Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
für die anderen mehr zu tun gibt, und m ein Tipp ist, dass Klipra bei diesem Projekt schon schwer dabei ist. Wenn einige aussteigen, müssen die Politiker akzeptieren, dass die anderen ihre Angebote korrigieren. Wenn Klipra die fi nanziellen Möglichkeiten hat, den Teil des Kuchens zu schlucken, auf den er es abgesehen hat, kann er schnell zum mächtigsten Bauunternehmer der ganzen Region werden.«
»Ja, aber was hat das mit den Übergriffen auf Kinder zu tun?«
»Nur, dass m ächtige Männer ei ne ganz eigene Fähigkeit haben, die Paragraphen der Gese tze zu ihren Gunsten auszule-gen. Ich habe keinen Grund, an der Integrität der jetzigen Regierung zu zweifeln, aber es er höht sicher nicht die Chancen für eine Auslieferung, wenn der Mann politischen Einfluss hat und eine Festnahme dazu auch noch das ganze Verkehrsprojekt verzögern würde.«
»Was haben Sie dann vor?«
»Die Dinge sind am Laufen. Nach dem Norweger, der im letzten Jahr in Pattaya f estgenommen wurde, sind die Politiker zu Hause aufgewacht und m an arbeitet an einem ähnlichen Abkommen, wie es m it Dänemark und S chweden bereits existiert. Wenn das so weit ist, warten wir noch ein bisschen, verhaften Klipra und erklären den thailändischen Behörden, dass die Bilder selbstverständlich nach Unterzeichnung des Abkom -
mens zustande gekommen sind.«
»Und dann verurteilt man ihn wegen Unzucht m it Minderjährigen?«
»Plus Mord, vielleicht.«
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Harry zuckte auf seinem Stuhl zusammen.
»Meinen Sie etwa, Sie seien de r Einzige, der d as Messer mit Klipra in Zusammenhang gebr acht hat, Herr Kommissar?«, fragte Løken, während er versucht e, sich seine Pfeife anzuzünden.
»Was wissen Sie über das Messer?«
»Ich habe Tonje Wiig begleitet, als sie im Motel war, um den Botschafter zu identifizieren. Ich konnte ein paar Fotos m achen.«
»Vor den Augen einer ganzen Schar von Polizisten?«
»Also, die Kamera war schon ziemlich klein. S ie findet Platz in einer Armbanduhr wie dieser hier.« Løken l ächelte. »Kann man natürlich nicht in einem normalen Laden kaufen.«
»Und dann haben Sie das Glas mosaik auf dem Messer m it Klipras Haus in Verbindung gebracht?«
»Ich war in Kontakt m it jemandem, der an dem Verkauf des Tempels an Klipra b eteiligt war, einem pongyi vom Mahasi-Zentrum in Rangun. Das Messer war ein T
eil des T empel-
Interieurs, das ebenfalls Bestandteil des Verkaufs war. Nach Aussage des Mönches werden von diesen Messern im mer
Zwillingspaare hergestellt. Es so ll noch ein vo llständig identisches Messer geben.«
»Moment mal«, sagte H arry. »Wenn Sie diesen Mönch kontaktiert haben, müssen Sie doch schon vorher geahnt haben, dass das Messer etwas m it burmesischen Tempeln zu tun haben könnte?«
Løken zuckte mit den Schultern.
»Kommen Sie«, sagte Harry. »S ie sind do ch selbst k ein Kunsthistoriker. Wir brauchten einen Professor, nur um fes tzu-stellen, dass das was mit irgendeinem Shan-Volk zu tun hat. Sie haben Klipra schon verdächtigt, bevor Sie gefragt haben.«
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Løken verbrannte sich einen Fi nger und warf das abgebrannte Streichholz verärgert zu Boden.
»Ich hatte Grund zu der Annahm e, dass der Mord etwas m it Klipra zu tun hatte. Ich saß
nämlich am Mordtag in einer
Wohnung schräg gegenüber von Klipras Haus.«
»Und?«
»Atle Molnes tauchte gegen sieb en Uhr dort auf. Etwa gegen acht fuhr er gemeinsam mit Klipra in seinem Wagen davon.«
»Sind Sie sicher, dass das die beiden waren? Ich habe den Wagen gesehen und der hat wie die m eisten Diplomatenfahr-zeuge getönte undurchsichtige Scheiben.«
»Ich habe Klipra durch die Ka meralinse beobachtet, als der Wagen kam. Er parkte in der Garage, von wo aus eine Tür direkt ins Haus führt. Erst habe ich nur gesehen, wie Klipra aufstand und zur Tür ging. Dann dauerte es eine W eile, ohne dass ich jemanden sehen konnte, aber dann sah ich den Botschafter durch das Zimmer gehen. Das Näch ste war dann, dass der Wagen wieder wegfuhr und Klipra verschwunden war.«
»Sie können sich nicht sicher sein, dass es der Botschafter war«, stellte Harry fest.
»Warum nicht?«
»Weil Sie ihn von Ihrem Beobachtungspunkt aus nur vom Rücken abwärts sehen können, da der Rest vom Mosaik verdeckt wird.«
Løken lachte.
»Tja, aber das ist mehr als genug«, sagte er und es gelang ihm endlich, seine Pfeife anzuzünde n. Er paffte vergnügt. »Denn es gibt nur eine Person in ganz Thailand, die solche Anzüge trägt.«
Unter anderen Um ständen
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