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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Lebzeiten diesen Ort eingebrannt«, sagte sie und folgte ihrer Ahnin, die ihren Weg umgehend fortsetzte. Nando und die anderen beeilten sich, ihr nachzugehen.
    »Nach ihrem Tod konnten sie so hierher zurückkehren«, fuhr Noemi fort. »Sie sind noch immer ein Teil dieser Siedlung, in die sie einst gehörten und aus der die Engel sie vertrieben. Sie sind Geister, nicht mehr, aber sie sind frei.«
    Vor einer Wohnung mit kleinem Vorgarten blieb ihre Ahnin stehen, wandte sich noch einmal zu der Gruppe um, hob zum Abschied die Hand und löste sich auf. Die Erde fiel zu Boden.
    »Hier hat sie gewohnt«, sagte Noemi und ließ den Blick wie über ein geliebtes Wesen schweifen, das sie lange nicht gesehen und sehr vermisst hatte.
    Ein niedriger Zaun trennte den Garten von der Straße, während sich ein Steinwall wie der Arm eines Gebirgsriesen um einen kleinen, vorgelagerten Schuppen schlang, und zwischen diesem Gebäude und dem Garten führte ein schmaler Weg zur Eingangstür der Wohnung. Neben dem Weg, umrahmt von schwarzen und weißen Steinen, sprudelte eine heiße Quelle, und sie wurde umringt von Blumen mit schwarzen Stängeln und langen, tropfenförmigen Blütenblättern in einer durchdringenden Farbe.
    »Purpurblüten!«, rief Paolo. Eilig schob er das Gatter auf und stürzte zu der Quelle. Die anderen folgten ihm und zogen die silbernen Messer, die sie allein zu diesem Zweck bekommen hatten. Nur Noemi würdigte die Blüten keines Blickes. Schweigend trat sie auf das Haus zu, öffnete die Tür und verschwand darin.
    »Verdammt!« Paolo fuhr zusammen und stieß wütend die Luft aus. Er hielt sich die Hand, eine Brandblase zierte seinen Daumen, von der feiner grauer Rauch aufstieg.
    Riccardo bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. »Das Mark der Purpurblüten ist glühend heiß«, stellte er fest, als hätte Paolo das nicht gerade selbst festgestellt. »Es braucht seine Zeit, um abzukühlen. Bis dahin sollten wir vorsichtig damit sein.«
    Paolo zog die Brauen zusammen, der Zorn färbte seine Wangen rot, doch er erwiderte nichts. Wütend schnitt er mehrere Blüten ab und warf sie in seinen Behälter, ehe er sich um seine verletzte Hand kümmerte.
    Nando berührte vorsichtig eine der Blüten mit seinem Messer und lauschte auf den Klang, der den Stängel der Blume hinaufeilte und sich in ihrer Blüte zu einem hellen Säuseln entfachte. Ein Riss ging durch eines der Blütenblätter, goldenes Mark quoll daraus hervor wie Blut aus einer Wunde. Schnell fing Nando die Tropfen mit seinem Behälter auf, ehe sich der Riss wieder schloss. Er lächelte, als der säuselnde Ton noch einmal anschwoll und schließlich erstarb. Dann verschloss er den Behälter und hängte ihn wieder an seinen Gürtel. Während Riccardo und Ilja noch dabei waren, auf ihre Art an das Mark der Blüten zu gelangen, fiel Nandos Blick auf die halb geöffnete Tür der Höhlenwohnung. Schnell wiederholte er das Ritual mit einer anderen Blüte, fing die Tropfen in einem transparenten Zauber auf, der wenige Fingerbreit über seiner Hand stehen blieb, und trat auf die Tür zu. Rechts und links des Weges waren massive Holzbohlen auf Steinvorsprüngen angebracht worden, sodass sie Bänken ähnelten. Ein winziges Fenster neben der Tür bestand aus Holz und Glas und war von innen mit farbigen Vorhängen versehen. Vorsichtig schob Nando die Tür ein Stück weiter auf, das Knistern von Spinnenweben durchzog die Stille, als er eintrat. Er befand sich in einer Wohnstube mit Küchennische. Der Herd bestand aus Ziegelsteinen und ähnelte einer Garküche aus lang vergangenen Zeiten. Mehrere dicke Äste waren darauf gestellt worden. Sie reichten bis zur Decke, und an den gekürzten Zweigen hingen Becher, Tassen und kleine Töpfe. Die Raumhöhe betrug gut zwei Meter. Nando bemerkte den Staub auf der Arbeitsfläche des kleinen Holztisches und die getrockneten Kräuter, die noch immer über dem Herd in der Ecke hingen. Eine weitere Tür führte aus dem Zimmer, sie stand halb offen, und Nando sah ein schmales Bett und einen Kamin in dem Raum, der offensichtlich als Schlafkammer genutzt worden war. Und davor, direkt neben der Küche auf einem kleinen Schemel, saß Noemi und schaute hinaus in den Garten.
    »Früher soll es hier Kobolde gegeben haben«, sagte sie, ohne Nando anzusehen. »Kannst du dir das vorstellen? Selbst in der Schattenwelt sind sie selten geworden, mir sind sogar schon Nephilim begegnet, die ihre Existenz bezweifeln.«
    Nando erschien es unwirklich, Noemi zu

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