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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Harry gähnend.
    »Die Order vom Polizeichef?«
    Harry schüttelte den Kopf.
    »Wir haben heute bei der Morgenbesprechung davon erfahren.
    Die hohen Herren haben miteinander gesprochen.«
    Liz zuckte auf ihrem Stuhl zusammen, als Harry ohne jegliche Formalitäten in ihr Büro stürmte.
    »Gut geschlafen, Harry?«
    »Nicht wirklich. Ich bin heute Nacht erst um fünf Uhr ins Bett gekommen. Was habe ich da gehört, wir sollen die Ermittlungen herunterfahren?«
    Liz seufzte.
    »Es scheint so, als hätten unsere Chefs mal wieder miteinander gesprochen. Deine Polizeipräsidentin hat von einem begrenzten Budget gesprochen und davon, dass Not am Mann sei und sie dich gerne wieder zu rückhätten, während unser Polizeichef wegen anderer Mordfälle, die wir für den Molnes-Fall zurückge-stellt haben, zunehm end unter Dr uck gerät. Natürlich ist nicht die Rede davon, die Ermittlungen einzustellen, sondern bloß, sie nicht mehr mit erster Priorität zu behandeln.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass ich den Befehl erhalten habe, dafür zu sorgen, dass du im Laufe der nächsten Tage in einem Flugzeug nach Hause sitzt.«
    »Und?«

    323

    »Ich habe ihnen gesagt, dass die Flüge im Januar in der Regel ausgebucht sind und dass es de shalb wohl m indestens eine Woche dauern wird.«
    »Das heißt, wir haben noch eine Woche?«
    »Nein, sollte die Touristenklasse ausgebucht sein, soll ich Business Class buchen.«
    Harry lachte. »Dreißigtausend Eier und das bei begrenzten Budgets? Auweia, da fängt aber jemand an, nervös zu werden.«
    Es knarrte, als Liz sich im Stuhl zurücklehnte.
    »Willst du darüber reden, Harry?«
    »Willst du?«
    »Ich weiß nicht, ob ich will « , sagte sie. »Manche Dinge lässt man besser in Frieden, nicht wahr?«
    »Warum tun wir das dann nicht?«
    Sie drehte den Kopf, öffnete die Gardine un d blickte nach draußen. Von Harrys Platz sah es so aus, als zeichne die Sonne einen glänzenden Heiligenschein auf ihren kahlen Schädel.
    »Weißt du, wie hoch der Durchschnittslohn eines Rekruten des Nationalen Polizeidepartments ist, Harry? Hundertfünfzig Dollar im Monat. Im Department sind hundertundzwanzigtau-send Polizisten, die versuchen, ihre Familien zu versorgen, aber wir sind nicht in der Lage, ihnen so viel zu zahlen, dass es auch für sie selbst reicht. Findest du es da erstaunlich, dass einige von ihnen versuchen, ihren Lohn aufzubessern, indem sie m anchmal ein Auge zudrücken?«
    »Nein.«
    Sie seufzte.
    »Ich persönlich habe das nie geschafft. Dabei hätte ich verdammt gut ein bisschen m ehr Geld brauchen können, aber ich kann das irgendwie nicht. Das hört sich für dich sicher wie ein Pfadfinder-Ehrenwort an, aber irgendeiner m uss hier ja den Job machen.«

    324

    »Außerdem ist es deine …«
    »… Verantwortung, ja.« Sie lächelte m üde. »Ein Kreuz m uss man ja tragen.«
    Harry begann zu reden. Sie holte Kaffee, sagte in der Telefon-zentrale Bescheid, dass keine Tele fonate durchgestellt werden sollten, notierte, holte noch m ehr Kaffee, sah an die Decke, fluchte und schickte Harry zu gu ter Letzt nach draußen, dam it sie nachdenken konnte.
    Eine Stunde später rief sie ihn wieder zu sich. Sie war wütend.
    »Verflucht Harry, weißt du ei gentlich, was du da von m ir verlangst?«
    »Ja. Und ich sehe, dass du es verstanden hast.«
    »Ich riskiere m einen Job, wenn ich dich und diesen Løken decke.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Zum Teufel mit dir!«
    Harry grinste.

    Die Frau, die bei der Handelskamm er von Bangkok ans Telefon ging, legte wieder auf, als Harry begann, Englisch zu reden. Er bat Nho, für ihn anzurufen, und buchstabierte den Nam en, der auf der Titelseite der Analyse gestanden hatte, die sie in Klipras Büro gefunden hatten. »Du m usst nur herausfinden, was sie so machen, wer der Besitzer ist und so weiter.«
    Nho verschwand und Harry trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte, bevor er anrief.
    »Hole«, kam es durch den Hörer. Natürlich war das der Nam e seines Vaters, aber Harry wusste, dass er sich schon imm er so gemeldet hatte und dam it die g anze Familie meinte. Es hö rte sich so an, als säß e Mutter noch immer stickend oder lesend in ihrem grünen Sessel im W ohnzimmer. Harry hatte den Verdacht, dass er auch wieder begonnen hatte, mit ihr zu sprechen.

    325

    Sein Vater war gerade aufgestanden. Harry fragte, was er an diesem Tag vorhatte, und hörte erst aunt, dass er in die Hütte in Rauland wollte.
    »Holz hacken«, sagte er. »Es

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