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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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seinen Augen, Nando stockte der Atem, als er die Schreie der Sterbenden hörte und die verbrennenden Nephilim sah, die über die Gassen Bantoryns hinwegrasten, ehe sie tot auf das Pflaster stürzten. Eine Gestalt brach durch die Flammen, er erkannte, dass es Antonio war, doch das ansonsten meist so reglose Gesicht des Engels war nicht mehr als eine offene Wunde aus Schmerz und Verzweiflung, und als die Bilder der Katastrophe in Antonios Augen erloschen und die goldene Schwärze in seinen Blick zurückkehrte, sah Nando für einen kurzen Moment die Traurigkeit auf seinen Zügen. Leise hörte er Antonios Stimme in seinem Kopf, kaum mehr als ein Flüstern war sie, und doch vernahm Nando deutlich die Worte: Ich hatte keine andere Wahl.
    Nando stand regungslos wie der Engel. Er wusste ohne jeden Zweifel, dass Antonio die Wahrheit sagte, und er versuchte, in seinen Augen zu lesen, ob er auch ihn töten würde, wenn er der Stimme des Teufels eines Tages nicht mehr standhalten konnte. Er fand keine Antwort auf diese Frage in Antonios Blick, er wartete auf die Angst, die diese Erkenntnis bringen musste, und rechnete fest damit, dass sie auf ihn zurollen würde wie eine alles vernichtende Welle. Doch die Furcht kam nicht. Stattdessen spürte er die Schuld, die Antonio in sich trug, die Verzweiflung über das, was damals geschehen war und was Nando noch nicht begreifen konnte, er fühlte auch den Schmerz des Engels und die Hilflosigkeit, die er selbst so gut kannte, und auf einmal brach die Kälte auf Antonios Gesicht für Nando in sich zusammen. Er sah Antonio an, den Krieger, der ihn vor Bhrorok und Avartos bewahrt hatte, den Engel, dem er sein Leben verdankte, und er nickte langsam. Antonio würde an seiner Seite stehen, solange er sich gegen den Teufel verwahrte. Mehr durfte er nicht verlangen.
    Der Engel betrachtete Nando, als würde er seine Gedanken lesen. Dann wandte er sich an alle. »Jedem hier ist bewusst, was damals geschehen ist«, sagte er ruhig. »Und niemand bestreitet, dass eine große Macht in diesem Jungen heranwächst. Doch umso wichtiger ist es, dass diese Kraft gefördert wird und nicht in falsche Hände gerät. Nicht nur die Engel jagen ihn, sondern auch Bhrorok, der Oberste Scherge der Hölle, und wir dürfen ihn nicht strafen für das, was ein anderer vor ihm getan hat! Denn vor allem anderen ist er ein Nephilim – und als solcher sucht er unseren Schutz!«
    Das Gemurmel setzte wieder ein, dieses Mal reckte ein Senator mit schulterlangem dunklen Haar und hellblauen Augen die Hand. »Selbst wenn er kein Höllenfeuer über unsere Stadt bringt«, sagte er, nachdem Antonio ihm das Wort erteilt hatte. »Er kann die Engel geradewegs zu uns führen. Sie werden ihre Patrouillen verstärken, bis keiner von uns mehr auch nur einen Fuß aus Bantoryn hinaussetzen kann! Schon jetzt verstopfen sie die Gänge um die Stadt, und es werden noch mehr kommen, noch viel mehr, solange sie den Teufelssohn nicht gefunden haben! Wir sollten ihn ausliefern!«
    Nando erschrak so heftig, dass er zurückwich. Unter den gegebenen Umständen war es nicht verwunderlich, dass die Nephilim Furcht empfanden, wenn er als Teufelssohn Einlass in ihre Stadt begehrte, aber mit einer solchen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Avartos stand ihm vor Augen, die kalten Gesichter der Engel und ihre Schreie, als er ihnen im letzten Moment doch noch entkommen war. Sie würden ihn in der Luft zerreißen, sollten die Nephilim ihn ausliefern, das stand außer Zweifel. Da drang ein Lachen durch das Theater, listig und keckernd. Nando wandte den Blick und sah, dass es der Fremde im Rollstuhl war, der da lachte.
    »Ihr seid allesamt Idioten«, stellte dieser fest und nickte befriedigt, als empörtes Gemurmel die Reihen hinabbrandete. »Das habe ich ja immer schon geahnt, aber jetzt habt ihr endlich den Beweis dafür geliefert.« Jemand rief etwas dazwischen, aber der Fremde achtete nicht darauf und wischte mit der Hand durch die Luft, als hätte ihn ein lästiges Insekt angeflogen. »Ihr macht euch vor Angst in die Hosen, ihr tapferen Krieger der Schatten, dass es einem verkrüppelten Minderbemittelten und Menschen wie mir die Augen aus dem Kopf treibt! Viele von euch machen ihn verantwortlich für ihr Leben im Verborgenen, für die Verluste, die sie durch die Engel erfahren haben oder durch jenen, der vor vielen Jahren großes Leid über Bantoryn gebracht hat. Er, der Teufelssohn, ohne den kein Nephilim je verfolgt worden wäre, ist erneut in unsere

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