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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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kein Schnorren, aber ich lie ß es im Hotelzimmer liegen. Als wir zurück in Oslo waren und ich da so weiterm achte, sagte sie, ich sei krank.«
    »Hat diese Geschichte auch einen Schluss?«
    »Aber ja doch. Sie hörte mit dem Rauchen auf.«
    Løken amüsierte sich. »Ein Happy End also.«
    »Etwa gleichzeitig ist s ie mit einem Musiker nach England gezogen.«
    Løken verschluckte sich an etwas.
    »Dann sind Sie vielleicht etwas zu weit gegangen?«
    »Natürlich.«
    »Aber viel gelernt haben Sie daraus nicht?«

    293

    »Nein.«
    Sie rauchten schweigend weiter.
    »Verstehe«, sagte Løken und drüc kte seine Zigarette aus. Die Menschen hatten begonnen, den Saal zu verlassen.
    »Gehen wir irgendwo ein Bier trinken, dann erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte.«

    »Ove Klipra baut Straßen. Abgesehen davon wissen wir nicht viel über ihn. Wir haben Kenntnis davon, dass er als 25-Jähriger mit einem Ingenieursvordiplom und einem schlechten Ruf nach Thailand gegangen und seinen Nam en von Pe dersen in Klipra geändert hat, nach dem Namen des Stadtteils in Ålesund, in dem er aufgewachsen ist.«
    Sie saßen auf eine m tiefen Ledersofa und vor i hnen standen eine Stereoanlage, ein F ernseher und ein T isch mit einem Bier, einer Flasche W asser, zwei Mikrofonen und einem Songheft.
    Harry hatte erst geglaubt, Løken m ache einen W itz, als er vorschlug, zum Karaoke zu gehen, doch dann hatte er erklärt, warum. Man konnte auf Stundenbasis schalldichte Räume mieten, ohne einen Nam en anzugeben, bestellte, was m an zu trinken haben wollte, und wurde den Rest der Zeit in Frieden gelassen. Außerdem waren genug Menschen dort, um unbemerkt kommen und gehen zu können. Es war wirklich der ultimative Ort für geheime Treffen und es schien auch nicht das erste Mal zu sein, dass Løken dort war.
    »Inwiefern ein schlechter Ruf?«, fragte Harry.
    »Als wir begannen, der Sache na chzugehen, stellte sich heraus, dass es ein paar Vorfälle mit minderjährigen Jungen in Ålesund gegeben hatte. Es gab keine Anzeigen, aber die Leute redeten und er hielt es für besse r wegzuziehen. Als er hierher kam, ließ er ein e Ingenieurgesellschaft registrieren, druckte Visitenkarten, auf denen er sich mit einem Doktortitel schmück-te, und begann, an Türen zu klopfen, um bekanntzugeben, dass 294

    er Erfahrungen im Straßenbau habe. Damals, vor zwanzig Jahren, gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, in Thailand an Straßenbauprojekte zu kommen: entweder man war mit jemandem in der Regierung verwandt oder reich genug, eine solche Person zu bestechen. Klipra war weder das eine noch das andere und alles sprach gegen ihn. Aber er lernte zwei Sachen und die legten die Grundlage f ür das gesam te Vermögen, auf dem er jetzt sitzt, da können S ie ganz sicher sein: Thailändisch und die Kunst des Schmeichelns. Das mit der Kriecherei habe nicht ich erfunden, damit hat er selbst vor einigen Norwegern hier unten geprahlt. Er behauptet, er habe derart gut lächeln gelernt, dass es selbst für einige hier in Tha iland zu viel des Guten geworden sei. Außerdem soll er ein gem einsames Interesse mit einigen Politikern gehabt haben, m it denen er sich um geben hat: das Interesse an kleinen Jungen. Es ist nicht sicher, dass es ein Nachteil war, dieses Laster mit ihnen zu teilen, als die Aufträge für den Aus bau des sogenannten Hopewell Bangkok Elevated Road and Train Systems vergeben wurden.«
    »Straßen und Schienenwege?«
    »Genau. Sie haben bestimmt die Riesenmetallträger bemerkt, die überall in der Stadt in den Boden gerammt werden?«
    Harry nickte.
    »Bis jetzt s ind es sechs tausend Träger, aber es werden noch mehr. Und die sind nicht nur fü r die Autobahn, denn darüber soll auch noch der neue Zug fahren. Die Rede ist von fünfzig Kilometern topmoderner Autobahn und sechzig Kilom etern Gleise für insgesam t 25 Milli arden Kronen, die diese Stadt davor bewahren sollen, sich selb st zu ersticken. Verstehen S ie?
    Dieses Projekt ist vermutlich das größte Verkehrsprojekt, das es jemals gegeben hat, der Messias aus Asphalt und Schwellen.«
    »Und Klipra hat da seine Finger im Spiel?«
    »Niemand scheint wirklich zu wissen, wer da m it von der
    Partie ist und wer nicht. Klar ist nur, dass sich der ursprüngliche 295

    Hauptunternehmer aus Hongkong zurückgezogen hat und dass man das Budget und den Zeitplan vermutlich vergessen kann.«
    »Budgetüberschreitung? Ich bin schockiert!«, sagte Harry trocken.
    »Aber das bedeutet auf jeden Fall, dass es

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