Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
als dunkle Schemen an den Rändern seines Bewusstseins. Mit atemloser Spannung schaute er in das Licht und spürte den Schwindel, als er sich ein wenig zu ihm vorbeugte.
    »Du kannst nicht fallen«, sagte Antonio leise. »Du schwebst schon längst. Vergiss den Boden unter deinen Füßen. Lass alles los. Begib dich ohne Angst in das Licht.«
    Nando holte tief Atem. Dann drängte er den Schwindel zurück und glitt hinein in das Licht, das ihn umfing wie Wasser und mit sprühenden Funken über seine Haut tanzte. In Wellen durchströmte es ihn, bis er sich vollkommen angefüllt fühlte mit gleißendem, warmen Schein. Er schwebte durch das Licht und sah nach einer Weile eine hellere, schneeweiße Flamme inmitten des Glanzes, der ihn umgab. Sofort spürte er eine fast körperliche Anziehung, doch ehe er auf die Flamme zustreben konnte, hielt Antonios Stimme ihn zurück.
    »Dies ist die höhere Magie«, sagte der Engel. »Mit ihr gewirkte Zauber sind um ein Vielfaches mächtiger, doch die Gefahr ist groß, diese Zauber nicht kontrollieren zu können, wenn man nicht darin ausgebildet wurde. Das wirst du lernen, doch so lange musst du dich fernhalten von jener Flamme, so stark sie dich auch rufen mag.«
    Nando nickte, doch da meinte er, eine Stimme zu hören – eine Stimme wie glühender Wüstensand. Erschrocken fuhr er zurück, aber sofort spürte er wieder Antonios Hände auf seinen Schultern. »Höhere Magie ist ein Teil deiner eigenen Kraft«, sagte dieser ruhig. »Doch wo du beginnst, an dir zu zweifeln, wird Luzifer Macht über dich erlangen. Wenn du die Grenze zur höheren Magie zu diesem Zeitpunkt überschreitest, wird er dich beherrschen. Halte dich fern von der Flamme.«
    Nando nickte erneut. Für einen Moment fand er sich in der dunklen Gasse wieder, er stand dem Teufel gegenüber und spürte erneut den Drang, die Hand nach der Flamme auszustrecken und sich mitten in ihr Licht hineinzustürzen. Doch gleich darauf schaute er wieder in den Abgrund im kalten Gold der Teufelsaugen, und noch ehe er das Gleichgewicht verlor, riss er den Blick von der Flamme los und spürte die Erleichterung, die sich angesichts des goldenen Lichts um ihn her auf seine Stirn legte.
    »Nun sprich mir nach«, fuhr Antonio fort und nahm seine Hand, die er nach vorn führte. Nando spürte einen schwachen Impuls von dem grünen Stein ausgehen, der unter seinen Fingern lag. »Ich schwöre bei meinem Leben, Bantoryn und die Nephilim dieser Stadt zu schützen, Hilfesuchenden Hilfe zu gewähren und ihnen Zuflucht zu bieten vor allem, was sie verfolgt.«
    Nando sprach die Worte nach und spürte einen stechenden Schmerz in der Hand. Blut lief über seine Finger, doch er hielt die Augen geschlossen.
    »Strecke den linken Arm aus«, sagte Antonio mit feierlichem Klang in seiner Stimme. »Und sprich die Worte: Hen a’ Bantoryn Yflama bhar!«
    Nando folgte den Anweisungen, und ein Strom aus Wärme flutete seinen Arm. Das letzte Wort glitt über seine Lippen, er wurde von einer heftigen Druckwelle zurückgeworfen und landete hart auf dem Rücken. Atemlos riss er die Augen auf und sah den gewaltigen Feuerball, der gerade aus seiner Faust geschossen war und nun donnernd in den Himmel der Höhle brach. Nando kam auf die Beine, die Senatoren erhoben sich ebenfalls. Und da zerbarst der Feuerball in flackernde Funken, die sich über der Stadt zu einem riesigen roten Drachen verbanden. Feuer loderte aus seinem Schlund, der Schweif peitschte über die Dächer, und knisternde Flammen regneten auf die Nephilim nieder, die auf die Straßen traten und staunend die Köpfe reckten.
    »Du wirst noch lernen, die Kraft deiner Zauber zu regulieren«, sagte Antonio. »Nun weiß Bantoryn, dass ein neuer Nephilim in unsere Reihen aufgenommen wurde.«
    Nando hörte das Knistern der Funken und die Stimmen der Nephilim, die zu ihnen heraufbrandeten.
    »Und sie werden wissen, dass ich der Teufelssohn bin, nicht wahr?«, fragte er kaum hörbar.
    Antonio schaute ihn an, Nando sah es aus dem Augenwinkel, doch er wandte den Blick nicht von dem Drachen ab. »Kein Bewohner dieser Stadt würde es wagen, sich gegen eine Entscheidung des Senates zu stellen«, erwiderte der Engel. »Dessen kannst du gewiss sein.«
    Nando nickte langsam. Er schaute in die flackernden Augen des Drachen, der ihn wie eine dämonenhafte Fratze anstarrte, ehe er in einem fulminanten Feuerwerk in sich zusammenbrach. Glitzernd fielen die Funken auf die Dächer Bantoryns und legten sich für einen Augenblick mit

Weitere Kostenlose Bücher