Nephilim
niederschossen, um sie zum Einsturz zu bringen. Althos preschte als schwarze Flamme durch ihre Reihen, immer wieder packte er einzelne Engel an der Kehle und ließ ihre leblosen Körper auf die Ruinen niederstürzen. Nando und die anderen schoben die geschwächten Nephilim aus ihrer Mitte in das Licht, wo diese umgehend verschwanden. Heftige Erschütterungen gingen bei jedem Schlag durch die Säule, Nando spürte sie wie Hiebe in seinem Fleisch. Die letzten Novizen seines Bundes drängten sich durch das Portal, doch gerade als er selbst hineintreten wollte, zerfetzten Schreie die Luft.
Nando fuhr herum und sah ein Netz aus schwarzen Flammen, das von mehreren Engeln durch die Luft gezogen und über einer großen Gruppe von Nephilim fallen gelassen wurde, die in die Enge getrieben worden war und nun unter starkem Beschuss stand. Er erkannte Riccardo unter ihnen. Hilflos wehrten sie sich gegen die massiven Angriffe, Furcht und Entsetzen standen in ihren Gesichtern. Mehrere Novizen waren bereits verwundet, und das Netz würde jeden Kampf beenden. Es würde ihr Fleisch und ihre Knochen zerschneiden wie Butter, es würde sie zerfetzen, als wären sie aus Papier. Instinktiv breitete Nando die Schwingen aus und erhob sich in die Luft. Lautlos überzog er seine Haut mit einem Schutzzauber und streckte die linke Faust vor.
»Horr Fraton!«, brüllte er und ließ eine Feuersbrunst durch seine Finger schießen, die sich als Strom über ihn ergoss und ihn in flackerndes Licht hüllte. Er hörte den Donner, als er das Netz zerschlug, und das Peitschen der reißenden Maschen. Gleich darauf erloschen die Flammen um ihn herum. Zischend traf ihn eine der Streben mit solcher Wucht am Rücken, dass ihm der Atem stockte. Der Harnisch um seine Brust knarzte laut, seine Schwingen versagten ihren Dienst. Er raste auf die Erde zu, das zerbrochene Netz sank wie Nebel nieder, glitt an den Körpern der Nephilim ab und löste sich auf. Nando riss die Arme schützend vor den Kopf, krachend schlug er auf dem Boden auf. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Schädel, schwarze Schatten zogen vor seinen Augen vorüber, doch er zwang sich auf die Beine. Mehrere Ritter Bantoryns stürzten sich auf die Engel und trieben sie von den Novizen zurück, doch Nando nahm sie kaum wahr. Riccardo lag ganz in seiner Nähe, er hatte die Augen geschlossen. Schwarze Pfeile ragten aus seiner Schulter, in dunklen Strömen verbreitete sich ihr Gift unter der Haut. Nando fiel neben ihm auf die Knie, packte ihn an den Schläfen und schickte einen Heilungszauber durch seinen Körper. Ein Stöhnen entwich Riccardos Lippen. Er war eiskalt, doch kaum merklich kehrte ein wenig Farbe in seine Wangen zurück.
Nando hob ihn so vorsichtig wie möglich hoch und übergab ihn an einen Ritter, der schwingenrauschend neben ihm landete. Gerade wollte Nando sich abwenden, als Riccardo die Augen öffnete und ihn mit einem Blick ansah, der ihm ins Mark fuhr. Da erhob sich der Ritter in die Luft und trug Riccardo zum Portal, während sich die unverwundeten Nephilim eilig um Nando scharten und eine Formation bildeten. Noch immer schützten einige Ritter die Gruppe, doch sie hielten den geballten Angriffen der Engel kaum stand. Nando brüllte so starke Zauber, dass seine Kraft wie Blut aus seinem Körper rann, aber er fühlte es kaum. Vor seinem inneren Auge stand Riccardos Gesicht. Kein Zorn hatte in dessen Blick gestanden und kein Hass, sondern nichts als eine dumpfe und haltlose Traurigkeit, ehe der Schleier aus Kälte auf seine Züge zurückgekehrt war und sie verdeckt hatte. Nando hörte die Schreie der Kämpfenden um sich herum, und es schien ihm, als würden sie sich zu Worten formen: Deinetwegen geschieht dies alles. Du bist der Teufelssohn.
Der Schlag kam unvermittelt und war so heftig, dass Nando kurz glaubte, mitten entzweigerissen worden zu sein. Er flog durch die Luft und krachte gegen eine Mauer. Nur mit Mühe kam er auf die Beine und erhielt seinen Schutzwall aufrecht. Die Ritter, die sie verteidigt hatten, kämpften hilflos gegen einzelne Engel an, die Novizen eilten zu Nando, einige waren verwundet, alle jedoch geschwächt, und vor ihnen, gewaltig wie ein Meer aus todbringenden Leibern, bauten sich Reihen aus Engeln auf, die beritten und mit mächtigen Zaubern in den Fäusten auf sie zustürmten. Die Reglosigkeit in ihren Gesichtern war grausamer als jeder Zorn. Sie bildeten einen schmalen Korridor, und Nando erkannte die Gestalt an ihrem Ende, noch ehe er sie
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