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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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blies den Rauch in dicken Ringen aus.
    »Mit mir ist es um gekehrt, ich bin bereit, die extrem sten Herausforderungen anzunehmen, um das Risiko zu m inimieren.
    Was ich heute Abend gewonnen habe, deckt gerade m eine
    Unkosten und m einen eigenen Arbeitsaufwand, und der war nicht klein, glauben Sie mir.«
    »Aber verlieren Sie nie?«
    »Es wirft einen ganz guten Ertrag ab.«
    »Guten Ertrag? Sie m einen wohl, dass die Spieler früher oder später ihren gesamten Besitz verpfänden müssen?«
    »In der Art, ja.«
    »Aber verliert das Spiel nich t etwas von seinem Reiz, wenn man das Ergebnis vorher schon kennt?«
    »Reiz?« Jens hielt das Geldbündel in die Höhe. »Ich finde das hier reizend genug. Es verhilft m ir dazu.« Er machte eine ausla-dende Handbewegung.
    »Ich bin ein einfacher Mann.« Er studierte die Glut seiner Zigarre. »Oder nennen wir es beim Namen. Ich bin ein bisschen klein.«
    Er lachte plötzlich laut und wiehernd. Harry musste lächeln.
    Jens sah auf die Uhr und sprang auf.
    »Die USA öffnet. Verdamm te Turbulenzen. Wir sehen uns.
    Denken Sie an die Sache mit meiner Schwester.«
    Er war aus der Tür und Harry blieb sitzen, rauchte eine Zigarette und dachte an seine Schwes ter. Dann fuhr er m it einem Taxi nach Patpong. Er wusste nicht, nach was er Ausschau hielt, aber er ging in eine Go-Go-Bar, hätte beinahe ein Bier bestellt und ging rasch wieder nach drau ßen. Im Le Boucheron aß er Froschschenkel und der Besitzer kam an seinen Tisch und 285

    erklärte ihm in sehr schlechtem Englisch, dass er sich zurück in die Normandie sehnte. Harry sag te, sein Großv ater sei am D-Day dabei gewesen. Das stimmte nicht ganz, aber es brachte den Franzosen wenigstens in bessere Laune.
    Harry bezahlte und ging in eine andere Bar. Ein Mädchen in lächerlich hohen Schuhen setzte sich neben ihn, sah ihn m it großen, braunen Augen an und frag te ihn, ob sie ihm einen blasen solle. Verflucht, natürlich will ich das, d achte Harry und schüttelte den Kopf. Er registrierte, dass im Fernsehen über dem verspiegelten Regal der Bar ei n Spiel von Manchester United lief. Im Spiegel konnte er auch die Mädchen beobachten, die auf der kleinen intimen Bühne direkt hinter ihm tanzten. Sie hatten sich kleine, papierene Goldsterne angeklebt, die gerade eben ihre Brustwarzen bedeckten, so dass die Bar nicht das Gesetz der verbotenen Nacktheit brach. Und auf den winzigen Höschen trug jedes Mädchen eine Numm er, nach der die Polizei nicht fragte, sondern die, wie al le wussten, Missverstän dnisse vermeiden sollte, wenn ein Kunde eines der Barm ädchen
    freikaufen wollte. Har ry hatte sie bereits be merkt. Nummer zwanzig. Dim stand ganz am Rand der vier tanzenden Mädchen und ihr müder Blick schweifte wie ein Radar über die Reihe der Männer an der Bar. Manchm al huschte ein flüchtiges Lächeln über ihre Lippen, doch ohne dass dadurch in ihren Augen Leben aufkam. Sie schien Kontakt zu einem dünnen Mann in einer Art Tropenuniform bekommen zu haben. Ein Deutscher, dachte Harry, ohne zu wissen, warum . Er blickte auf ihre sich langsam hin und her bewegenden Hüften, ihre glänzenden schwarzen Haare, die über ihren Rücken tanzten, wenn sie sich um drehte, und ihre glatte, glühende Haut, di e wie von innen angestrahlt zu leuchten schien. Ohne diese Augen wäre sie schön gewesen, dachte Harry.
    Eine kurze Sekunde begegneten si ch ihre Blicke im Spiegel und Harry hatte sofort ein beklemmendes Gefühl. Sie schien ihn nicht erkannt zu haben, doch er richtete seinen Blick zum 286

    Fernsehschirm, der den Rücken eines Spielers zeig te, der
    eingewechselt werden sollte. Die gleiche Numm er. »Solskjær«
    stand oben auf dem Trikot. Harry wachte wie aus einem Traum auf.
    »Verdammt!«, rief er und stieß se in Glas um, so dass die Cola auf den Schoß der standhaften Kurtisane spritzte. Harry bahnte sich einen Weg nach draußen, wä hrend er ihre wütende Stimme hinter sich rufen hörte: » You not my friend! «

    Als er Ivar Løken nicht erreichte, rief er Tonje Wiig an.
    »Harry, ich habe versucht, dich zu erreichen!«, sagte sie,
    »Løken ist gestern nicht gekommen und heute Morgen hat er bei der Arbeit gesagt, er habe sich im Restaur ant geirrt und an einem falschen Ort auf m ich gewartet. Was geht da eigentlich vor?«
    »Ein andermal«, sagte Harry. »Weißt du, wo Løken jetzt ist?«
    »Nein. Oder doch, warte, heute ist Mittwoch. Er und ein paar andere Botschaftsmitarbeiter sind auf einer Fortbildung beim FCCT. Das ist

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