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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Jahre lang nicht m ehr geschossen worden war. Er fotografierte beides.
    »Der Kerl hat sich Hals übe r Kopf davongemacht,« sagte er.
    »Oben im Schlafzimmer stehen zwei leere Koffer, die Kultu rtasche ist im Bad und die Kleiderschränke sind randvoll.«
    »Vielleicht hatte er noch einen dritten Koffer?«, schlug Harry vor.
    In Løkens Blick lagen Abscheu und Überlegenheit. So hätte er vermutlich auch einen dienstwilligen, aber nicht beson ders hellen Rekruten angesehen, dachte Harry.
    »Kein Mann hat zwei Kulturtaschen, Hole.«
    Rekrut, dachte Harry.
    »Ein Raum steht noch aus«, sagte Løken, »das Büro in der ersten Etage ist vers chlossen und das Schloss ist irgendein deutsches Ungetüm, das sich ni cht öffnen lässt.« Er zog ein Brecheisen aus seinem Rucksack.
    »Ich hatte gehofft, wir würden das nicht brauchen«, sagte er.
    »Da wird hinterher ein ziemlich großes Loch in der Tür sein.«
    »Das macht nichts«, sagte Harry. »Ich glaube, ich habe seine Pantoffeln ohnehin ins falsche Fach gestellt.«
    Løken amüsierte sich.
    Sie setzten das Brecheisen nicht am Schloss, sondern an den Scharnieren an. Harry reagierte zu spät und die schwere Tür fiel mit einem Krachen im Raum zu Boden. Sie blieben ein paar Sekunden stocksteif stehen und warteten auf die Rufe der Wachen.
    »Glauben Sie, dass die was gehört haben?«, fragte Harry.

    311

    »Nein. In dieser Stadt gibt es so viele Dezibel pro Einwohner, dass ein Krachen mehr oder weniger kaum auffällt.«
    Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten wie gelbe Kakerlaken über die Wände.
    An der Wand über dem Schreibtisch hing das rot-weiße Ban-ner von Manchester U nited über einem gerahmten Bild der Mannschaft. Darunter ein Stadtw appen in rot- weiß mit einem geschnitzten Segelboot.
    Das Licht verharrte auf einer Fotografie. Sie zeigte einen breit grinsenden Mann mit solidem Doppelkinn und leicht vortreten-den, lachenden Augen. Ove Klipra sah aus wie ein Mann, de m das Lachen leich t fiel. Er hatt e blonde Locken, m it denen der Wind spielte. Möglicherweise war das Bild an Bord eines Bootes aufgenommen worden.
    »Er sieht nicht gerade so aus, wie m an sich einen Pädophilen vorstellt«, sagte Harry.
    »Das tun Pädophile selten«, erwiderte Løken, Harry warf ihm einen Blick zu, aber er wurde vom Licht geblendet. »Was ist das?«
    Harry drehte sich um . Løken leuchtete auf eine graue Meta ll-box in der Ecke. Harry erkannte sie sofort.
    »Tja, das kann ich Ihnen sagen«, tönte Harry, froh darüber, endlich auch etwas beitragen zu können. »Das ist ein Aufnahmegerät für eine halbe Million Kr onen. Genau so eins habe ich im Büro von Brekke gesehen. Das nimmt Telefongespräche auf und weder Aufnahm e noch Zeitcode können m anipuliert
    werden, so dass diese Aufnahm en sogar vor Gericht Gültigkeit haben. Wichtig, wenn man telefonisch Aufträge in Millionenhö-
    he bekommt.«
    »Wichtig, wenn man mit Menschen der korruptesten Branche in einem der korruptesten Länder der Welt zu tun hat«, ergänzte Løken.

    312

    Harry blätterte rasch die Papi ere durch, die auf dem Schreibtisch lagen. Er sah Briefköpfe japanischer und am erikanischer Firmen, Vereinbarungen, Verträ ge, Entwürfe und Änderungs -
    entwürfe. BERTS war in einige n davon genannt. Eine geheftete Broschüre mit der Aufschrift »B arclay Thailand« fiel ihm ins Auge. Es handelte sich anscheinend um die Analyse einer Firma mit Namen Phuridell. D ann bewegte er den L ichtkegel weiter.
    Und erstarrte, als das Licht etwas an der Wand einfing.
    »Bingo! Sehen Sie mal, Løken, das muss das Z willingsmesser sein, von dem Sie gesprochen haben.«
    Løken antwortete nicht, er hatte ihm den Rücken zugewandt.
    »Haben Sie gehört, was ich gesagt …«
    »Wir müssen raus, Harry. Sofort.«
    Harry drehte sich um und sah, dass Løkens L ampe auf eine kleine Box an der W and deutete, an der ein rotes Licht blinkte.
    Im gleichen Moment kam es ihm so vor, als stoße jem and eine Stricknadel in sein Ohr. Das hochfrequente Heulen war derart laut, dass er augenblicklich halb taub wurde.
    »Alarm mit Zeitverzögerung!«, rief Løken und rannte bereits.
    »Licht aus!«
    Harry taumelte hinter ihm her die dunkle Treppe hinunter. Sie hasteten zur Seitentür der Garage. Løken stoppte Harry, als er die Hand auf die Türklinke legte.
    »Moment!«
    Draußen waren Stimm en und das Klirren von Schlüsseln zu hören.
    »Die stehen vor der Haustür«, sagte Løken.
    »Dann lassen Sie uns verschwinden!«
    »Nein, die

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