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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Reihen gekommen! Und jetzt schlottern euch die Knie angesichts dessen, was damals geschah, und ihr wollt ihn ausliefern, ohne zu bedenken, was ihr damit erreichen würdet. Nichts, gar nichts nämlich, außer eine Schwächung unserer Gemeinschaft, die sich gegen den verschwört, der nichts als Schutz und Hilfe bei ihr sucht! Vergesst eines nicht, hochwohlgeborene Senatoren: Die Engel sehen in jedem Nephilim ein potentielles Teufelskind!«
    »Morpheus hat recht«, rief ein Senator mit langen blonden Haaren und dichtem Bart. »Wenn wir ihn ausliefern, klebt Nephilimblut an unseren Händen, und erreicht haben wir wenig! Die Engel werden uns jagen, solange der Teufel existiert, und … «
    »Aber er bringt uns alle in Gefahr«, unterbrach ihn Salados mit zornig erhobener Faust. »Uns und alles, was unsere Stadt begründet!«
    Kaum hatte er geendet, zog ein Windhauch durch die Reihen, so eisig, dass die Senatoren zusammenfuhren. Der Blütenstaub des Mohns gefror, wie Schneeflocken stob er mit den Ascheflocken der Glutbäume durch die Luft. Instinktiv wandte Nando den Blick Antonio zu. Ungewöhnlich blass war er, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und eine Kälte strömte von ihm aus, die jedes Gespräch auf den Reihen umgehend im Keim erstickte.
    »Senatoren Bantoryns«, raunte er, doch seine Stimme klang so frostig, dass Nando die Schultern anzog. »Erinnert euch daran, was jeder von euch geschworen hat mit seinem Einzug in diese Stadt. Niemals liefern wir einen der unseren an die Wölfe aus, der Schutz bei uns sucht! Nicht dieser Junge ist es, der unseren Bund bedroht – ihr seid es, wenn ihr diese Möglichkeit erwägt! Denn Teil unserer Stadt ist er, ob es euch passt oder nicht – er ist ein Nephilim, ebenso wie ihr!«
    Salados neigte den Kopf, doch er ließ Nando nicht aus den Augen. »Deine Worte sind wahr«, sagte er, ohne Antonio anzusehen. »Ich sprach im Zorn eines Vaters, der sein Kind in den Feuern des einstigen Teufelssohnes verlor, und mit der Trauer eines Mannes, dessen Frau von den Engeln ermordet wurde für das, was sie war. Dennoch hege ich Zweifel, ob es klug ist, den Teufelssohn in unserer Stadt zu haben – die Macht, die er in sich trägt, ist groß, und er ist noch ein halbes Kind, aufgewachsen in der Welt der Menschen, verweichlicht und schwach. Wir haben schon einmal gesehen, wohin seine Kraft führen kann. Er wird schnell lernen müssen, seine Kräfte zu beherrschen, denn eines ist sicher: Sollte er den Worten des Teufels folgen und dadurch die Nephilim in Gefahr bringen, wird mein Dolch ihn schneller treffen, als er auch nur ein Wort für boshafte Taten über die Lippen bringen kann.«
    Nando presste die Zähne aufeinander. Er spürte den Zorn in Salados’ Augen wie brennendes Pech auf seiner Haut, doch er wandte sich nicht ab. Entschlossen erwiderte er den Blick des Senators, bis dieser die Luft ausstieß und Antonio ansah. »Ich werde ihn im Auge behalten – ich und die ganze Stadt.«
    Antonio nickte langsam. Dann trat er an Nandos Seite. »So lasst uns abstimmen. Nehmen wir diesen Nephilim in unseren Kreis auf und lassen ihn hier und jetzt den Eid auf dem Stein der Ersten Stunde sprechen, auf dass er sich Bantoryn verschreibe und ein Teil unserer Gemeinschaft werde, solange er in den Schatten lebt? Stimmt ihr dem zu, so hebt die Hand!«
    Erleichtert sah Nando, wie sich sämtliche Hände hoben und zögernder Applaus durch die Reihen flog. Morpheus zwinkerte ihm zu, während er laut klatschte, und grinste schelmisch.
    Da legte Antonio beide Hände auf Nandos Schultern. »Du hast schon einmal erfahren, wie mächtig die Magie ist, die du in dir trägst«, sagte er leise. »Nun wirst du lernen, sie zu beherrschen. Schließe deine Augen.«
    Nando spürte seinen Herzschlag in der Kehle, als er Antonios Anweisung folgte. Ein kühler Luftzug strich über seine Stirn, und gleich darauf sah er in der Finsternis hinter seinen Augen ein Licht auftauchen wie das Flackern einer fernen Flamme.
    »Konzentriere dich auf das Licht«, hörte er Antonios Stimme und nickte. »Rufe es näher zu dir, bis du seine Wärme auf deinem Gesicht spürst. Vergiss die Dunkelheit um dich herum, sieh nur noch eines: das Licht.«
    Nando betrachtete die Flamme, die klein und flackernd in seiner Finsternis stand. In Gedanken rief er sie zu sich, und wie ein lebendiges Wesen, das ihm Antwort gab, flammte sie auf und näherte sich ihm, wurde größer und heller und drängte die Schatten beiseite, bis sie nichts mehr waren

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