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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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und Schuldge fühle erlebt. W ussten Sie übrigens, dass viele Psychologen be haupten, es gebe eine große Ähnlichkeit zwischen sexueller E rregung und der Sehnsucht nach dem Tode?«
    Harry schüttelte den K opf. Løken kippte den Drink hinunter und zog die Lippen über die Zähne.
    »Es ist wie mit einem Vampirbiss. Man hält sich für tot, doch dann wacht man auf und ist selb st ein Vampir. Unsterblich und mit einem unstillbaren Durst nach Blut.«
    »Und mit der ewigen Sehnsucht zu sterben?«
    »Genau.«
    »Und inwiefern sind Sie anders?«
    »Jeder ist irgendwie anders, Hole .« Løken stopfte seine Pfeife fertig und legte sie auf den Tisch. Er hatte den schwarzen Pullover mit dem hohen Kragen ausgezogen und Schweiß glänzte auf der Haut seines nackten Oberkörpers. Er war drahtig und gut gebaut, aber die schla ffe Haut und die ausgezehrten Muskeln verrieten, dass er al t war und trotzdem irgendwann sterben würde.

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    »Als sie in m einem Spind in der Kaserne in V ardø ein Blatt mit Kinderpornos entdeckten, wurde ich zum Chef des Stütz-punkts beordert. Ich nehm e an, ic h hatte einf ach Glück: Sie haben mich nicht angezeigt, we il sie keinen Grund zu der Annahme hatten, dass ich etwas an deres getan hatte, als diese Bilder zu mögen. Deshalb kam auch kein Verm erk in m eine Akte, nur die Em pfehlung, bei der Luftwaffe zu kündigen.
    Durch meine nachrichtendienstliche Tätigkeit war ich in Kontakt mit einer Abteilung, die sich dam als Special Services nannte, dem Vorläufer der CIA. Sie schickte m ich zu einem Kurs in die Staaten, ehe ich unter dem Vorwand, für ein norwegisches Feldlazarett zu arbeiten, nach Korea abkommandiert wurde.«
    »Und für wen arbeiten Sie jetzt?«
    Løken zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass das keine Rolle spielte.
    »Schämen Sie sich nicht?«, fragte Harry.
    »Doch, natürlich«, sagte Løken und lächelte m üde. »Jeden
    Tag. Das ist eine Schwäche von mir.«
    »Und warum erzählen Sie mir das alles?«, fragte Harry.
    »Na ja, zum einen wohl, weil ic h zu alt bin, um m ich immer weiter zu v erstecken. Zum anderen, weil ich auf niem anden außer mir Rücksicht nehmen muss. Und drittens, weil die Scham eher auf einem gefühlsmäßigen als auf eine m intellektuellen Niveau liegt.«
    Einer seiner Mundwinkel zog si ch zu einem sarkastischen Lächeln hoch.
    »Früher hatte ich die Zeitschrift Archives of Sexual Behaviour abonniert, um zu sehen, ob ir gendeiner der W issenschaftler feststellen konnte, welche Art von Monstrum ich genau bin.
    Mehr aus Neugier als aus Scha m. Ich las einen Artikel über einen pädophilen Mönch in der Sc hweiz, der sicher auch nie jemandem etwas getan hat, doch m itten im Artikel schlo ss er sich in einem Raum ein und trank Tran mit Glassplittern, so dass 318

    ich den Text nie zu Ende gelese n habe. Ich ziehe es vor, m ich selbst als ein Produkt aus Er ziehung und Umwelt anzusehen, aber trotzdem als m oralische Person. Es gelin gt mir, mit mir selbst auszukommen, Hole.«
    »Aber wie können Sie als Pä dophiler mit Kinderpornographie arbeiten? Das macht Sie doch an.«
    Løken blickte gedankenverloren auf die Tischplatte.
    »Haben Sie jemals darüber fantasiert, eine Frau zu vergewalti-gen, Hole? Sie brauchen m ir nicht zu antworten, ich weiß, dass Sie das haben. Das heißt nicht, dass Sie den Wunsch hatten, das zu tun, nicht wahr? Und das heißt auch nicht, dass Sie ungeeignet sind, u m bei Vergewaltigung en zu erm itteln, oder? Auch wenn Sie verstehen können, da ss ein Mann die Selbstbeherrschung verlieren kann. Im Grunde ist das einfach. Es ist falsch.
    Es ist gegen das Gesetz und die Schweine m üssen geschnappt werden.«
    Der dritte Drink verschwand in Løkens Rachen. Er war jetzt beim Etikett der Flasche.
    Harry schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Løken, aber ich habe wirklich Schwierigkeiten damit. Sie kaufen Kinderpornos. Sie sind Teil dieser Maschinerie. Ohne Menschen wie Sie gäb e es keinen Markt für diese Schweinereien.«
    »Stimmt.« Løkens Blick war jetzt etwas verschleiert. »Ich bin kein Heiliger. Es stimmt, dass ich dazu beigetra gen habe, dass die Welt zu dem Jammertal geworden ist, das sie heute ist. Was soll ich also sagen? Wie heißt es in dem Song: Mit mir ist es wie mit jedem anderen, wenn es regnet, werde ich nass? «
    Auch Harry fühlte sich mit einem Mal alt. Alt und müde.
    »Was sollte eigentlich diese Sache mit den Kalkbröckchen? «
    Løken nuschelte etwas.
    »Nur so eine Idee. Ich fand, dass das ein

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