Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
der Club der Au slandskorrespondenten in Bangkok, aber da sind auch viele andere Ex-pats Mitglieder.«
»Ex-pats?«
»Oh, entschuldige Harry. Ex-patriots. Ausländer, die sich hier niedergelassen haben und die hier arbeiten.«
»Mit anderen Worten, Einwanderer.«
Sie lachte kurz. »So nennen wir uns eigentlich nicht gerade.«
»Wann hat das Treffen da begonnen?«, fragte Harry.
»Neun nach sieben.«
»Neun nach?«
»Das ist so eine buddhistische Sitte. Neun ist eine Glückszahl.«
»Jesses.«
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»Das ist noch gar nichts, du solltest m al sehen, was alles
passiert, wenn hier unten wichtig e Sachen stattfinden sollen.
Ehe sie aus Hongkong hierher kam
en, um das BERTS-
Abkommen zu unterzeichnen, ware n vier Seher zwei W ochen damit beschäftigt, das günstigste D atum und die beste Uhrzeit für die Unterzeichnun g herauszufinden. Ich will ja n ichts Schlechtes über die Asiaten sagen, sie sind wirklich fleißig und nett, aber in mancher Hinsicht kann man schon merken, dass sie den Urwald noch nicht so richtig verlassen haben.«
»Interessant, aber ich sollte …«
»Ich muss jetzt los, Harry, können wir den Rest nicht ein andermal besprechen?«
Harry schüttelte den Kopf über all das Übel in der Welt, als er auflegte. So gesehen schien ei ne Glückszahl nicht sonderlich absurd zu sein.
Er rief im Präsidium an und erreichte Rangsan, der ihm die Privatnummer des Professors im Benchamabophit-Museum gab.
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KAPITEL 37
Zwei grün gekleidete Männer stür mten durch die Büsche, einer von ihnen gebeugt mit einem verwundeten Kameraden über der Schulter. Sie brachten ihn hinter einem umgestürzten Baum in Deckung, während sie selbst ihre Gewehre zückten, anlegten und auf das Dickicht vor ihnen fe uerten. Eine trockene Stim me verkündete, dass dies Bilder des hoffnungslosen Ka mpfes von Ost-Timor gegen das Terrorregim e von Pr äsident Suharto waren.
Auf dem Podium raschelte ein Mann nervös m it seinen Papieren. Er war landauf, landab gereist, um über sein Land zu
sprechen, und dieser A bend war ein bedeutender Mom ent für ihn. Es waren nicht sonderlich viele Menschen im Foreign Correspondents Club Thailand, vi elleicht vierzig bis fünfzig Personen, aber sie waren wichti g, gemeinsam konnten sie seine Botschaft an Millionen von Lesern weitergeben. Den Fil m, den er zeigte, hatte er schon hunde rt Mal gesehen und er wusste, dass er in genau zwei Minuten ins Rampenlicht treten musste.
Ivar Løken zuckte unwillkürlic h zusammen, als er eine Han d auf seiner Schulter spürte und ih m eine Stimme zuflüsterte:
»Wir müssen miteinander reden. Jetzt.«
Im Halbdunkel erkannte er Hole s Gesicht. Er stand auf und verließ mit ihm den Raum, während ein Guerillasoldat, dessen eine Gesichtshälfte zu einer st eifen Maske verbrannt wa r, auf der Leinwand erklärte, warum er die letzten acht Jahr e seines Lebens im indonesischen Dschungel verbracht hatte.
»Wie haben Sie m ich gefunden?«, fragte er, als sie draußen waren.
»Ich habe mit Tonje Wiig gesprochen. Kommen Sie oft hierher?«
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»Was heißt oft? Es ist mir wichtig, informiert zu sein. Außerdem treffe ich hier Menschen, mit denen es sich lohnt zu reden.«
»Zum Beispiel Leute von der dänischen und schwedischen Botschaft?«
Ein Goldzahn blitzte auf.
»Wie gesagt, es ist m ir wichtig, informiert zu sein. Was liegt an?«
»Alles.«
»Ach ja?«
»Ich weiß, auf wen Sie es a bgesehen haben. Und ich weiß, dass die Fälle miteinander zu tun haben.«
Løkens Lächeln verschwand.
»Das Merkwürdige ist, dass ich an einem meiner ersten Tage hier nur einen Steinwurf von de m Ort entfernt war, an dem Sie saßen und ihn überwachten.«
»Was Sie nicht s agen?« Es war schwer zu beurteilen, ob in Løkens Stimme Sarkasmus mitklang.
»Hauptkommissarin Crumley hat eine Sightseeing-Tour m it mir gemacht, den Fluss hinauf. Sie hat m ir das Haus eines
Norwegers gezeigt, der einen ganzen Tempel von Burma nach Bangkok hat schaffen lassen. Sie kennen doch Ove Klipra, nicht wahr?«
Løken antwortete nicht.
»Nun, die Zusammenhänge wurden m ir auch erst gestern Abend bei dem Fußballspiel klar.«
»Fußballspiel?«
»Der berühmteste Norweger der Welt spielt zufälligerweise in Klipras Lieblingsmannschaft.«
»Ja und?«
»Wissen Sie, welche Numm er Ole Gunnar Solskjærs Trikot hat?«
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»Nein, warum zum Teufel sollte ich so etwas wissen?«
»Nun, kleine Jungs überall au f der Welt wissen das und sein Trikot können Sie von
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