. Silas stand allein vor seinem Schild, dessen Magie sich hinter ihm wölbte und sich in lodernden Schüben in die Nacht erhob, und er ließ die fliehenden Nephilim nicht aus den Augen, während die Körper seiner Feinde sich hinter ihm auftürmten wie eine tödliche Flutwelle.
    Da begegnete Nando seinem Blick, und er wusste, dass dieser Moment sich für immer in ihn einbrennen würde: Silas’ Gestalt inmitten der flammenden Finsternis, seine Faust, die das Schwert hoch emporhob – und das Lächeln, das nun auf seine Lippen huschte, flüchtig und schön wie ein Sonnenstrahl. Es gibt Dinge, die man tun muss , klang seine Stimme in Nando wider. Sonst wäre man kein Nephilim, kein Mensch, kein Engel oder Dämon – sondern nichts als ein Haufen Dreck. Und dann, kaum merklich, neigte Silas vor Nando den Kopf. Etwas stand in seinem Blick, das mehr war als ein Wort oder ein Versprechen, und es drückte Nando die Luft ab, als er es verstand.
    Silas nahm Abschied von ihm.
    Der Schrecken dieser Erkenntnis ließ ihn stolpern, und im selben Moment schlug ein geballter Angriff gegen den Schild. Der Boden erzitterte, einige Nephilim wurden von den Beinen gerissen, und Wurfsterne aus grellem Licht brachen durch die flackernden Flammen. Ehe Nando ausweichen konnte, traf ihn ein Geschoss mit donnernder Gewalt vor die Brust und schleuderte ihn den Weg zurück. Keuchend rang er nach Atem. Das Feuer rauschte um ihn herum wie wehende Tücher, unzählige Zauber durchschlugen es wie Lanzen aus Licht, und er sah verschwommen die anderen Nephilim, die in einiger Entfernung aufstanden und das Portal erreichten. Schwer atmend zwang er sich auf die Beine, doch da glitt ein Engel direkt vor ihm durch die Flammen und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Nando taumelte rückwärts, der Schmerz explodierte in seinem Schädel, aber noch ehe der Engel seinen Donnerzauber aus seiner Faust entlassen und Nandos Körper zerschmettern konnte, zischte ein blauer Lichtpfeil durch die Luft und schlug krachend in seiner Brust ein. Der Engel röchelte, dann brach er zusammen und

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