Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
bisschen wie der Kalkstaub aussah, den wir an einem Schraubenzieher i m 319
Kofferraum von Molnes gefunden haben. Irgendwie gelblich.
Nicht weiß wie gewöhnlicher Ka lk. Ich werde die Bröckchen analysieren und m it dem Kalkstaub im Auto vergleichen lassen.«
»Und was würde das dann bedeuten?«
Harry zuckte mit den Schultern. »Man weiß doch nie, was was bedeutet. Neunundneunzig Prozent der Informationen, die wir bei einer Ermittlung zusammentragen, sind ü berflüssig. Man kann nur hoffen, dass man wach genug ist, wenn m an das eine Prozent direkt vor seiner Nase findet.«
»Wie wahr.« Løken schloss die Augen und lehnte sich zurück.
Harry ging hinunter auf die Straße und kaufte sich von einem zahnlosen Mann mit Liverpool-Kappe Nudelsuppe mit Riesen-garnelen. Er füllte sie ihm aus einem schwarzen Kessel in ein e Plastiktüte, knotete sie zu und präs entierte seinen kahlen Kiefer.
In der Küche fand Harry zwei Suppenteller. L øken schrak aus dem Schlaf auf, als Harry ihn schüttelte, dann aßen sie schweigend.
»Ich glaube, ich weiß, wer
den Befehl zur Überwachung
gegeben hat«, sagte Harry.
Løken antwortete nicht.
»Ich verstehe, warum ihr nicht m it der Observierung warten konntet, bis das Abkomm en mit Thailand unter Dach und Fach war. Es eilte, nich t wahr? Ihr b rauchtet dringend Resultate, deshalb dieser Frühstart.«
»Sie geben nicht auf?«
»Hat das jetzt noch etwas zu sagen?«
Løken blies auf seinen Löffel.
»Es kann lange dauern, die richtigen Beweise zusammenzutra-gen«, sagte er. »Vielleicht Jahr e. Der zeitliche Aspekt war wichtiger als alles andere.«
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»Ich nehme an, es gib t nicht ein einziges schriftliches Dokument, das belegt, von wem die Initiative in die ser Sache ausgegangen ist, und Torhus m üsste damit die Sache allein ausbaden. Habe ich recht?«
Løken hob den Löffel m it einer Garnele vor seine Augen und sagte zu ihr: »Gewiefte Politiker sorgen immer dafür, sich den Rücken frei zu halten, nicht wahr? Für die schmutzigen Aufgaben haben sie doch ihre Staatsse kretäre. Und Staatss ekretäre geben keine Befehle. Sie brau
chen einem Abteilungsleiter
gegenüber doch nur zu erwähne
n, wie eine stagnierende
Karriere wieder in Schwung kommen könnte.«
»Askildsen?«
Løken schob sich die G arnele in den Mund und kaute schw eigend.
»Mit was hat m an Torhus gelockt, dam it er diese Operation leitet? Eine Stellung als Vizedirektor?«
»Ich habe keine Ahnung. Über so etwas reden wir nicht.«
»Und was ist mit der Polizeipräsidentin, die riskiert doch auch einiges?«
»Ich nehme doch an, sie ist eine gute Sozialdemokratin?«
»Politische Ambitionen?«
»Vielleicht. Vielleicht riskiert keiner von denen so viel, wie Sie vielleicht glauben. Dass ich das Büro im Gebäude der Botschaft habe, bedeutet nicht …«
»Dass Sie auf deren Lohnliste st ehen? Also für wen arbeiten Sie? Sind Sie selbstständig?«
Løken lächelte sein Spiegelbild auf der Suppe an. »Sagen Sie mal, Hole, was ist eigentlich aus Ihrer Freundin geworden?«
Harry sah ihn verblüfft an.
»Die, die mit dem Rauchen aufgehört hat.«
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»Das habe ich Ihnen doch gesagt. S ie ist mit einem Musiker nach England gegangen.«
»Und danach?«
»Wer hat gesagt, dass danach noch etwas geschehen ist?«
»Sie. Die Art, wie Sie über sie gesprochen haben.« Løken lachte. Er hatte den Löffel we ggelegt und war im Stuhl nach unten gesackt. »Sagen Sie schon, Hole. Hat sie wirklich mit dem Rauchen aufgehört? Für immer?«
»Nein«, sagte Harry leise. »Aber jetzt hat sie für immer aufgehört.«
Sein Blick fiel auf die J im-Beam-Flasche, er schloss die Augen und versuchte, sich an die Wärme nur dieses einen, dieses ersten Drinks zu erinnern.
Harry blieb sitzen, bis Løken ei ngeschlafen war. Dann half er ihm ins Bett, breitete eine Decke über ihn und ging.
Die Wache an der Tür des River Garden schlief ebenfalls.
Harry fragte sich, ob er den Mann wecken sollte, ließ es dann aber bleiben – ein jeder sollte doch nachts ein bisschen schlafen.
Ein Brief war unter der Tür hindurchgeschoben worden. Harry legte ihn ungeöffnet in die N achttischschublade, gemeinsam mit dem anderen, stellte sich ans Fenster und sah einen Frachter schwarz und lautlos unter der Taksin Brücke hindurchgleiten.
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KAPITEL 41
Es war beinahe schon zehn Uhr, als Harry ins Büro kam
. Er
begegnete Nho, der auf dem Weg nach draußen war.
»Hast du das mitbekommen?«
»Was denn?«, fragte
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